Die Oettinger Braugruppe richtet sich strategisch neu aus. Dabei sollen die Bereiche Softdrinks und innovative Getränke deutlich ausgebaut werden. Bis 2026 will das Unternehmen damit 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaften. „Oettinger wird vom Bierbrauer zum Getränkehersteller. Und dabei werden wir besonders darauf achten, als Unternehmen profitabel zu bleiben und noch profitabler zu werden“, erklärt CEO Stefan Blaschak. Ab Frühjahr 2024 wird das deutschlandweit produzierende Unternehmen mit Stammsitz im bayerischen Oettingen unter der Dachmarke Oettinger Getränke arbeiten.
Kernelement der strategischen Ausrichtung sei die Stärkung der Eigenmarken, deren Anteil am Umsatz bis 2026 auf 50 Prozent erhöht werden soll. Im Ausland sollen bis 2026 mit den Eigenmarken 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden, heißt es. Bereits in wenigen Monaten erhalte die Hauptmarke Oettinger einen neuen Look, das Sortiment der Dosenbiermarke 5,0 Original soll erweitert werden.
Zudem bringt Oettinger ein breites Sortiment unter der Marke „Oe“ auf den Markt. „Mit Oe fordern wir den gesamten Getränkemarkt heraus. Oe wird unser Synonym für kreative, neue und einzigartige Produktideen. Ganz gleich ob alkoholhaltig oder alkoholfrei, ob Dose oder Flasche, ob gebraut, destilliert oder ausgemischt“, beschreibt Blaschak die neue Range. Bereits 2020 brachte Oettinger einen Eistee unter dem Namen „Oe Tea“ auf den Markt.
Preiseinstieg verliert seit Jahren
Die Oettinger Braugruppe kämpft seit Jahren gegen sinkende Absätze und musste zuletzt sogar ihren Standort in Gotha verkaufen. Zum 1. Januar 2023 übernahm Paulaner den Betrieb (wir berichteten). Tatsache ist: Aufgrund erheblicher Kostensteigerungen musste auch Oettinger das Preisniveau seines gesamten Sortiments anheben. Gleichzeitig sorgte der nationale Handel mit einem aggressiven Aktionspreisverhalten dafür, dass sich der Preisabstand von Oettinger-Bier zu den Premium-Marken deutlich verringerte. Die Folgen: Der Preiseinstiegsbereich beim Bier verliert Volumen, die Premiummarken verlieren durch die niedrigen Preise ein Stück ihrer Wertigkeit.
Fest steht: Die für den Erfolg des Oettinger-Geschäftsmodells notwendige Preisspreizung hat an abgrenzender Schärfe verloren, so dass selbst der sparsame Käufer deutlich öfter als früher den blauen Kasten aus Oettingen, Mönchengladbach oder Braunschweig links liegen lässt und lieber zu einer Fernsehmarke greift.
Druck im Braukessel steigt
Auch wenn Oettinger in seiner aktuellen Pressemeldung noch einen Ausstoß von rund acht Millionen Hektoliter angibt, dürfte der Bierausstoß inzwischen nach Informationen von Getränke News unter drei Millionen Hektoliter gefallen sein.
Branchenkenner sind sich einig: Die Zukunft für die Oettinger Braugruppe ist keineswegs auf Rosen gebettet. Die Wachstumsjahre sind längst vorbei, die strukturellen Marktveränderungen und insbesondere die kaum änderbare Verbrauchereinstellung zu Preiseinstiegsmarken lässt auf absehbare Zeit keine Mengenzuwächse erwarten. Angesichts der zu erwartenden Umsatz- und Renditerückgänge der nächsten Jahre dürfte der Druck im Oettinger-Braukessel groß bleiben.