Die Paulaner Brauerei Gruppe hat am vergangenen Freitag den Vertrag zum Kauf des Oettinger Brauereistandortes in Gotha unterschrieben. Die Zustimmung der Kartellbehörden vorausgesetzt, soll der Standort Gotha rechtswirksam zum 1. Januar 2023 an Paulaner übergehen, heißt es in der heutigen Pressemitteilung. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Paulaner Brauerei Gruppe übernimmt die Bereiche Herstellung, Abfüllung, Logistik und Zentrale Dienste mit rund 170 Arbeitsplätzen. Die in Gotha beschäftigten 23 Mitarbeiter der Abteilungen Vertrieb, Export und Marketing sollen bei Oettinger verbleiben. Aus diesem Grund wird die Oettinger Brauerei unmittelbar Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufnehmen. Alle Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben, so das Unternehmen.
Paulaner Spezi bald aus Thüringen
„Um der stetig wachsenden Beliebtheit des Sortiments und den entsprechenden Absatzsteigerungen der vergangenen Jahre Rechnung zu tragen und weiteres nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, haben wir Produktionsstandorte und attraktive Zukäufe geprüft. Das haben wir in Gotha gefunden“, erklärt Dr. Jörg Lehmann, CEO der Paulaner Brauerei Gruppe. Tatsache ist: Die deutlich gestiegene Nachfrage nach Paulaner-Produkten hat die erst vor sieben Jahren neu gebaute Brauerei in München Langwied an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Trotz mehrfachem Ausbau konnte Paulaner zeitweise einige Biersorten nicht mehr herstellen. Insbesondere die Cola-Orangenlimonade Paulaner Spezi, die inzwischen beim Absatz auf gut eine Million Hektoliter gewachsen ist, belegt große Abfüllkapazitäten.
Standort Gotha 2021 modernisiert
Mit dem Brauereistandort in Gotha gewinnt Paulaner gut 1,4 Millionen Hektoliter Braukapazität, die Spezi-Produktion könnte künftig also nach Thüringen ausgelagert werden. Die Oettinger Brauerei hatte in den vergangenen Jahren intensiv in den Standort investiert, erst im vorigen Jahr wurden rund 2,5 Millionen Euro in die Modernisierung gesteckt. Pia Kollmar, Oettinger-Hauptgesellschafterin und Geschäftsführerin: „Wir freuen uns sehr, dass mit dem Verkauf an Paulaner die Arbeitsplätze der Brauerei in Gotha erhalten bleiben. Gleichzeitig ist dies für uns bei Oettinger ein wichtiger Schritt unseres Unternehmensumbaus mit einer für alle Beteiligten guten Lösung.“
Die Oettinger Brauereigruppe hatte Anfang Juni bekanntgegeben (wir berichteten), ihren Thüringer Standort Gotha zum Jahresende teilweise zu schließen. Die Brauerei reagiert damit nach eigenen Angaben auf die rückläufigen Bierabsätze in den vergangenen Jahren und will sich mit einer veränderten Unternehmensstruktur für die Zukunft neu aufstellen.
Gewerkschaft atmet auf
Tim Lubecki von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) über die geplante Übernahme des Oettinger-Standorts: „Diese Nachricht lässt viele Menschen in Gotha aufatmen. Die Belegschaft, der Betriebsrat, die Gewerkschaft NGG und die Bevölkerung von Gotha, sie alle haben sich mit viel Herzblut für den Erhalt der traditionsreichen Braustätte eingesetzt. Das ist ihr Erfolg.“ Sorgen bereite allerdings nach wie vor die Zukunft der verbleibenden Oettinger-Betriebsstätten in Braunschweig, Mönchengladbach, Walldorf und Oettingen. „Für diese Betriebe gilt es, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln, um dauerhaft am Markt zu bestehen. Hierzu gehören attraktive, tarifgebundene Arbeitsplätze, mehr Krisenkompetenz in der Geschäftsführung, eine Stärkung der Eigenmarke und Investitionen in die Lagerlogistik“, sagt Lubecki.
Über Oettinger
Mit einem Ausstoß von rund acht Millionen Hektolitern zählt die Oettinger Gruppe nach eigenen Angaben zu den größten Getränkeherstellern in Deutschland. Insgesamt arbeiten rund 1.000 Mitarbeiter deutschlandweit regional an vier Standorten: Oettingen (Bayern, Stammsitz), Braunschweig (Niedersachsen), Gotha (Thüringen) und Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen).
Über Paulaner
Die Paulaner Brauerei Gruppe, ein Unternehmen der Schörghuber Unternehmensgruppe, ist ein Joint Venture mit Heineken. Mit Marken wie Paulaner, Hacker-Pschorr, Mönchshof und Fürstenberg ist sie eine der größten Brauereigruppen hierzulande. Die Gruppe hält eine hundertprozentige Beteiligung an der Fürstlich Fürstenbergischen Brauerei, der Privatbrauerei Hoepfner und der Privat-Brauerei Schmucker sowie 63,8 Prozent an der Kulmbacher Brauerei.