Die deutschen Brauereien verkaufen immer weniger Bier. Seit der Jahrtausendwende hat der deutsche Biermarkt rund 24 Millionen Hektoliter alkoholhaltiges Bier verloren. Alkoholfreies Bier legt dagegen zu. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich hier die gebraute Menge verdoppelt (wir berichteten). Veränderte Konsumgewohnheiten und die demografische Entwicklung sind die Hauptursachen dieser negativen Entwicklung.
Die Corona-Pandemie hat die Situation bei den deutschen Brauereien nun noch einmal deutlich verschärft: Allein im ersten Halbjahr 2020 ging der Bierabsatz laut Statistischem Bundesamt um 6,6 Prozent (-3,03 Millionen Hektoliter) auf 43 Millionen Hektoliter zurück. Corona-bedingt geschlossene Bars und Restaurants, abgesagte Feste und Großveranstaltungen sorgten besonders im April (-17,3 Prozent) und Mai (-13,0 Prozent) für einen starken Absatzrückgang. Seit die Beschränkungen im Mai wieder gelockert wurden, erholt sich auch der Bierabsatz langsam wieder. Im Juni wurde nur noch 1,9 Prozent weniger Bier als im Vorjahresmonat abgesetzt. Die deutsche Brauwirtschaft befinde sich „in einer der schwierigsten Jahre ihrer Geschichte“, kommentiert Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, die Entwicklung auf Nachfrage von Getränke News.

Tiefgreifende Veränderungen erwartet
Für die kommenden Jahre zeigt sich der Brauer-Bund-Chef wenig optimistisch. Er rechnet mit tiefgreifenden Veränderungen in der Gastronomie, die den deutschen Biermarkt langfristig verändern könnten. Viele Kneipen, Bars und Restaurants werden nach seiner Einschätzung aufgeben müssen, die Innenstädte blieben leerer, weil sich das Ausgehverhalten ändere. Auch im Tourismus, bei Tagungen und Events müsse man sich dauerhaft auf harte Einschnitte gefasst machen. „Dieser Strukturwandel ist tiefgreifend, er hat gerade erst begonnen“, so Eichele. Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe, glaubt, dass infolge der Corona-Krise dauerhaft weniger Bier getrunken wird. Der Konsum in Gaststätten und bei Veranstaltungen werde nach Corona maximal 80 Prozent des alten Marktniveaus erreichen, so Dahm.

Normalbetrieb frühestens 2022
Tatsache ist: Für die Gastronomie bleibt die Situation schwierig. Viele Betriebe erreichen nach wie vor gerade einmal einen Bruchteil ihrer Wochenumsätze. Während jedoch auf dem Land die Leute die Gastronomie wieder besuchen, leiden insbesondere die Wirte und Hoteliers in den Städten. Fehlende Touristen aus dem Ausland, der Wegfall von Messen, Kongressen und Geschäftsreisen machen sich hier deutlich bemerkbar. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) befürchtet, dass 70.000 Hotel- und Gastronomiebetriebe diese schweren Zeiten nicht überstehen könnten. Der Generalbevollmächtigte der Brauerei Veltins, Michael Huber, rechnet nicht vor 2022 mit einer Rückkehr zum Normalbetrieb. Frühestens in 30 Monaten seien die belastenden Turbulenzen überwunden. „Wir kämpfen dafür, 2023 wieder da zu sein, wo wir 2019 waren. Und ich bin sicher, wir schaffen das!“, so Huber gegenüber Getränke News.