Durch eine höhere Mehrwegquote und die Verwendung von mehr Rezyklat könnten 50 bis 80 Prozent der klimaschädlichen Emissionen vermieden werden, die bei der Herstellung von Getränkeverpackungen aufkommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die das Öko-Institut im Auftrag des Nabu durchgeführt hat. Um dies zu erreichen, schlagen die Forscher die Erhebung einer Umweltsteuer vor.
Dadurch könnten sich „unterschiedliche Klimabelastungen auch in unterschiedlichen Preisen niederschlagen“ und so ökologischere Verpackungen gefördert werden, erklärt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die bisherige Strategie, die Erfüllung der Mehrwegquote dem Markt zu überlassen, sei hingegen gescheitert.
62 Cent für PET-Einwegflasche?
Im Vorschlag des Öko-Instituts würde zum Beispiel die Steuer für eine 1-Liter-Flasche für Erfrischungsgetränke bei der Kunststoff-Einwegflasche 0,62 Euro betragen, bei der Kunststoff-Mehrwegflasche, die 20 Mal befüllt wird, nur 0,06 Euro pro Nutzung. Bei einem hohen Einsatz von Recycling-Kunststoff reduzieren sich laut den Studienmachern diese Steuerbeträge jeweils um circa 65 Prozent.
Ziel einer solchen Steuer solle nicht sein, möglichst hohe Steuern einzunehmen, sondern Angebot und Nachfrage nach Mehrweg zu vergrößern, heißt es. Zudem werde der Einsatz von Recyclingmaterialien gefördert. In ein Steuer- oder Abgabemodell sollte im Übrigen auch Einwegglas einbezogen werden, fordert der Nabu. Es komme trotz seiner hohen Umweltbelastung in der öffentlichen Debatte viel zu kurz.
Die Umweltschützer stufen das Steuermodell als differenzierter ein als andere Vorschläge zur Mehrwegförderung, wie eine pauschale Abgabe nur auf Einweg. Dies stärke die umweltpolitische Legitimation der Idee.
Transporte bleiben außen vor
Gegen die Vorschläge hat sich, gleich nach Veröffentlichung, das Forum Getränkedose, ausgesprochen, das die Interessen von Dosenherstellern, ihrer Zulieferer und zugehöriger Branchen vertritt. Die Studie lasse die klimaschädlichen Transporte im Bereich der Mehrweg-Getränkeverpackungen völlig außer Acht, kritisiert Geschäftsführerin Claudia Bierth. Eine reine Materialsteuer führe nicht zu mehr Umweltschutz.
Tatsächlich könnte wohl eine realistische Abschätzung – wenn überhaupt – nur eine neue Ökobilanz liefern. Anders als die vorliegende Untersuchung muss sie „alle Stoffströme, die mit dem betrachteten System verbunden sind“, berücksichtigen, wie es das Umweltbundesamt auf seiner Webseite ausführt. Dazu zählen unter anderem eben auch Transporte, die gerade im Mehrweggeschäft erheblich ins Gewicht fallen.