Die Brauerei Veltins bilanziert im 200. Jahr ihres Bestehens das umsatzstärkste Geschäftsjahr ihrer Unternehmensgeschichte. Zwar ging der Ausstoß nach konsumschwachen Monaten um 2,9 Prozent auf 3,26 Millionen Hektoliter zurück, der Umsatz legte aber um 5,3 Prozent auf 441 Millionen Euro kräftig zu.
Während der Biermarkt im Handel schwächelte und die Gastronomie Strukturveränderungen zu bewältigen hat, sieht sich das Unternehmen in beiden Vertriebskanälen gut aufgestellt. „Wir haben die Brauerei mit dem Abschluss der Investitionsoffensive von 420 Millionen Euro zukunftsfähig gemacht – jetzt ernten wir die Vorteile von Effizienz durch Hightech“, sagte der Veltins-Generalbevollmächtigte Michael Huber heute bei der Vorstellung der Jahreszahlen.
Branchenverluste so hoch wie nie zuvor
Inflation und Konsumschwäche machten im vergangenen Jahr dem deutschen Biermarkt schwer zu schaffen. Nach Veltins-Schätzungen hat die gesamte Brauwirtschaft in nur zwölf Monaten 3,5 Millionen Hektoliter verloren – so viel wie in keinem anderen Jahr zuvor. Anlass zur Sorge sieht man bei Veltins besonders angesichts des enormen Tempos der Mengenabschmelzung: In den zurückliegenden sechs Jahren gingen zehn Millionen Hektoliter verloren – so viel Volumen wie in dem kompletten Jahrzehnt von 2007 bis 2017.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich Huber mit der Entwicklung der Veltins Brauerei „sehr zufrieden“: Ihr Ausstoß wuchs von 2013 bis 2023 um 21 Prozent, der Umsatz sogar um 53 Prozent. In schwierigen Zeiten müsse man sich klarmachen, was man längerfristig erreicht habe. Die Zahlen bestätigten den Kurs des Unternehmens „Wert vor Menge“.
Gleichwohl bewegt sich auch Veltins in einem sich weiter verschärfenden Wettbewerbsumfeld. „Die veränderte Demografie schlägt mit der Verkleinerung der konsumrelevanten Zielgruppe stärker zu Buche als früher und führt zu weiterer Wettbewerbsintensität“, erklärte Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb.
Die Brauerei sieht sich aber trotz der schwierigen Gesamtsituation gut aufgestellt. Mit dem Ausstoß von 3,26 Millionen Hektolitern bewegte sich das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 weiterhin über dem Marktniveau. Die Marke Veltins Pilsener erreichte – nach Zuwächsen beim Fassbier (+2,8 %) und einem Minus im Handel (Flasche -4,8 %, Dose -7,5 %) – einen Ausstoß von insgesamt 2,315 Millionen Hektolitern. 199.200 Hektoliter trugen die Ergänzungssorten mit Radler, alkoholfreien Bieren und Fassbrausen bei.
Grevensteiner verliert, Pülleken gewinnt
„Erfreuliche Zuwächse“ um 7,6 Prozent meldet die Brauerei bei ihren Fassbrausen unter der Dachmarke. Die Biermix-Marke V+ legte um 4,9 Prozent in der Menge zu. Dies sei vor allem dem lebhaften Eventgeschäft sowie dem Trendgeschmack V+ Sprizz zu verdanken. Ein deutliches Minus hingegen musste die Marke Grevensteiner hinnehmen. Analog zum allgemeinen Markttrend ging der Absatz um 18,8 Prozent zurück.
Positiv fällt hingegen die Bilanz für das helle Pülleken aus, das den Trend zu weniger hopfenbetonten Bieren für sich nutzen konnte. Im vierten Verkaufsjahr wuchs der Absatz um 6,6 Prozent auf 272.800 Hektoliter. Inzwischen zählt die Marke laut Unternehmensangaben zu den Top-5-Hellbier-Marken im Handel und ist in 18.000 Outlets deutschlandweit verfügbar. Einen „nennenswerten Beitrag zum Markenwachstum“ leistete auch das im Spätsommer in den Markt eingeführte Pülleken vom Fass, das inzwischen in 3.000 Gastronomie-Objekten erhältlich ist.
Über alle Marken hinweg legte das Fassbiergeschäft um 2,9 Prozent auf 456.800 Hektoliter zu. Diese Markterholung bedeute zugleich eine Bestätigung der gastronomischen Aktivitäten der Brauerei, die mit 13.200 verbundenen Betrieben ein unverändert hohes Engagement in der nationalen Gastronomie beweise, heißt es aus Meschede-Grevenstein.
Weiter hohe Investitionen in Klimaneutralität
Ein „Gebot der Stunde“ ist für Veltins indessen, weiterhin hohe Beträge bereitzustellen, um den energieintensiven Braubetrieb in eine klimaneutrale Zukunft zu führen. Damit stehe die gesamte Brauwirtschaft vor den größten Investitionen des laufenden Jahrzehnts. „Schon heute ist absehbar, dass die kostspielige Transformation hin zu regenerativen Energien viele Braubetriebe finanziell überfordern und zu einer Existenzfrage wird“, unterstreicht Michael Huber.
Die Brauerei Veltins steht allein am Stammsitz Grevenstein vor weiteren Investitionen von 90 Millionen Euro in Windkraft, Photovoltaik und Energiespeichersysteme. „Wir werden das Wesentliche bis 2030 zu stemmen haben“, so Huber. Im 200. Jahr seines Bestehens sieht sich das Unternehmen nach eigenem Bekunden für die strukturellen Veränderungen der Brauwirtschaft gut aufgestellt. „Wir werden die wertorientierte Unternehmens- und Vermarktungspolitik fortsetzen, komme, was da wolle. Uns geht es um Langfristigkeit in der Marktakzeptanz und der Standort- und Arbeitsplatzsicherheit“, so Michael Huber.