Wie der Bayerische Brauerbund mitteilt, haben der „Jahrhundertsommer“ und Sondereffekte wie die Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr den bayerischen Bierabsatz mit einem Absatzplus von 3,1 Prozent auf ein Rekordniveau ansteigen lassen. Insgesamt produzierten Bayerns Brauer von Januar bis Dezember 24,6 Millionen Hektoliter, knapp 740.000 Hektoliter mehr als im Vorjahr. Mit diesem Absatzplus liegt Bayern weit über dem Bundesdurchschnitt (+ 0,5 Prozent) und konnte von den Sondereffekten des Sommers 2018 besonders stark profitieren.
Erstmalig stieg der Absatz alkoholfreier Biere, die in den Zahlen des amtlichen Bierabsatzes nicht enthalten sind, auf über zwei Millionen Hektoliter (+10,5 Prozent zum Vorjahr) und erreichte so ein Allzeithoch.
Das gute Abschneiden Bayerns führt der Bayerische Brauerbund neben dem Wetter auch auf den Siegeszug bayerischer Bierspezialitäten in anderen Bundesländern und im Ausland zurück. Der Bierexport alleine in Drittländer konnte 2018 um weitere 112.000 Hektoliter (+2,0 Prozent) auf einen neuen Höchststand von 5,75 Millionen Hektolitern gesteigert werden.
Lediglich eine Verschnaufpause?
Der Präsident des Bayerischen Brauerbundes, Georg Schneider, beurteilt den deutschen Biermarkt jedoch witterungs- und WM-bereinigt als bestenfalls stagnierend und nennt unter anderem die demographische Entwicklung, die gesundheitsbewusstere Ernährung der Bevölkerung sowie ein verändertes Freizeitverhalten als Gründe für den stetig sinkenden Pro-Kopf-Bierkonsum in Deutschland. „2018 hat dem deutschen Biermarkt eine Verschnaufpause beschert. Am grundsätzlich scharfen Wettbewerb und dem perspektivisch schrumpfenden Inlandsmarkt hat das aber nichts zu ändern vermocht. Überkapazitäten belasten den Markt“, sagt Schneider.
Hinzu komme die Rohstoffsituation: „So schön der Super-Sommer für unsere Absatzsituation war: Wir dürfen auch die Augen nicht vor den quantitativen und qualitativen Hausausforderungen verschließen, mit denen uns der Klimawandel auf der Rohstoffseite konfrontiert“, sagt Schneider. Die Rohstoffverbände hätten zum Abschluss des Erntejahres 2018 resümiert, dass die Brauwirtschaft noch einmal mit einem „blauen Auge“ davon gekommen sei. Angespannt sei die Versorgungssituation nicht nur bei der Braugerste, sondern auch im Hopfenmarkt. Obwohl die Hopfenanbaufläche in Deutschland im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreichte, seien nach zwei unterdurchschnittlichen Ernten die Lager leer und verschiedene Sorten schlicht ausverkauft. „Da ist Kreativität und Kompromissbereitschaft gefragt“, sagt Schneider.
Kostendruck steigt weiter
Die Branche stehe einem hoch konzentrierten Handel gegenüber, der seine Marktmacht ausspiele, um Konditionenverbesserungen zu erreichen. „Die Brauereien stehen unter Kostendruck, sehen sich mit Kostensteigerungen konfrontiert, die es zu kompensieren gilt.“ Außerdem müssten die Betriebe auch in neue, energiesparende, moderne Anlagen investieren, erklärt Schneider. „Es war und es bleibt deshalb ein Fehler, das Heil im alleinigen Streben nach größeren Mengen durch niedrigere Preise zu suchen“, so der Brauer-Präsident. Vielleicht sei das Geheimnis des Erfolges der bayerischen Brauwirtschaft in den letzten Jahren gewesen, dass man sich mit einem breiten Spezialitätenangebot dem „Preisverhau“ im Pilsmarkt entziehen konnte. „Zentrale Bedeutung für die zukünftige Entwicklung unserer Branche im Freistaat hat deshalb der weithin geachtete Spezialitätencharakter des Bieres aus Bayern“, sagt Schneider.