Die Gedat Getränkedaten GmbH feiert aktuell ihr 30-jähriges Bestehen. Was vor 30 Jahren als Zweckgemeinschaft der Gründungsmitglieder Apollinaris-Schweppes und Holsten begann, ist heute die größte Plattform für den Informationsaustausch in der Getränkewirtschaft. Wie essenziell heute der digitale Austausch ist und was die größten Herausforderungen für die Getränkewirtschaft sind, erläutert Gedat-Geschäftsführer Wolfram Scholz im Interview mit Getränke News.
Getränke News: Vor 30 Jahren wurde die Gedat als Zweckgemeinschaft von zwei Unternehmen gegründet. Mit welchem Ziel?
Scholz: Das Ziel war von Beginn an klar definiert: alle Akteure der Branche zu vernetzen und kommunikationsfähig zu machen – unabhängig von ihrer Unternehmensgröße. Hintergrund war bei den ersten beiden Gesellschaftern, dass sie große Mühe hatten, die Pendellisten der Fachgroßhändler zu erhalten und zu verarbeiten, um die mit den indirekten Absätzen verbundenen vertraglichen Vereinbarungen abrechnen zu können. Also hatte die Gedat zwei Funktionen: einen einheitlichen technischen Weg der Absatzmeldung bereitzustellen und die Zuordnung der GFGH-Adressen auf die Adressen der Hersteller zu übernehmen. Das war die Geburtsstunde der Gedat-ID, mit der heute jedes gastronomische Objekt und jeder LEH-Standort eindeutig identifizierbar ist.
Getränke News: Damals sprach aber noch niemand über Digitalisierung…
Scholz: Die Gedat wollte von Anfang an Standards für die Datenkommunikation definieren und im Markt etablieren. Seit 30 Jahren kümmern wir uns um die Standardisierung von Datenprozessen und bringen Mehrheiten in der Branche zusammen, damit diese ausgerollt und schließlich von allen Branchenteilnehmern genutzt werden können. Eine Aufgabe, die im Zeitalter der Digitalisierung wichtiger denn je ist, um die Geschäftsfähigkeit der Branche zu sichern.
In diesem Zusammenhang ist mir wichtig zu sagen, dass es den 24 Gesellschaftern der Gedat nicht um Gewinnmaximierung des Unternehmens geht. Gedat finanziert Neuentwicklungen mit eigenen finanziellen Mitteln und arbeitet ansonsten kostendeckend.
Getränke News: Seit der Gründung wurde das Leistungsspektrum kontinuierlich erweitert. Was macht die Gedat heute außerdem?
Scholz: Neben der Übermittlung von Absatzdaten kamen der elektronische Datenaustausch von Geschäftsnachrichten, kurz EDI genannt, sowie die Bereitstellung von Artikelstammdaten der Getränkehersteller für den Getränkefachgroßhandel hinzu. Seit Jahren versorgen wir mit „get Item“ die gesamte Getränkeindustrie mit einheitlichen, validen und aktuellen Produktinformationen. Die Informationen werden dem Getränkefachgroßhandel ohne Medienbruch zur Verfügung gestellt. Das reduziert Fehlbestellungen, verbessert die Warenverfügbarkeit und spart Personal- und Logistikkosten.
Wir haben außerdem mit „get Data“ einen Branchenstandard für die Übermittlung von Absatzdaten vom Getränkefachgroßhandel zum Hersteller etabliert. Die Getränkehersteller reduzieren damit ihren Aufwand bei der Datenbeschaffung, beschleunigen die Freigabe von Abrechnungen und gewinnen relevante Informationen für die Vertriebssteuerung.
Getränke News: Vor drei Jahren wurde ein Stakeholder-Beirat ins Leben gerufen. Was steckt dahinter?
Scholz: Der Gedat Stakeholder-Beirat ist ein beratendes Gremium. Die 13 Mitglieder repräsentieren einen Querschnitt der Getränkebranche und kommen aus den Bereichen Getränkefachgroßhandel, Hersteller, Verbundgruppen und Verbände. Das Ziel des Beirats ist, als Interessenvertretung innerhalb der Getränkebranche Themen zu aktuellen und relevanten Marktentwicklungen zu identifizieren. Das Gremium versteht sich als Plattform für den Austausch zwischen den Marktteilnehmern. Damit diese gemeinsam als Branche entscheiden, welche Themen in der Entwicklung und Vermarktung vorangetrieben werden sollen. Als Ergebnisse bekommen wir vom Beirat Handlungsempfehlungen oder Vorschläge für konkrete Produktentwicklungen.
Getränke News: Was sind aktuell die wichtigsten Themen, welche Produkte werden gerade entwickelt?
Scholz: Wir werden künftig den Austausch von Voll- und Leergutbeständen zwischen Getränkeherstellern und dem Getränkefachgroßhandel ermöglichen. Die Partner erhalten ein einheitliches Reporting und damit jederzeit Transparenz. Um das zu ermöglichen, wurde „get Stock“ entwickelt, mit dem Voll- und Leergutbestände einfach erfasst und zwischen Getränkeherstellern und dem Getränkefachgroßhandel ausgetauscht werden können. Klar ist: Mit dem Wissen über die Bestände können die Voll- und Leergutströme effizient gesteuert werden. Außerdem erhöht es die Planungssicherheit in der Supply Chain. Wir werden der Branche die Lösung bereits in wenigen Wochen auf der Brau Beviale vorstellen.
Ein weiteres wichtiges Thema betrifft die von der Bundesregierung im Rahmen des Wachstumschancengesetzes beschlossene Abkehr von Papierrechnungen und Rechnungen als E-Mail-Anhang. Bereits ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Unternehmen im B2B-Bereich mit mehr als 800.000 Euro Umsatz pro Jahr CEN-Norm-konforme E-Rechnungen akzeptieren und empfangen können. Papierrechnungen bleiben dann im B2B-Bereich nur für Kleinbeträge zulässig. Davon betroffen sind also die meisten Hersteller und Fachgroßhändler, aber ebenso die meisten Gastronomie- und Hotellerieunternehmen. Wir bei Gedat sehen es als unsere Aufgabe an, die Branche über die bevorstehenden Änderungen zu informieren und Lösungen bereitzustellen, die auch insbesondere für kleinere Player umsetzbar sind.