Deutschlands Bierfreunde brauchen sich zum Osterfest keine Gedanken über die jüngste Bierpreisrunde der Brauereien zu machen. Der Aktionsspiegel von Getränke News zeigt nahezu unveränderte Preisschwellen – es gibt Niedrigpreise wie zu Weihnachten! Deutlicher als im Vorjahr sind aber die bayrischen Brauer unter Druck gekommen. Deren Traditionssorte Hell konnte in jüngster Zeit zwar beim Verbraucher punkten, einzelne Marken rutschen jedoch schon unter die 10-Euro-Schwelle.
Wenig Veränderungen bei Aktionspreisen
In der Handelswirklichkeit ist tatsächlich nur wenig Bewegung bei den Preisen zu erkennen: Von den erheblichen Kostensteigerungen und der Notwendigkeit höherer Bierpreise, wie es seit Wochen in den Medien kommuniziert wird, spüren die Verbraucher beim Einkauf im LEH kaum etwas. Im ersten Quartal, das nahezu alle Brauereien für Preiserhöhungen nutzten, werden die Veränderungen mit einem Euro Preisaufschlag pro Kasten allenfalls in der Normalplatzierung sichtbar. Das positive Signal für die Brauwirtschaft: Bier ist bei Verbrauchern unverändert wichtig und begehrt, so dass nahezu alle Vertriebsschienen des Handels unterschiedlichste Produkte verbraucherattraktiv vermarkten, weil es ihnen Frequenz in die Outlets bringt.
Günstigster Kasten Bier deutlich unter 6 Euro
Bemerkenswert bleibt das im letzten Jahr stark unter Druck geratene Preiseinstiegssegment. Oettinger, Warsteiner und Oetker lassen den 20er-Halbliterkasten ihrer Low-Price-Brands unverändert günstig vermarkten. Oettinger gibt’s bei Rewes Penny mit einem Abschlag von 38 Prozent für 5,79 Euro, während der Halbliterkasten Paderborner aus dem Hause Warsteiner bei Famila Nordost für 5,99 Euro angeboten wird. Das Mecklenburger Stier-Bier Export der Draguner Brauerei wird beim ostdeutschen Netto mit dem Scottie ebenfalls für 5,99 Euro verkauft – ein Euro günstiger als im Normalpreis.
Das „Sternie“ als ostdeutsche Kultmarke der Oetker-Biersparte agiert im selben Discounter mit 6,49 Euro. Bei Hasseröder ist der Preis in der Doppelkastenaktion auf vorösterliche 8,50 Euro kaum nennenswert gestiegen. Damit rangiert die preisaggressivste Marke von AB Inbev noch deutlich unter der national relevanten 10-Euro-Schwelle von Warsteiner, Beck‘s und König. Warsteiner ist bei Real für 9,79 Euro zu haben, während Beck’s dort mit einem Abschlag von 46 Prozent für 9,59 Euro Menge bringen soll. Damit ist König bei Real mit 9,99 Euro vergleichsweise unauffällig.
Große Marken geraten unter Druck
Bei den klar positionierten Premium-Marken ist eine Preisbewegung nach oben erst nach Ostern zu erwarten. Schon jetzt sind Marken wie Krombacher, Bitburger oder Veltins in der Aktion leicht an die 11-Euro-Marke herangerutscht. Deren Stammverwender dürften mit der alsbald spürbar werdenden Preiserhöhung keine Akzeptanzprobleme haben. Schwieriger dürfte es für Warsteiner, Beck’s und König werden, die nach wie vor sehr oft unter 10 Euro angeboten werden. Für dieses Trio erwarten Marktbeobachter im Laufe des Jahres relevante Absatzeinbrüche, sofern deren Hersteller mit einer soliden Preispolitik auf ihre jüngste Preiserhöhung reagieren.
Helles kann sich dem Preissog nicht entziehen
Während Walter König, Geschäftsführer beim Bayerischen Brauerbund, jüngst im „Münchener Merkur“ eine „sukzessive Erhöhung der Listenpreise“ erwartete, sieht die Gegenwart der weißblauen Traditionssorte Helles im Handel anders aus – und das trotz Preisrunde im ersten Quartal. Gerade die Hell-Biere, die ihren Marktanteil im letzten Jahr auf über 10 Prozent erhöhen konnten, geraten zunehmend unter Aktionsdruck, weil die Vertriebsschienen des Handels die Käuferbegehrlichkeit für ihr Discountverhalten zu nutzen wissen. Der Handel agiert im Sinne der Eigenprofilierung eben anders als es die Listenpreise der Brauereien vermuten lassen.
Dabei ist die Preisspreizung im Hellbier-Segment augenfällig. Während Edeka das Paulaner Münchner Hell für 11,99 Euro anbietet, steht Newcomer Erdinger Brauhaus Helles im ungewöhnlichen grünen Kasten für zwei Euro mehr gleich daneben. Landskron lässt beim Netto Marken-Discount im Osten sein Helles mit einem Rabatt von 30 Prozent für 10,99 Euro über den Tresen gehen. Dort gibt es zum absoluten Niedrigpreis Staudenland Helles Export der Brauerei Ustersbach für 8,99 Euro und damit drei Euro unter dem Normalpreis.