Die Corona-Krise wird massive Auswirkungen auf die Beschäftigungslage in den deutschen Brauereien haben. 87 Prozent der Betriebe rechnen mit der Einführung von Kurzarbeit, 18 Prozent mit Entlassungen. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Deutschen Brauer-Bundes, die Getränke News vorliegt. Gleichzeitig rechnet fast jede dritte befragte Brauerei mit Personalmangel, da Mitarbeiter bedingt durch Krankheit oder fehlende Kinderbetreuung zu Hause bleiben müssen.
Zudem drohen Auswirkungen des Personalmangels in Partnerbranchen auf die Brauereien durchzuschlagen, etwa beim Hopfenanbau oder im Bereich der Logistik aufgrund von Grenzschließungen oder Erkrankungen von Lkw-Fahrern. Besonders hervorgehoben wird die Lieferung von Malz, Kronenkorken und Pappen, Desinfektions- und Reinigungsmitteln, Hefe und Kohlendioxid. Gerade in diesen kritischen Bereichen müsse der Nachschub jederzeit sichergestellt sein.
Engpässe beim Leergut erwartet
Noch ist in fast allen deutschen Brauereien die Produktions- und Lieferfähigkeit gesichert. Auch die Logistik und Warenverteilung läuft weitgehend reibungslos, ergab die Umfrage. Kritischer ist das Bild bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Verpackungen, wo bereits mehr als acht Prozent der Brauereien Ausfälle zu beklagen haben. So gibt es erste Engpässe bei Verpackungsmaterial, Verschlüssen und Glas.
Fast jede zweite Brauerei (49 Prozent) erwartet, dass es in den kommenden Wochen zu Engpässen beim Leergut kommt. Mit Blick auf stockende Leergutströme kritisieren befragte Brauereien, viele Verbraucher würden „Ware horten“, aber auch der Getränkefachgroßhandel (GFGH) führe Leergut nicht zügig genug zurück, innerhalb Deutschlands wie auch aus dem EU-Ausland (z.B. Italien, Polen, Rumänien).
Absatz und Umsatz brechen ein
Bei der Frage nach den bisherigen Absatzverlusten macht sich bemerkbar, dass am Beginn der Krise im Februar zunächst der Einbruch der wichtigsten Exportmärkte Italien und China stand. Daher dominieren derzeit mit knapp 58 Prozent noch die Absatzverluste im Export, während die durch die dramatische Krise in der Gastronomie zu erleidenden Absatzrückgänge mit 38 Prozent angegeben werden – ein Wert, der sich in den kommenden Wochen wohl drastisch erhöhen wird. Der Absatz im Handel zeigt sich mit einem durchschnittlichen Rückgang von ca. 4 Prozent noch recht stabil.
Bei der Frage nach den durch die Corona-Pandemie zu erwartenden Zahlungsrückgängen sind die Angaben der befragten Brauereien so deckungsgleich wie bei kaum einem anderen Themenfeld: Fast alle Unternehmen (97 Prozent) rechnen mit einem Rückgang der Umsätze, nahezu 80 Prozent sehen sich betroffen durch Ausfälle oder Stundungen von Mieten und Pachten.
Brauer kritisieren Hilfsmaßnahmen
Überwiegend kritisch äußern sich die befragten Brauereien zu den derzeitigen Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern: Mehr als 56 Prozent bewerten die Hilfspakete als unzureichend, nur knapp 15 Prozent halten die Hilfen für angemessen. Seitens der Brauereien wird scharfe Kritik insbesondere an den unterschiedlichen und unabgestimmten Hilfsansätzen der 16 Bundesländer geübt, die den Mittelstand unzureichend berücksichtigten. Neben einem Verzicht auf Steuervorauszahlungen und der flächendeckenden Gewährung von Zuschüssen für mittelständische Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten wird die Übernahme von Haftungsrisiken durch die Förderbank KfW angeregt, um den Hausbanken Zinssenkungen für betroffene Unternehmen erleichtern zu können.
Zur Umfrage
Der Deutsche Brauer-Bund hat in den vergangenen Tagen (24. bis 31. März) eine erste stichprobenartige Befragung durchgeführt, um in der Corona-Krise Erkenntnisse über die Betroffenheit der Branche zu gewinnen. Es haben sich 70 Brauereien aller Unternehmensgrößen an der Umfrage beteiligt. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ, dem Brauer-Bund zufolge spiegeln die Rückmeldungen aber im Hinblick auf die Mitarbeiterzahlen der beteiligten Brauereien die Struktur des deutschen Biermarktes wider.