Reh Kendermann hat das Geschäftsjahr 2018/19 (Juli 18 bis Juni 19) erfolgreich abgeschlossen und seine positive Entwicklung trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen fortgesetzt: Der Umsatz der Gruppe stieg um 4,4 Prozent auf 83 Millionen Euro, wie das Management anlässlich der heutigen Bilanzpressekonferenz mitteilte.
Das positive Ergebnis bestätige die Strategie, sich mit der Kombination aus Marken- und exklusiven Handelskonzepten für den Im- und Export breit aufzustellen, unterstrich Geschäftsführer Alexander Rittlinger. „Unsere Tochtergesellschaften entwickeln sich in ihren Märkten positiv. Dadurch streuen wir unser Risiko und erhöhen gleichzeitig die Chance, in wachsenden Märkten überzeugende Konzepte anbieten zu können.“
Erfolge vor allem am Heimatmarkt
Insbesondere der Inlandsmarkt, in dem Reh Kendermann knapp 50 Prozent seines Umsatzes generiert, trug den Angaben zufolge zum Gesamterfolg bei. Treiber seien hier insbesondere Premiumkonzepte, die Reh Kendermann für seine Kunden exklusiv umsetzt. Zwar entscheiden sich bislang vor allem inländische Kunden für hochwertige Exklusiv- und Terroirkonzepte von Reh Kendermann, doch inzwischen steigt laut Rittlinger auch die Nachfrage aus dem Ausland.
Trotz der Herausforderungen in wichtigen Exportmärkten konnte Reh Kendermann den Außenumsatz steigern und ein Plus von fünf Prozent erzielen. Aktuell exportiert die Kellerei Weine in 38 Länder. Zwar geht der größte Anteil nach wie vor auf die britischen Inseln, doch andere Länder haben stark zugelegt, vor allem die skandinavischen Staaten und das Baltikum. Hohe Einbußen gab es in China. Dort sank der Absatz um fast 30 Prozent. Gründe sind die nachlassende Dynamik der Wirtschaft und die noch immer hohen Bestände.
Nicht einfach für Reh Kendermann gestaltet sich nach wie vor das UK-Geschäft, wobei die Binger hier in diesem Jahr nur leichte Verluste von knapp drei Prozent hinnehmen mussten. „Die Situation ist insgesamt herausfordernd“, erläutert Alison Flemming, Exportdirektorin von Reh Kendermann. „Der Lebensmittelhandel befindet sich in einem permanenten Wandel, was für uns ein ständiges Ringen um Listungen bedeutet“, ergänzt Alexander Rittlinger.
Brexit überschattet weiterhin das UK-Geschäft
Dennoch will das Unternehmen nach eigenem Bekunden weiter in den Markt investieren. Dabei bleibe allerdings die Unsicherheit hinsichtlich der Brexit-Entwicklung als belastender Faktor erhalten: „Die Währung ist unter Druck, über dem Land liegt ein Stimmungsschleier“, analysiert Alison Flemming. „Solange es keine endgültige politische Lösung im Brexit-Streit gibt, wird der Konsum gehemmt bleiben.“
Das neue Geschäftsjahr hat man bei Reh Kendermann „verhalten optimistisch“ begonnen. Die Herausforderungen würden allerdings größer, sagt Alexander Rittlinger. Durch veränderte klimatische Bedingungen und die Entwicklung der globalen Verflechtungen werde das Geschäft immer weniger planbar. Hinzu komme der enorme Preisdruck durch den Handel sowie stetig steigende Preise für Glas und Papier. Zudem sei das Interesse an deutschen Weinen in zahlreichen Ländern schwach. Dadurch gestalte es sich schwierig, die Kategorie mit neuen Weinen, neuen Ausstattungen und Konzepten zu erfrischen.
Gleichwohl stehen am Standort Bingen die Zeichen auf Wachstum: Im laufenden Geschäftsjahr will die Kellerei in einem ersten Schritt Tankkapazitäten schaffen. Mit der Inbetriebnahme wird Bingen über 20 Millionen Liter Tankkapazität verfügen, weltweit sind es 34 Millionen Liter. „Der Standort wird sich enorm verändern, die interne Logistik wird neu organisiert, Zu- und Abfahrten werden verlegt“, berichtet Alexander Rittlinger. Durch die Erweiterung in Bingen werde es über die Gruppe hinweg gelingen, nachhaltiger zu werden und CO2 zu reduzieren. Der Startschuss soll voraussichtlich im März nächsten Jahres fallen.