Die Brauereien in Deutschland haben 2020 aufgrund des Lockdowns in der Gastronomie und des Veranstaltungsverbots 5,1 Millionen Hektoliter Bier (-5,5 Prozent) weniger abgesetzt. Ein Drittel des Ausstoßverlustes haben allein die zehn größten Biermarken zu verbuchen, einige davon schnitten deutlich unter Marktniveau ab. Damit ging innerhalb eines Jahres hierzulande so viel Menge verloren wie in keinem anderen Jahr der Nachkriegszeit.
„Allein durch den fehlenden Fassbierausschank sind der deutschen Gastronomie Umsatzausfälle von 5,4 Milliarden Euro entstanden“, erklärt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. Das Fassbiergeschäft stehe auch 2021 im Feuer. „Deutschlands Brauer haben das schwerste Jahr seit der Währungsreform hinter sich gebracht! Vor allem der enorme Umsatzausfall kam völlig überraschend und buchstäblich aus dem heiteren Himmel der Hochkonjunktur“, so Huber. Die Brauerei Veltins schloss das Pandemiejahr mit einem moderaten Minus von 3,5 Prozent auf 2,9 Millionen Hektoliter ab. Das Unternehmen konnte seine Mengenverluste beim Fassbier durch Mehrverkäufe von Flaschenbier teilweise ausgleichen (wir berichteten).
Tatsache ist: Viele Brauereien verkauften 2020 zwar mehr Flaschenbier und kompensierten teilweise dadurch ihre Mengenverluste, beim Umsatz macht sich das aber deutlich weniger bemerkbar. Hier schlagen die Gastronomieverluste aufgrund der deutlich höheren Fassbierpreise deutlich stärker zu Buche. Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes: „Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen großen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis verloren. Ware im Millionenwert musste bereits vernichtet werden.“
Langfristige Folgen befürchtet
Fest steht: Für die Brauwirtschaft wird der Eintritt ins neue Jahrzehnt auf lange Sicht folgenreich bleiben. Schon jetzt ist absehbar, dass es für viele Anbieter langfristig wirtschaftlich schwierig, für manchen existenzbedrohlich wird. Für die Gastronomie wurden zwar weitreichende Hilfsmaßnahmen entwickelt, die 1.500 überwiegend mittelständischen Brauereien als indirekt Betroffene gehen jedoch, bis auf wenige Ausnahmen, leer aus. „Von Woche zu Woche geraten mehr Brauereien unverschuldet in existenzielle Not. Wenn Bund und Länder hier nicht gezielt und entschieden gegensteuern, droht vielen Brauereien die Insolvenz. Die Betriebe brauchen dringend Hilfe und eine Perspektive“, erklärt Eichele.
Für Veltins-Chef Michael Huber ist die Ertragserosion in ihren Auswirkungen für die Gesellschafter vielerorts noch gar nicht erkennbar. „Für viele Regionalbrauer wurde augenfällig, wie instabil sich ihre Marktposition mit schwindender Liquidität entwickelt hat. Betriebsaufgaben in der Brauwirtschaft, aber auch Übernahmen werden uns als Folge der Pandemie noch das ganze Jahrzehnt begleiten.“
Absatzrückgänge im April über 17 Prozent
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, haben die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager 2020 insgesamt rund 87 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt. Damit sank der Bierabsatz gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent. Der Rückgang bei Biermischgetränken fiel 2020 mit 2,9 Prozent weniger stark aus. Die geschlossene Gastronomie und abgesagte Veranstaltungen sorgten besonders in den Monaten April (-17,3 Prozent) und Mai (-13,0 Prozent) für einen starken Rückgang beim Bierabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In den Sommermonaten kam es aufgrund der gelockerten Beschränkungen zu einer leichten Erholung. Die wieder verschärften Corona-Auflagen ab Herbst ließen den Bierabsatz im November jedoch erneut drastisch sinken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden 14,1 Prozent weniger Bier abgesetzt. Im Dezember lag das Minus bei 7,5 Prozent.
Der Bierabsatz in Deutschland geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Seit 1993 hat sich die Menge des abgesetzten Bieres laut Statistischem Bundesamt insgesamt um 25 Millionen Hektoliter (-22,3 Prozent) verringert.