Die Produktion und Abfüllung der Pfungstädter Brauerei werden 2023 eingestellt. Das teilte Brauereiinhaber Uwe Lauer den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung mit. Für die knapp 70 Mitarbeiter folgen die Kündigungen aufgrund gesetzlicher Fristen bereits zu Beginn des neuen Jahres. „Das Ende der Brauerei ist besiegelt“, so Lauer.
Dabei wurde die Brauerei, die sich im Schutzschirmverfahren befand (wir berichteten), durch den Kauf des hessischen Anlagenbauers Uwe Lauer im August 2020 vor der Insolvenz gerettet. Der Gläubigerausschuss hatte sich für das Angebot des Anlagenbauers aus Seeheim-Jugenheim entschieden. Uwe Lauer wollte eine neue Brauerei bauen, in der alten Maschinenhalle einen Brew Pub mit kleiner Craftbier-Brauerei und im Industriegebiet von Pfungstadt ein modernes Abfüll- und Logistikzentrum errichten.
Daraus wurde jedoch nichts, denn das Brauereigrundstück, das lediglich gepachtet ist, wurde an das Family Office des Mannheimer Unternehmers Daniel Hopp (Sohn des SAP-Gründers Dietmar Hopp) und der Dossenheimer Projektentwickler Conceptaplan verkauft. Auf dem rund 45.000 Quadratmeter großen Areal soll nun ein neues Stadtquartier mit Wohnungen entstehen. Die ersten der bis zu 550 Wohnungen sollen 2026 bezugsfertig sein.
Bürgerinitiative ist gescheitert
Um die Pläne zu verhindern und damit die Brauerei zu retten wurde zwar eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Brauen statt Bauen“ gegründet, die über einen Bürgerentscheid den Bau der Wohnungen verhindern wollte. Dieses Bürgerbegehren wies jedoch das Stadtparlament aus formalen Gründen ab. Der Grund: Fristen waren nicht eingehalten worden. Auch eine von Bürgermeister Patrick Koch vorgeschlagene Bürgerbefragung lehnten die Stadtverordneten ab.
Ein Umzug der Brauerei auf ein anderes Gelände ist laut Lauer nicht möglich. Es gebe keinen anderen geeigneten Standort, denn die bestehenden Wasserrechte, die er mit vier eigenen Brunnen in Pfungstadt hat, würde er anderswo nicht bekommen, so der Unternehmer. Auch eine gemeinsame Existenz von Wohnpark und Brauerei auf dem Areal ginge nicht. Die wichtigen Anlagen seien historisch bedingt einfach zu weit auseinander. Diese zusammenzulegen würde den Betrieb monatelang lahmlegen. Der Mietvertrag für das Grundstück läuft noch bis Ende kommenden Jahres.
Bereits im Januar werde es Gespräche über die Abläufe der Brauereischließung geben. Produktion und Abfüllung werden Mitte 2023 eingestellt. Mitte des Jahres werde mit dem Rückbau begonnen. Dann werden die Anlagen demontiert und das Leergut teilweise verkauft, heißt es. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, endet 2023 eine über 190 Jahre alte Brautradition in Südhessen. Ein Betrieb, der laut Geschäftsführung inzwischen wirtschaftlich wieder gut dasteht, verschwindet endgültig von der Landkarte.