Neue Regeln pushen Kreislaufwirtschaft
Die ab 2022 geltende erweiterte Einweg-Pfandpflicht wird der Kreislaufwirtschaft einen kräftigen Schub verleihen. Die Gesamtmenge an über die Automaten zurückgegebenen Plastik- und Alu-Verpackungen werde um ca. 85.000 auf rund 500.000 Tonnen steigen, schätzt der Hersteller von Rücknahmeautomaten Tomra. Ab 1. Januar gilt die Pfandpflicht von 25 Cent auch für alkohol- und milchhaltige Mischgetränke und Fruchtsäfte in Einweggetränkeverpackungen aus Plastik und in Dosen. Aufgrund einer Sonderregelung von der 2003 eingeführten Pfandpflicht waren sie bislang davon ausgenommen.
Weitere europäische Länder beschließen Pfand
Insgesamt liegt die Rücklaufquote von Einweggetränkepackungen nach Angaben der Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG) bei 98 Prozent. Mehr als 40 Prozent der von den Automaten eingesammelten Getränkeflaschen bestehen laut Tomra inzwischen aus Rezyklat. Die EU fordert in der Richtlinie über Einwegverpackungen bis 2025 als Einstieg nur 25 Prozent. Ziel ist, die Materialkreisläufe möglichst vollständig zu schließen. Wie Tomra meldet, haben nun auch Lettland, die Slowakei, Rumänien, die Türkei, Griechenland, Malta, Portugal, Irland und Schottland beschlossen, im nächsten bzw. übernächsten Jahr ein Pfand auf Plastikverpackungen einzuführen.
Das Pfand in Deutschland sei „eine Erfolgsgeschichte und weltweit Vorbild“, unterstreicht Volker Rehrmann, Tomra-Vorstand Recycling/Mining & Circular Economy. Mit der erweiterten Pfandpflicht kämen jetzt auch neue Materialsorten in das System und könnten künftig ebenso gut in den Kreislauf zurückgeführt werden wie das PET der Mineralwasserflaschen.
Umweltverband fordert noch strengere Regeln
Noch nicht weit genug geht die neue Regelung indessen der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sie fordert Umweltministerin Steffi Lemke auf, die Ausnahmen für Milch-Plastikflaschen nicht erst – wie vorgesehen – 2024, sondern so schnell wie möglich zu beenden und auch Getränkekartons zu bepfanden. Die erweiterte Pfandpflicht werde nicht ausreichen, um den Trend zu Einwegverpackungen und die Mehrwegquote von derzeit rund 42 auf die gesetzlich festgelegten 70 Prozent zu erhöhen.
Gleichzeitig erneuert der Umweltverband seine Forderung nach einer zusätzlichen Lenkungsabgabe von mindestens 20 Cent pro Einweg-Plastikflasche oder Getränkedose. Nur so würden die negativen ökologischen Auswirkungen im Preis sichtbar. Zudem würde eine Abgabe dafür sorgen, dass auch Discounter Mehrwegflaschen anböten.