Rum ist – buchstäblich wie auch im übertragenen Sinne – in aller Munde. Nicht nur, aber auch in Deutschland. Im Ranking der Spirituosen zählt er zu den fünf stärksten Kategorien – neben Klaren, Likören, Weinbrand/Cognac und Whisky. Die Marktentwicklung indessen stellt sich auf den ersten Blick nicht sehr positiv dar: Laut dem Marktforschungsinstitut IRI stagnierte der Absatz im vergangenen Jahr bzw. ging minimal um 0,8 Prozent zurück. Immerhin stieg der Umsatz um 1,2 Prozent leicht.
Eine vielversprechende Entwicklung zeigt jedoch das Premiumsegment: Wenn auch noch auf einem niedrigen Niveau von gut vier Prozent Anteil an der Warengruppe legten Rums über einem Verkaufspreis von 15 Euro um 13,5 Prozent in der Menge und 16,3 Prozent im Wert zu. Die Konsumenten würden anspruchsvoller und setzten auf Qualität und Authentizität, weiß Markus Hotze, Geschäftsführer von Eggers & Franke. „Das Less-but-Better-Prinzip greift hier voll durch“, fasst er zusammen. Mit den Marken Mount Gay, Flor de Caña und The Kraken sehen sich die Bremer gut aufgestellt, die verschiedenen Konsumenten-Vorlieben abzudecken.


Keine Zahlen gibt es indessen für die Gastronomie. Wie die Hersteller und Importeure berichten, zeigt die Kurve aber auch im Außer-Haus-Konsum nach oben. „Obwohl dieses Segment noch klein ist, wächst es schnell, sowohl im On- wie auch im Off-Trade“, freut sich etwa Tjalling Simoons, Marketingdirektor DACH (Deutschland/Österreich/Schweiz) bei Bacardi. Aufgrund seiner vielfältigen Verwendungsarten sei Rum zudem „eine Spirituose für die verschiedensten Zielgruppen“.
Rum zähle zu den wichtigsten Basisspirituosen „eines jeden Barkeepers“, betont auch Dr. Tina Ingwersen-Matthiesen, Geschäftsführerin von Borco-Marken-Import. „Viele Cocktails und Signature-Drinks sind ohne authentischen Rum undenkbar.“ Daher glaube sie fest daran, dass Rum – anders als die verhaltene Entwicklung derzeit vermuten ließe – auch zukünftig als Mixpartner eine entscheidende Rolle spielen werde. Hinzu kommt das steigende Interesse am Purgenuss, der von dem wachsenden Angebot gelagerter Qualität beflügelt wird.
Dunkle Sorten haben „tragende Rolle“
Großes Potenzial schreibt auch Pernod Ricard Deutschland dem Segment zu. Konsumenten hätten heute gewachsene Ansprüche an eine Marke, informierten sich und seien bereit, die höheren Qualitäten auszuprobieren, gerne auch pur, erläutert ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von Getränke News. „Der Craft-Trend macht auch vor der Rum-Kategorie nicht Halt“, dies sei am „signifikanten Wachstum“ des Ultra-Premium-Segments in einem insgesamt stagnierenden Rummarkt zu erkennen. Eine „tragende Rolle“ komme dabei inzwischen den dunklen Sorten zu. So zeige auch die eigene Marke Pacto Navio „eine sehr gute Entwicklung, wenn auch noch auf kleinem Niveau“. Auch Havana Club 7 Años werde immer häufiger nachgefragt.

Abseits vom Premiumtrend wird freilich nach wie vor die größte Menge auch beim Rum im Mittelpreissegment abgesetzt. Auch hier sei allerdings ein Trend zu höherwertigen Qualitäten festzustellen, weiß Jan Rock, Pressesprecher von Henkell Freixenet, die mit der Marke Pott Marktführer im traditionellen, deutschen Rum-Markt sind. „Aufgrund seiner Komplexität und Vielschichtigkeit im Geschmack und den Qualitäten rückt der Rum immer weiter ins Interesse des Endkonsumenten“, so Rock. Er beobachte, dass Verbraucher mehr und mehr ein größeres Sortiment fordern, „um die verschiedenen Verwendungsanlässe optimal abzudecken“.
Als Blend aus Rum von Jamaica und La Réunion biete Pott Rum „ein Stück Karibik in Deutschland“. Aufgrund seiner Mixability sei er „ganzjährig relevant“ und geeignet für die verschiedensten Verwendungsanlässe, vom sommerlichen Mixen von Drinks bis zur Bereitung von Tee und Grog in der kalten Jahreszeit.
Mildes Klima schadet Winter-Varianten
Marken mit einem starken Fokus auf dem winterlichen Genuss sind andererseits dann auch stark abhängig von der Witterung. So meldet Asmussen Rum für 2019 eine stärker rückläufige Entwicklung als der Gesamtmarkt. „Insbesondere die milden Klimaverhältnisse in der Winterzeit führen zu einem Wegfall typischer Rum-Verwendungsanlässe wie der Zubereitung klassischer Rum-Heißgetränke“, berichtet Stefan Goß, Leiter Spirituosen-Marketing bei Nordbrand Nordhausen.
Dabei fielen allerdings besonders die Verluste von Rum-Verschnitt ins Gewicht – was ein weiteres Zeichen für eine Premiumisierung der Kategorie ist, wie Goß erklärt. Dass dieser Teilmarkt 2019 um gut 40 Prozent zurückgegangen sei, sei maßgeblich durch Verluste der Handelsmarken begründet.
USA sind größter Markt für Rum
Die insgesamt steigende Nachfrage nach Rum ist im Übrigen nicht auf Deutschland beschränkt. Auch weltweit wächst das Segment laut Marktforschung bereits seit Jahren. Allein von 2018 auf 2019 legte der Absatz international von 998 Millionen auf gut eine Milliarde Hektoliter zu. 2010 waren es noch 932 Millionen Hektoliter gewesen. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr indessen auf fast 14,5 Milliarden Euro (2018: 14,1 Mrd.). Der bei weitem stärkste Markt für Rum sind mit umgerechnet gut 2,4 Milliarden Euro die USA, gefolgt von Brasilien, Indien, Spanien und Kanada, jeweils mit einem Umsatz zwischen 1,2 und 1,3 Milliarden Euro.