Die Brauerei Veltins meldet für 2021 ein Absatzplus im Vergleich zum Vorjahr von 5,1 Prozent auf rund 3,1 Millionen Hektoliter. Es ist der höchste Gesamtausstoß der Brauereigeschichte. Zum Wachstum beigetragen hat hauptsächlich das neue Produkt „helles Pülleken“ mit einem Ausstoß von 204.000 Hektolitern. Der Umsatz der Brauerei stieg um 5,8 Prozent auf 362 Millionen Euro.
Während die Brauerei Veltins 2021 zulegen konnte, schrumpfte der deutsche Biermarkt um geschätzte 2,5 Prozent (die Absatzzahlen für Dezember liegen noch nicht vor). „Ein solides Unternehmen mit starken Marken zeichnet sich gerade in einer tiefen Krise durch Stabilität aus“, sagt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Veltins sei es gelungen, an der zwangsläufigen Verschiebung der Verbrauchergewohnheiten zu partizipieren. „Überall, wo der Wunsch nach Sortenvielfalt und Premium-Genuss war, haben wir unser Angebot rechtzeitig platziert“, so Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb. Im nationalen Handel blieben die Absätze der Marke Veltins mit rund 1,97 Millionen Hektolitern (-0,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr weitgehend stabil.
Eine enorme Nachfrage spürte die Brauerei 2021 bei ihrem neuen Produkt „helles Pülleken“. Mit einem Absatz von 204.000 Hektolitern ist das ausschließlich in der 0,33-Liter-Mehrwegflasche in Euro-Flaschenoptik erhältliche Hell-Bier die erfolgreichste Einführung in der Unternehmenshistorie. „Als Veltins-Antwort auf einen unbeschwerten Biergenuss in schwieriger Zeit konnte das junge Produkt ein deutliches Markenstatement setzen. Es war die richtige unternehmerische Entscheidung“, so Huber. Für 2022 plant die Brauerei beim „Pülleken“ mit weiterem Wachstum. „Wir haben gerade einmal die Hälfte der möglichen Distribution erreicht und können mit unserem hellen Pülleken noch deutlich zulegen“, sagt Kuhl.
Auch die Range der Veltins-Fassbrausen legte mit einem Absatzplus von 32,4 Prozent auf rund 73.000 Hektoliter deutlich zu. Ein leichtes Minus gab es dagegen für die Biermix-Marke „V+“. Hier konnte ein Absatz von rund 281.000 Hektoliter (-1,5 Prozent) erzielt werden. Ebenso musste die Marke Grevensteiner Absatzverluste hinnehmen und erreichte über alle Sorten rund 233.000 Hektoliter (-4,9 Prozent). Den Grund dafür sieht Kuhl in dem gestiegenen Angebot der Wettbewerber.
Leichte Erholung beim Fassbier
Schwierig bleib im zweiten Pandemiejahr das Fassbiergeschäft. „Unsere Gastronomiepartner durchlebten ein Wechselbad der Gefühle – das ging von Frustration während des Lockdowns bis hin zu Aufbruchsstimmung im wieder pulsierenden Sommergeschäft“, sagt Kuhl. Die Rückkehr der Gäste sei im Sommer 2021 in einem sehr unterschiedlichen Tempo geschehen und von Personalproblemen begleitet gewesen. In der Folge schränkten Gastronomen ihre Betriebszeiten ein und dehnten die Ruhetage aus.
In den vergangenen zwei Pandemiejahren schrumpfte der Anteil von Veltins-Fassbier am Gesamtausstoß von 17 Prozent auf 8,1 Prozent in 2021. Das Veltins-Fassbiervolumen konnte sich mit rund 251.000 (+9,9 Prozent) zwar leicht erholen, bedürfe aber bis zur Rückkehr des angestammten Status einer weitreichenden Normalisierung in Gastronomie- und Eventbereich. „Die Veranstaltungen sind 2021 erst gar nicht ins Rollen gekommen – man muss im zweiten Jahr einen Totalausfall bilanzieren“, so Kuhl. Dennoch gebe es gerade in der Gastronomie keinen Grund für Schwarzmalerei. 2021 konnte Veltins 1.027 neue Gastronomiekunden gewinnen. Insgesamt bieten rund 14.000 Gastronomieobjekte die Marken der Brauerei an.
Das ebenfalls stark gastronomisch geprägte Exportgeschäft konnte wieder aufholen und trug 145.000 Hektoliter (+5,8 Prozent) zum Gesamtausstoß bei.
Neue Abfüllung sichert Flexibilität
Der Bau eines neuen Abfüllbereichs mit zwei neuen Abfüllanlagen kommt laut Michael Huber zum richtigen Zeitpunkt. „Wir können damit unsere Abfüllkapazitäten noch im Sommer 2022 erhöhen und bedarfsgerecht anpassen – das ist unser Beitrag zur Liefersicherheit.“ Die gesamten Investitionsbemühungen, die im Jubiläumsjahr 2024 abgeschlossen sein werden, liegen, so Huber weiter, im Plan. Trotz der für die Brauerei Veltins positiven Gesamtentwicklung gebe es aber auch eine Kehrseite der Medaille, die die gesamte Traditionsbranche trifft: In den zurückliegenden zwölf Monaten erlebte die Brauwirtschaft eine Kostenexplosion von historischer Dimension. „Die gleichzeitig enorm gestiegenen Kosten in allen Bereichen war nicht planbar und hat es so noch nie gegeben“, sagt Huber und sieht in erster Linie die Energiepreise als weitreichenden Kostentreiber.
„Auf die strukturell höchst unterschiedlich aufgestellten Unternehmen der deutschen Brauwirtschaft kommen schwierige Jahre zu“, so Huber. „Nach dem inzwischen geordneten Krisenmanagement dieser Monate folgen harte Jahre der Konsolidierung, in denen es für viele um die Existenzfrage geht. Und auch die Gastronomie bedarf dringend einer Marktnormalisierung, um das Auf und Ab der Pandemiejahre mit geordneten Umsätzen hinter sich zu lassen.“