Die Warsteiner Brauerei meldet für 2020 ein hohes Absatzminus. Der Rückgang bei der Marke Warsteiner lag bei 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Inland gingen die Absätze sogar noch stärker zurück. Hier betrug das Minus 17,4 Prozent. Weitere Zahlen nennt die Brauerei nicht. Damit dürfte der Ausstoß von Warsteiner bei rund 1,9 Millionen Hektolitern gelegen haben. Davon gingen gut 400.000 Hektoliter ins Ausland.
Während andere große Brauereien ihre coronabedingten Verluste beim Fassbier durch Zuwächse im Handel teilweise kompensieren konnten, ging bei Warsteiner auch das Geschäft mit dem Flaschenbier deutlich zurück. Dies belegen Zahlen aus der Marktforschung: Im Lebensmittelhandel und in Getränkeabholmärkten verlor die Brauerei laut Nielsen allein von Januar bis Oktober gut zehn Prozent Menge.
Preiserhöhung bremst Absätze
Christian Gieselmann, Sprecher der Warsteiner-Geschäftsführung: „Im Handelsgeschäft hat sich unsere Preiserhöhung, die wir Ende 2019 durchgeführt haben, bemerkbar gemacht.“ Dadurch sei Warsteiner im Handel im Hauptgebinde bis zu 5,5 Prozent teurer als zuvor. „Hinzu kommt, dass viele unserer Wettbewerber zur Absatzsteigerung und zur Kompensation der Gastronomiemengen auf eine preisaggressive Vermarktung gesetzt haben“, so Gieselmann im Gespräch mit Getränke News. Um der unternehmerischen Verantwortung Rechnung zu tragen, habe Warsteiner eine klare Wertorientierung definiert. „Unser Motto lautet ,Wert vor Menge‘, weshalb wir 2020 trotz Pandemie und deren Folgen für unser Fassbiergeschäft an unserer Preispolitik im Handel festhielten“, sagt Gieselmann.

Tatsache ist: Der Handel hat 2020 die großen Markenbiere sehr oft als Lockangebote genutzt und die Konsumenten haben in der für viele ungewissen wirtschaftlichen Situation sehr preissensibel eingekauft. Auch die Warsteiner Brauerei lockte mit einem ganz besonderen Angebot: Wer im September zwei Kästen Warsteiner kaufte, bekam den Preis für einen Kasten von der Brauerei erstattet (wir berichteten). Unterm Strich bewertet Gieselmann die Aktion positiv. „Wir konnten dadurch viele neue Verwender gewinnen.“
Punkten konnte die Brauerei im letzten Jahr mit den alkoholfreien Bieren und den neuen Produkten. Hier haben sich die Absätze positiv entwickelt. Außerdem seien die Neueinführungen von Warsteiner Grapefruit sowie der Bierspezialität Brewers Gold erfolgreich gewesen. „Wir sind sehr zufrieden. Die gewichtete Distribution von Brewers Gold zur Einführung liegt bei 60 Prozent. Warsteiner hat auch in diesem außerordentlich schwierigen Jahr gezeigt, dass wir marktprägende Produkteinführungen realisieren können“, sagt Gieselmann. Darüber hinaus habe die Brauerei 2020 zahlreiche neue Kunden aus dem Bereich der hochwertigen Gastronomie und eine Hotelkette gewonnen, die die Geschäftsbasis erweitern.
Warsteiner will Export ausbauen
Im Ausland schnitt Warsteiner vergleichsweise etwas besser ab als im Inland. Hier lag das Minus bei 11,8 Prozent. „Wir haben bei unserem Exportgeschäft mit 45 Prozent einen sehr großen Gastronomieanteil, der durch Corona um über die Hälfte eingebrochen ist. Und trotzdem konnten wir dank unserer Kollegen sogar 50 Prozent mit dem Handelsgeschäft kompensieren“, sagt Gieselmann. Anders als in Italien, Frankreich oder Asien sei die Absatzentwicklung in Russland, den baltischen Staaten, den Niederlanden und den USA positiv gewesen. „In den USA konnten wir den Rückgang in der Gastronomie durch zusätzliche Listungen in überregionalen Handelsketten vollständig kompensieren.“ In den Niederlanden sei die Einführung des neuen Mehrwegkastens erfolgreich gewesen. Zudem gelang es dort, den Marktanteil von Warsteiner auch im Bereich der alkoholfreien Biere deutlich zu steigern. „An diesen Erfolgen zeigt sich die internationale Strahlkraft der Marke Warsteiner. Unser strategisches Ziel, Warsteiner zu einer echten globalen Marke auszubauen, werden wir weiter konsequent verfolgen“, so Gieselmann.
Keine Entlassungen geplant
Der Warsteiner-Geschäftsführer rechnet damit, dass sich die Corona-Pandemie noch lange auf die Branche auswirkt. „Wir sind solide aufgestellt und gehen in unserer Planung davon aus, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, bis sich ein ‚neues Normal‘ etabliert hat“, sagt Gieselmann. Nach dem erneut verlängerten Lockdown werde auch 2021 für die gesamte Getränkebranche ein Kraftakt. Entlassungen werde es in Warstein nicht geben. „Wir sind sehr effizient aufgestellt und werden keine personellen Veränderungen vornehmen. Wunschplanstellen werden allerdings in der jetzigen Situation erst einmal nicht besetzt“, betont Gieselmann. Auch die geplanten Investitionen in die Technik würden weiterlaufen und auch der Medienetat werde nicht gekürzt. Ab dem zweiten Quartal erwartet die Warsteiner Brauerei positive Effekte durch verbesserte Bedingungen für die Gastronomie und Veranstaltungen.