Der Bierabsatz ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozent oder 1,2 Millionen Hektoliter gesunken. Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilt, verkauften die Brauereien aus Deutschland insgesamt 83 Millionen Hektoliter Bier. Damit setzte sich der langfristige Negativtrend fort. So wurde 2024 insgesamt 13,7 Prozent oder 13 Millionen Hektoliter weniger Bier abgesetzt als im Jahr 2014.
82 Prozent des Bierabsatzes wurden 2024 in Deutschland verkauft, 18 Prozent steuerfrei exportiert. Davon gingen 8 Millionen Hektoliter (+3,1 Prozent) in EU-Staaten und 6 Millionen Hektoliter (-0,3 Prozent) in Nicht-EU-Staaten. Der Absatz von Biermischgetränken ging 2024 weiter zurück. Insgesamt wurden 3,8 Millionen Hektoliter abgesetzt, das waren 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Schlechte Stimmung beim Absatz spürbar
„Die knapp 1.500 Brauereien in Deutschland stehen weiterhin vor großen Herausforderungen. Auf der einen Seite setzen die gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie, Personal und Logistik die Betriebe unter Druck, auf der anderen Seite bekommen sie gleichzeitig die Konsumzurückhaltung der Verbraucher zu spüren“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Ähnlich wie bei Gastronomie und Handel schlagen die hohe Inflation und die schlechte Verbraucherstimmung auch aufs Geschäft der Brauereien voll durch“, so Eichele.
Dabei hatte das Jahr noch vielversprechend begonnen: Bis Mai 2024 erzielten die Brauereien im Inland noch ein Absatzplus von 2,5 Prozent, dann drehte der Markt über den Sommer überraschend ins Minus, sodass bis November ein Rückgang von 2,1 Prozent bilanziert werden musste. „Zu dieser außergewöhnlich volatilen Entwicklung haben die Wetterkapriolen beigetragen, mit Regenperioden im Frühjahr und Sommer. Viele Biergartenbesuche fielen buchstäblich ins Wasser, betroffen waren auch Events rund um die Fußball-Europameisterschaft“, erklärt Eichele.
EM blieb hinter den Erwartungen
Tatsache ist: Trotz der hohen Erwartungen der Brauereien wurde die Fußball-Europameisterschaft zu einem Totalausfall. Allein im Turniermonat Juni sackte der Ausstoß der Brauwirtschaft auf einen historischen Tiefpunkt und war 2024 – auch wegen des schlechten Wetters – der schlechteste Bier-Monat im Vorjahresvergleich mit einem Minus von 13,5 Prozent. „Die Fanmeilen waren zwar voll, aber beim Rudelgucken daheim wollte keine Begeisterung aufkommen – der Funke ist nicht übergesprungen“, sagt Dr. Volker Kuhl, Sprecher der Geschäftsführung der Brauerei Veltins. „Zum Vergleich: Über drei Millionen Hektoliter Bier wurden im gleichen Zeitraum 2006 zur Fußball-WM in Deutschland mehr verkauft“, so Kuhl.
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr ist der Deutsche Brauer-Bund verhalten optimistisch. „Zwar werden uns die hohen Kosten vorerst weiter begleiten, jedoch zeigt sich auch, dass die deutsche Brauwirtschaft mit ihren überwiegend handwerklichen und mittelständischen Betrieben zuletzt in unterschiedlichen Krisen eine bemerkenswerte Resilienz bewiesen hat“, sagt Eichele. „Immer neue Produkteinführungen insbesondere im Bereich alkoholfreier Biere zeigen, wie sich Innovation und Tradition verbinden.“
Hohe Kosten belasten die Branche
Für viele Brauereien ist die Luft jedoch so eng geworden, dass es bereits 2024 erste Betriebsaufgaben kleinerer Unternehmen gab. „Und das ist erst der Anfang“, sagt Kuhl. Die Verbraucher müssten sich in vielen Teilen des Landes ernsthaft Sorgen machen, wie es mit der kleinteiligen Brauwirtschaft in Zukunft weiterginge. „Marktgefüge und Handelsmacht auf der einen Seite sowie Beschaffungskosten und Investitionszwang in die energetische Transformation auf der anderen Seite bringen viele Brauereien in eine existenzgefährdende Sandwich-Position, aus der ihnen niemand heraushelfen kann“, erklärt der Veltins-Chef. Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Brauwirtschaft vor den größten Investitionen in den nächsten Jahren steht. „Klimaneutralität und Energiewende werden zur Nagelprobe der Zukunftsfähigkeit werden“, so Kuhl.
Alkoholfreies Bier wächst weiter
Von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden alkoholfreie Biere – hier melden die Brauereien erneut einen erfreulichen Trend. Seit 2003 hat sich die Produktion mehr als verdoppelt auf 6,7 Millionen Hektoliter im Jahr 2023. Laut Nielsen kam alkoholfreies Bier im Herbst 2024 im Handel bereits auf einen Marktanteil von 8,9 Prozent und ist damit hinter dem Marktführer Pils (48,1 Prozent) und Hellbieren (10,6 Prozent) die drittbeliebteste Biersorte der Deutschen. „Wir erwarten, dass bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird“, so Eichele. Die Zeiten, in denen Alkoholfreies ein reines „Autofahrerbier“ war, seien längst vorbei. „Heute ist alkoholfreies Bier ein Lifestyle-Getränk, das durch seine Vielfalt und seinen Geschmack überzeugt“, sagt Eichele.