Mit einem Aktionspreis-Feuerwerk startet der Handel ins neue Jahr. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern reagiert der Handels damit erneut auf die rückläufige Einkaufsfrequenz der Verbraucher unter Lockdown-Bedingungen.
Den neusten Preiscoup landete Kaufland mit dem Markenportfolio von AB Inbev: Beck’s (9,40 Euro) und Hasseröder (7,00 Euro) wurden in der dritten Januar-Woche so preisaggressiv angeboten, wie es selbst im vergangenen Jahr selten zu beobachten war. Den Kasten Warsteiner gab es zuvor bei Netto bereits in der Samstagsaktion zum Preis von 8,88 Euro. Mitverursacher der neuen Preispunkte dürfte das schwache Januargeschäft sein. Auch bei den Preiseinstiegsprodukten reagiert der Handel offensiv – vor allem im Osten. Der Halbliter-Kasten Ratskrone steht bei Diska aktuell für 5,49 Euro im Fenster. Und auch Oetkers Regionalmarke Freiberger findet sich bei Netto Marken-Discount in der 4. KW für 7,99 Euro pro Kasten wieder.
Nach den übereinstimmenden Beobachtungen der Vertriebsschienen blieb das Jahresanfangsgeschäft deutlich unter dem Vorjahr. Aus vielen Brauereien hört man Klagen über rückläufige Ordermengen des Handels. Nach einer aktuellen Schätzung der Brauerei Veltins könnte der Monatsausstoß der deutschen Brauwirtschaft im Januar 2021 auf ein Volumen von nahezu fünf Millionen Hektoliter abstürzen – ein historischer Verlust gleich zum Jahresauftakt. Im zurückliegenden Jahrzehnt verbuchten Deutschlands Brauereien einen Januar-Absatz, der zwischen 5,7 und 6,4 Millionen Hektolitern lag.
Der Handel reagiert aktuell ähnlich wie im vergangenen Jahr: Mit Frühsommerbeginn hatten die Handelszentralen auf die ersten Pandemiewochen reagiert und die Premium-Marken als unverändert attraktive Lockvögel werden unterhalb der 10-Euro-Schwelle angeboten. Die im zurückliegenden Jahrzehnt übliche Preispositionierung von Beck’s oberhalb von Krombacher, Bitburger, Veltins & Co. wurde aufgegeben, so dass sich seit 2020 auch die Bremer Pils-Marke im preisaggressiven Preisband tummelte. Leidtragender war die Warsteiner Brauerei, deren Flaschenbier-Preiserhöhung vom Oktober 2019 erst 2020 so richtig zum tragen kam. Warsteiner verlor dadurch im weiteren Jahresverlauf neben Fassbier auch deutlich beim Flaschenbier. Nach AC Nielsen gingen zwischen Januar und Oktober allein 10,1 Prozent der Warsteiner-Pils-Menge im Handel verloren – die Marke schwamm laut Drotax-Aktionsreporting beim Halbliter-Kastenpreis am untersten Preisband. Nur die Einstiegsmarke Paderborner aus demselben Haus verlor laut AC Nielsen bis zum Oktober mit acht Prozent ähnlich stark.
Der Handel wird mit den starken Premium-Marken nach Experteneinschätzung bis in den Frühling hinein weiter um Kunden ringen. Ganz gleich, ob Verbrauchermärkte, SB-Warenhäuser oder Discount-Filialen – überall gehe es unter den Lockdown-Bedingungen und angesichts der wahrnehmbaren Konsumzurückhaltung darum, den Kampf um den Wocheneinkaufsbon für sich zu entscheiden.