Die Gedat Getränkedaten GmbH will die Artikelstammdatenbank der Getränkebranche werden. Als Interessensvertretung der Marktteilnehmer und um den Informationsaustausch zu verbessern, wurde im Januar ein Stakeholder-Beirat gegründet. Getränke News sprach mit Gedat-Geschäftsführer Wolfram Scholz über die Hintergründe.
Getränke News: Aktuell wurde ein Stakeholder-Beirat gegründet. Warum?
Scholz: Die Gründung des Stakeholder-Beirats ist Teil des Gedat-Strategieplans. Die über unsere Plattform übermittelten Daten spielen in zahlreichen Prozessen beim Getränkefachgroßhandel (GFGH) und den Herstellern sowie deren Dienstleistern eine große Rolle. Wir müssen für unsere Kunden ständig die Prozesse im elektronischen Informationsaustausch optimieren. Da ist es Voraussetzung, schnell auf neue Marktentwicklungen zu reagieren und die Bedürfnisse der Marktspieler genau zu kennen. Der Stakeholder-Beirat ist dafür unser „Ohr am Markt“.
Getränke News: Wie wichtig sind heute die Artikelstammdaten?
Scholz: Korrekte Artikelstammdaten sind für Hersteller und Getränkefachgroßhandel ein Muss. Sie sind die Grundlagen zur digitalisierten Informationsübermittlung zwischen Geschäftspartnern ohne Medienbrüche, von der Bestellung bis zur Abrechnung. Artikelstammdaten sind Grundlage aller Aktivitäten für Einkauf, Disposition, Logistik, Verkauf oder Marketing. Sie identifizieren einen Artikel eindeutig und geben Aufschluss über die exakten Abmessungen und Gewichte eines Artikels für logistische Prozesse. Sie füttern den Online-Shop mit Informationen und ermöglichen überhaupt E-Commerce. Außerdem enthalten sie Pflichtangaben wie Nährwerte, Allergene oder Mindesthaltbarkeit. Dabei gilt wie überall: Je höher die Qualität der Daten, desto reibungsloser funktionieren die Geschäftsprozesse.
Getränke News: Woher bekommt der Getränkefachgroßhandel diese Daten?
Scholz: Digitalisierung im Jahr 2020 bedeutet für den Getränkefachgroßhandel leider immer noch, sich die benötigten Artikelstammdaten von Hand aus verschiedenen Quellen zusammenzusuchen: Ein Teil liegt in Webportalen, einen anderen Teil findet er in gedruckten Prospekten und den Rest tippt er sich direkt vom Produktgebinde ab. Zusätzlich zu den Stammdaten darf er dasselbe Spiel noch einmal für die Produktabbildungen durchführen. Sie können sich vorstellen, was das bedeutet, wenn der GFGH zig Produkte von mehreren hundert Herstellern führt.
Getränke News: Es gibt aber bereits Artikelstammdatenbanken am Markt. Wozu eine weitere von Gedat?
Scholz: Die etablierten Artikelstammdatenbanken sind weder vollständig gefüllt, noch auf die Anforderungen der Getränkeindustrie abgestimmt sind. Diese erfüllen in erster Linie die Anforderungen der Kassensysteme des Lebensmittelhandels und nicht die logistischen Anforderungen eines Wiederverkäufers. Es gibt, Stand heute, kein Artikelstammdatenportal für den Bedarf des Getränkefachgroßhandels, in dem die Hersteller eigenverantwortlich Stammdaten pflegen. Auch die hohen Betriebskosten sind ein Grund dafür, dass der Fachgroßhandel von einer Anbindung Abstand nimmt. Da ist es nicht verwunderlich, dass der GFGH in seinem Warenwirtschaftssystem nur die notwendigsten Felder pflegt und diese mit individuellen Inhalten befüllt. Das geht natürlich zu Lasten der Datenqualität.
Getränke News: Gedat bietet die Datenbank zum Selbstkostenpreis an, weil das Unternehmen nicht gewinnorientiert arbeitet. Wem gehört die GmbH und was steckt dahinter?
Scholz: Gedat befindet sich im Besitz von 24 Unternehmen aus der Getränkebranche. Seit knapp 30 Jahren übermittelt das Unternehmen über seine technische Plattform EDI- und Absatzmeldungen. Das Netzwerk verknüpft die Getränkehersteller mit rund 2.000 meldenden GFGHs. Für die GFGHs ist die Teilnahme an den bestehenden Services kostenlos, die Gebühren tragen die Hersteller. Daher sind die Preise auf Deckung der Selbstkosten ausgelegt. Genau das macht Gedat zum idealen Marktspieler für die Einführung einer Artikelstammdatenbank. Denn wir verfügen über die technische Kompetenz, den Marktzugang in die Getränkebranche und sind in der Lage, günstige Services anzubieten. „get Item“ ist nicht ein weiterer, auf Gewinnmaximierung ausgelegter Service, sondern als neutrales „Austausch-Hub“ konzipiert, zum Vorteil aller Branchenvertreter. Es vernetzt Hersteller und den Getränkefachgroßhandel mit aktuellen und vollständigen Informationen, die auf die Anforderungen der Getränkebranche abgestimmt sind.
Getränke News: Wie viele Hersteller sind aktuell an Bord? Wie viele sollen es werden?
Scholz: Derzeit haben wir rund 60 Hersteller aus den Bereichen Mineralbrunnen, Spirituose, Bier, Fruchtsaft und Erfrischungsgetränke als Kunden für die Services Absatzdatenübermittlung und EDI. Mit der Artikelstammdatenbank „get Item“ haben wir die Chance, diese Basis sehr viel stärker auszubauen, insbesondere bei Wein und Spirituose. Das Potenzial ist also hoch. Zum Start am 30.03.2020 ist es das Ziel, genügend Hersteller für eine Teilnahme zu akquirieren und damit eine kritische Masse an Artikelstammdaten bereitzustellen. Derzeit sind rund 5.000 Artikel ins System geladen und werden hinsichtlich der Qualität analysiert.