Im vergangenen Jahr hat jeder Deutsche im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten durchschnittlich fast 77 Liter Bier und Biermixgetränke pro Kopf gekauft – das sind pro Person fast drei Liter mehr als 2017. Das zeigen die aktuellen Zahlen von Nielsen zum Tag des deutschen Bieres am 23. April 2019.
„Der vergangene Sommer hat bei Bier und Biermixgetränken für einen Aufschwung gesorgt. Der positive Wettereffekt sorgt auf dem Biermarkt zunächst für ein Ende der Durststrecke“, sagt Marcus Strobl, Spezialist für den Markt für Bier und Biermixgetränke bei Nielsen Deutschland. „Trotz eines guten Sommers kämpft der Biermarkt langfristig gesehen aber noch immer gegen eine Stagnation. Besonders die Klassiker Pils und Weizen sind hiervon betroffen. Radler, Spezialitätenbiere, Hellbiere und alkoholfreie Biere sind dagegen Treiber“, sagt Strobel. Besonders Naturradler komme bei den Deutschen aktuell gut an. Der große Umsatzanstieg sei vorrangig durch Preisentwicklungen zu erklären. „So haben fast alle bekannten Pils-Marken ihre Preise im vergangenen Jahr erhöht. Allerdings greifen die Deutschen zunehmend auch zu Hellbier und Spezialitätenbieren, die in der Regel einen höheren Durchschnittspreis haben als die klassischen Sorten“, erklärt Strobel.
Für Bier und Biermixgetränke haben die Deutschen 2018 im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten durchschnittlich rund 100 Euro ausgegeben. Insgesamt gingen 2018 rund 61 Millionen Hektoliter über die Ladentheke. Das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Umsatz ist um sieben Prozent auf rund acht Milliarden Euro gestiegen.
Naturtrübe Biere voll im Trend
Während die Klassiker wie etwa Pils und Weizen – wenn auch auf einem hohen Niveau – noch immer stagnieren, wachsen Biermixgetränke sogar zweistellig und werden bei den Deutschen immer beliebter. Im vergangenen Jahr kauften die Verbraucher im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten hiervon rund 4,3 Millionen Hektoliter und damit 19 Prozent mehr als noch 2017. Besonders im Trend liegen naturtrübe Radler. So ist mittlerweile fast jedes dritte Radler, das über die deutschen Ladentheken geht, ein sogenanntes Naturradler. Während die Deutschen 2017 im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten nämlich noch rund 910.000 Hektoliter davon kauften, waren es 2018 56 Prozent mehr und damit gut 1,43 Millionen Hektoliter, die in den Einkaufswägen der Deutschen gelandet sind. „Die Deutschen sind bewusste Konsumenten und legen immer stärker Wert auf Inhaltsstoffe. Da transportieren die naturtrüben Biere das passende Lebensgefühl“, sagt Strobel.
Pilsabsatz stagniert – alkoholfreie Variante mit Potential
Obwohl Pils insgesamt die Lieblingssorte der Deutschen bleibt, kann diese mit den hohen Wachstumszahlen von Radler, Spezialitäten & Co. nicht mithalten. 2018 kauften die Verbraucher im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten rund 32 Millionen Hektoliter Pils. „Der Pilsabsatz stagniert seit Jahren und ist sogar trotz des guten Sommers weiterhin leicht rückläufig“, sagt Strobl. „Neben den Trends um beispielsweise Naturradler und alkoholfreie Sorten hat Pils mit Blick auf die junge Zielgruppe ein Imageproblem. Dazu kommt, dass die Loyalität der Verbraucher zu Marken immer mehr abnimmt und stattdessen Individualisierung angesagt ist. Alkoholfreie Varianten werden zudem immer beliebter.“
So kauften die Deutschen im vergangenen Jahr im Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkeabholmärkten rund 4 Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier und alkoholfreie Biermixgetränke – besonders gerne Pils ohne Alkohol. Im Vergleich zu 2017 haben die Verbraucher 2018 rund 10 Prozent mehr alkoholfreies Pils gekauft. Gut 1,41 Millionen Hektoliter gingen hiervon über die Ladentheken. „Auch bei den alkoholfreien Bieren gibt es mittlerweile eine große Auswahl, die bei den Verbrauchern gut ankommt. Was früher noch außergewöhnlich war, ist heute längst etabliert. Für den Biermarkt und auch für die strauchelnden Klassiker steckt im alkoholfreien Sortiment noch viel Potential“, sagt Strobl. Am stärksten im Bereich alkoholfreies Bier wachsen im Vorjahresvergleich die Biermixgetränke (fast 24 Prozent). Besonders die vielen Neuheiten wie beispielsweise die alkoholfreien Naturradler sind bei den Verbrauchern beliebt und treiben den Markt.
Halbliterdose legt weiter zu
Positive Wachstumstrends gibt es auch bei den Biergebinden. So etabliert sich Dosenbier immer stärker bei den Deutschen. Im vergangenen Jahr wurde mehr als jedes zwölfte Bier in der Halbliterdose statt in der Flasche gekauft. Insgesamt liegt der Marktanteil bei mittlerweile fast acht Prozent. Zum Vergleich: Die Halblitereinzelflaschen, die 20er und die 11er Kiste (0,5 Literflaschen) kommen zusammen auf etwas über 60 Prozent Marktanteil. „Das Dosenbier ist wieder da. Die Halbliterdose ist nach dem 20er Kasten Halbliterflaschen und den einzelnen Halbliterflaschen mittlerweile die bei den Deutschen drittbeliebteste Gebindeform“, sagt Strobel. Ebenfalls immer beliebter bei den Deutschen wird das Sixpack der 0,33-Liter Flaschen Bier und Biermixgetränke. Hiervon kauften die Deutschen fast acht Prozent mehr als im Vorjahr, sodass das Sixpack der 0,33-Liter Flaschen Bier und Biermixgetränke mittlerweile auf rund fünf Prozent Marktanteil kommt.