Der Arbeitsmarkt verändert sich. In immer mehr Firmen herrscht Personalmangel, Fachkräfte werden dringend gesucht. Auf der einen Seite fallen erfahrene Mitarbeiter altersbedingt weg, auf der anderen Seite stellt die Generation Z andere Anforderungen an den Job. Wie sich eine Brauerei heute aufstellen muss, um gute Mitarbeiter für sich zu gewinnen, darüber sprach Getränke News mit dem Personal-Geschäftsführer der Bitburger Braugruppe Dr. Stefan Schmitz.
Getränke News: Alle reden vom Arbeitnehmermarkt und einer hoch anspruchsvollen Gen Z? Stehen die Brauer auch vor diesen Problemen?
Schmitz: In der Tat hat sich der Arbeitsmarkt dramatisch verändert. Auch wir Brauer erleben Bewerbungsgespräche, die es vor einigen Jahren so noch nicht gegeben hätte. Manchmal muss man angesichts der gezeigten Erwartungshaltung erst einmal schlucken, aber ich sehe das Ganze positiv und vor allem gelassen. Viele Jahre haben Unternehmen viel Flexibilität von den Arbeitnehmern erwartet. Nun sind wir es eben, die durch kluge Konzepte und im Einzelfall auch Improvisation zu attraktiven Angeboten kommen müssen.
Getränke News: Mit Erfolg?
Schmitz: Wir können viel Positives berichten. So gelingt es uns immer häufiger, auch Kandidaten von vermeintlich „großen Namen“, für unser Unternehmen zu begeistern. Auch in unserer ländlichen Region wissen die Menschen, was sie an uns haben. Unsere Brauereien sind tief in den Regionen verwurzelt und die Bewerberinnen und Bewerber spüren, dass wir uns momentan sehr erfolgreich entwickeln. Bei uns herrscht eine echte Aufbruchsstimmung und der feste Wille, den Biermarkt maßgeblich mitzugestalten. Das macht uns gerade sehr attraktiv.
Getränke News: In einer großen Brauerei wie der Bitburger Braugruppe sind sehr unterschiedliche Berufe und Kompetenzen vertreten – vom Braumeister bis hin zum Marketing-Manager. Für Sie als Arbeitgeber bei der Suche eine echte Herausforderung …
Schmitz: Ja, selbstverständlich müssen wir uns mit unseren Angeboten an dem jeweiligen Berufsbild orientieren. So sind medienbezogene Aufgaben mit einem viel höheren Anspruch an Ortsungebundenheit verbunden als handwerkliche Berufe. Und natürlich sind Führungskräfte sehr daran interessiert, zu erfahren, welche Perspektiven wir ihnen bieten können, während Fachspezialisten sich in ihrem Bereich und auf ihrer Position stetig weiterentwickeln wollen, um wirkliche Koryphäen für „ihr“ Thema zu werden.
Die spannende Aufgabe für uns als Arbeitgeber ist es, allen gerecht zu werden: dem Berufsanfänger, der erfahrenen Führungskraft, Fachleuten etc. Noch einmal: Wir als Unternehmen müssen nun die Flexibilität zeigen, die wir über viele Jahre von unseren Bewerbern selbstverständlich erwartet haben.
Getränke News: Was muss eine Brauerei als moderner Arbeitgeber heute anbieten – Zusatzleistungen, moderne Büros, mehr Urlaub?
Schmitz: Für mich ist das Wichtigste, was die Bewerber heute bewegt: Was ist der Antrieb des Unternehmens, der eigentliche Zweck für die Geschäftstätigkeit? Das wird neudeutsch oftmals als „purpose“ beschrieben, aber man könnte auch die einfache Frage stellen: Wozu stehe ich jeden Morgen auf, was erreiche ich durch meine Tätigkeit?
Wir haben uns in der Bitburger Braugruppe mit diesem Thema sehr intensiv auseinandergesetzt. Bei uns beantworten wir die Frage dieses „Wofür“ mit „Natürlich. Verbunden“. Dies bringt in aller Kürze auf den Punkt, was wir in unserem Unternehmen leben. Wir denken als Familienunternehmen nicht kurzfristig, sondern in Generationen. Somit ist Nachhaltigkeit für uns kein Modethema. Seit Jahrzehnten sind wir einer der Vorreiter in unserer Branche für innovative und ökologische Technik. Das kann jeder erleben und spüren, wenn er bei uns ist.
Wir leben überdies eine Verbundenheit in unserem Unternehmen. Eine Betriebszugehörigkeit von durchschnittlich 20 Jahren und langjährige, oftmals jahrzehntelange Kundenbeziehungen sind ein Beleg dafür, dass wir nicht auf das schnelle Geschäft aus sind, sondern an einer gesunden persönlichen und wirtschaftlichen Entwicklung interessiert sind. Das ist es, was uns wirklich ausmacht.
Getränke News: Welche Rolle spielen Zusatzleistungen und die Bezahlung?
Schmitz: Dass wir über das eben genannten hinaus viele Aspekte eines modernen und attraktiven Unternehmens anbieten, ist da fast schon ein Muss. Betriebliche Kranken- und Altersversicherung sind sicherlich ebenso wichtig wie moderne Büros, Freizeitangebote oder das oft genannte Jobrad.
Und über eine viel zitierte Aussage muss ich auch immer wieder schmunzeln: Jungen Menschen sei die Bezahlung nicht wichtig. Ich frage mich dabei immer, aus welcher Blase heraus eine solche Beobachtung gemacht wird. Wir jedenfalls erleben Bewerber, die etwas erreichen wollen – persönlich, aber auf jeden Fall auch finanziell. In Zeiten von hoher Inflation und hohem Preisniveau muss für gute Arbeit auch gut bezahlt werden. Wir haben in der Brauwirtschaft aus der Historie heraus ein sehr hohes tarifliches Niveau, das oftmals sogar über der Pharmabranche liegt. Das macht uns ebenfalls zu einem attraktiven Arbeitgeber.
Getränke News: Ist ein ländlicher Standort eher ein Nachteil bei der Suche nach Fachkräften oder gibt es auch Vorteile aus Ihrer Sicht?
Schmitz: Auch hier sehe ich im Moment sehr positiv und optimistisch in die Zukunft. Die Corona-Zeit hat vielen Menschen in den Städten gezeigt, welchen Wert Natur, Geborgenheit in einer Gemeinschaft von Freunden und Familie, Sicherheit und niedrigere Kriminalitätsquote und finanzierbarer Wohnraum haben. Wir beobachten jedenfalls, dass es viele Arbeitnehmer aus den Städten zieht – den Berichten über die stetige Urbanisierung zum Trotz.
Getränke News: Das große Thema heißt heute „Employer Branding“, also der Aufbau einer Arbeitgebermarke. Ist das bei Bitburger auch ein Thema, wenn ja, was können wir uns darunter vorstellen?
Schmitz: Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit dem Thema und haben eine junge Kollegin, die sich allein auf diesen Bereich fokussiert. Ich sehe hier zwei wesentliche Aufgaben: Zum einen muss es uns gelingen, unterschiedliche Gruppen von Bewerbern auf unterschiedlichen Kanälen zu erreichen. Die gute, alte Stellenanzeige ist oftmals nicht mehr der Weg der Wahl. Jeder Kanal hat aber seine speziellen Herausforderungen, sei es im technischen oder sprachlichen Bereich. Tiktok und Linkedin kann man zum Beispiel nicht mit den gleichen Inhalten bespielen.
Zum anderen muss es in der Kommunikation gelingen, die spezifischen Vorteile von uns als Unternehmen zu vermitteln. Die Bewerber müssen einen guten Eindruck von uns bekommen und Gründe dafür haben, bei der Bitburger Braugruppe zu starten. Beides, Inhalt und Art der Kommunikation, müssen so zusammenpassen, dass sich unsere authentische Arbeitgebermarke stetig weiterentwickelt und immer aktuell bleibt. Da ist unsere natürliche Verbundenheit zwischen den Mitarbeitern und der Geschäftsführung. Ein echtes „Pfund“, auf das wir stolz sind.