Gerolsteiner plant für 2020 eine Fülle von neuen Produkten und Konzepten; das kündigte der Brunnen im Rahmen eines Pressegesprächs in Bonn an: Bereits ab März sollen die Limonaden in den Sorten Zitrone und Orange mit 20 Prozent weniger Zucker erhältlich sein. Für April ist eine limitierte „Freunde-Edition“ von Erfrischungsgetränken mit verschiedenen Botschaften auf den Etiketten wie „Be happy“ oder „You’re my Sunshine“ geplant.
Eine neue Vielfalt an Limonaden präsentiert das Unternehmen ab Juli. Dann kommen unter dem Label „Gerolsteiner Sommer Limo“ die drei Sorten Gurke-Zitrone, Citrus-Minze und Mango-Passionsfrucht auf den Markt. Sortenreine Erfrischung verspricht ab September eine neue limitierte Linie von Apfelschorlen in den drei Varianten Elstar, Braeburn und Boskop.
Für Gerolsteiner Mineralwasser soll es indessen verschiedene Design-Editionen geben: Ab Juni ist eine Sonderflasche zur Fußball-EM verfügbar, ab August tummeln sich unter dem Motto „Schulstart mit G-Rex“ bunte Dinos auf den Labels, und zum Frühling und im Winter zieren saisonale Motive die Etiketten.
Absätze kehren zur Normalität zurück
Im Rückblick auf das Jahr 2019 sieht sich Gerolsteiner gut im Markt aufgestellt. Während der Preiseinstieg bei Mineralwasser laut GfK Consumer Panel in den letzten Jahren deutlich gesunken sei, treibe das Qualitätssegment das Wachstum, der Markt verschiebe sich in Richtung der höherpreisigen Markenartikel. Die Preiskategorie von 30 bis über 40 Cent pro Liter stehe für einen Umsatzanteil von 59 Prozent, freut sich Marketingleiter Marcus Macioszek. 2015 waren es nur 52 Prozent.
Eines ist heute bereits überdeutlich: Der Wassermarkt wird 2019 deutlich unter dem Vorjahr liegen. Wie das gesamte AfG-Segment kehre auch Mineralwasser nach dem Rekordsommer 2018 zur Normalität zurück, erläutert Macioszek. Laut Nielsen-Daten (für LEH, DM, GAM inkl. Discount) ging das Volumen per Oktober um 8,2 Prozent zurück. Wertmäßig lag das Minus bei lediglich 3,3 Prozent; insgesamt wurde ein Umsatz von 3,47 Milliarden Euro erzielt. Damit seien 80 Prozent vom Vorjahresgewinn wieder abgegeben worden, so der Marketingleiter.
Branche am Gebinde-Wendepunkt
Was die Sorten angeht, treibt stilles Wasser weiter den Markt und erreicht laut GfK Consumer Panel aktuell einen Anteil von 24 Prozent. Gerolsteiner Naturell hingegen nimmt nur knapp 15 Prozent Mengenanteil am Sortiment ein; mit gut 54 Prozent ist dort Medium die bei weitem stärkste Sorte.
Bei den Gebinden fällt ein deutlicher Rückgang von PET Einweg und Mehrweg auf, während Glas weiterhin stark zulegt. Mit einem Mehrweganteil von insgesamt knapp 67 Prozent sieht sich Gerolsteiner mit den als umweltfreundlich geltenden Gebinden indessen deutlich über dem Gesamtmarkt. Die Frage „Quo vadis Gebinde?“ lässt sich dem Gerolsteiner-Management zufolge derzeit schwer beantworten. Die Branche sei an einem Wendepunkt angelangt, nun seien unterschiedliche Entwicklungen möglich. Mit einem sehr umfangreichen Verpackungsangebot für verschiedenste Verbraucherbedürfnisse sieht man sich in der Vulkaneifel aber auch in Sachen Gebinde gut gerüstet.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein absolutes Fokusthema ist für den Brunnen das Thema Nachhaltigkeit. Man wolle „Vorreiter und Impulsgeber im Klimaschutz“ werden, leitete Macioszek seine Ausführungen hierzu ein. Da ein Brunnen naturgemäß von reinem Wasser lebe, liege Nachhaltigkeit schon von jeher „in der DNA“ des Unternehmens, sei „unsere Kernkompetenz und unser Markenkern“.
Schon Jahre vor dem Beginn der Fridays-for-Future-Bewegung habe man sich in der Vulkaneifel Gedanken gemacht, wie man die Bemühungen über die eigene Region hinaus ausweiten könne. 2013/14 wurden eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und der erste Nachhaltigkeitsbericht verfasst. Seit 2015 wird das Engagement jährlich dokumentiert.
Brunnen strebt Klimaneutralität an
Angesichts des aktuellen fundamentalen gesellschaftlichen Wandels hat sich das Unternehmen nun hohe Ziele gesteckt: Als nach eigenen Angaben erster Brunnen bekennt sich Gerolsteiner zu dem globalen Ziel, den Temperaturanstieg der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen. Von 2020 an solle der Geschäftsbetrieb entlang der Wertschöpfungskette über Kompensation klimaneutral werden, kündigte Macioszek an.
Anders als viele andere Unternehmen hat Gerolsteiner dabei auch Emissionen von Quellen im Visier, die vom eigenen Unternehmen nicht kontrolliert werden. Man werde dazu mit Lieferanten und Distributeuren sprechen und sie auf dieselben Ziele verpflichten, kündigte Dr. Thomas Hens, Leiter technische Entwicklung und Ressourcen, an.
Insgesamt sei eine „unglaubliche Anstrengung“ notwendig, betonte Hens, der sich gleichwohl zuversichtlich zeigte, die Ziele erreichen zu können. Schon in den letzten zehn bis 15 Jahren habe man sehr viel in das Thema investiert. Zudem werde die schnell fortschreitende technologische Entwicklung die Bemühungen erleichtern.
Qualitätsunterschiede beim Klimaschutz
Dass es beim Thema Klimaschutz durchaus auch Qualitätsunterschiede gibt, zeigte der Technikexperte am Beispiel des Recyclings von Einweggebinden. Bis Ende dieses Jahres sollen 50 Prozent aller Einwegprodukte in R-PET-Flaschen abgefüllt werden, bis Ende 2020 will man die Quote auf 75 Prozent erhöhen. Jede weitere Steigerung ist dem Experten zufolge mit einer „seriösen Kreislaufwirtschaft“ nicht zu vereinbaren: Weil mit jeder Wiederverwertung Material verloren geht, liegt die Ausbeute am Ende bei lediglich 70 bis 80 Prozent. Für hundertprozentiges R-PET müsse folglich Material zum Beispiel aus Afrika reimportiert werden – zu Lasten der Nachhaltigkeit.
Über den Gerolsteiner Brunnen:
Die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG ist Anbieter der meist gekauften Mineralwassermarke auf dem deutschen Markt und größter Mineralwasser-Exporteur der deutschen Mineralwasserbranche mit Schwerpunkt Nordamerika, Asien und den Beneluxländern. Derzeit arbeiten beim Gerolsteiner Brunnen 861 Mitarbeiter, 55 davon sind Auszubildende.
Anteilseigner der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG sind die Bitburger Unternehmensgruppe (51 Prozent) sowie die Buse KSW GmbH & Co. (32 Prozent). Die übrigen Anteile befinden sich in privatem Streubesitz.