Die Corona-Krise hat deutliche Spuren in der Halbjahresbilanz der Warsteiner Brauerei hinterlassen: Das Unternehmen meldet einen Absatzrückgang von insgesamt 16,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Inland: 16,4 Prozent). Weitere Zahlen nennt die Brauerei nicht. Damit dürfte der Ausstoß der Dachmarke Warsteiner im In- und Ausland im ersten Halbjahr 2020 bei knapp über 950.000 Hektolitern gelegen haben. Die Verluste beim Fassbiergeschäft durch den Lockdown in der Gastronomie schlugen hier zu Buche.
Beim Flaschenbier sah es deutlich besser aus: Hier verlor die Brauerei von Januar bis Mai nach eigenen Angaben im Lebensmittelhandel und in Getränkemärkten lediglich zwei Prozent beim Umsatz. Dabei sei Warsteiner weniger in der Aktion gekauft worden als andere Premium-Marken. Dies zeigten auch die Zahlen aus der Marktforschung: Aktuell bewege sich laut Nielsen der Anteil beim Zusatzabsatz im Premiumpils-Segment im Durchschnitt bei 55 Prozent, Warsteiner Pilsener liege bei 53 Prozent und somit noch unter Marktdurchschnitt.

„In der dynamischen und für viele ungewissen wirtschaftlichen Situation haben Konsumenten sehr preissensibel eingekauft und viele unserer Wettbewerber haben zur Absatzsteigerung und zur Kompensation der Gastronomiemengen auf eine preisaggressive Vermarktung gesetzt“, so Christian Gieselmann, Sprecher der Geschäftsführung, gegenüber Getränke News. Das Warsteiner Motto laute jedoch „Wert vor Menge“. Um der unternehmerischen Verantwortung Rechnung zu tragen, habe die Brauerei eine klare Wertorientierung definiert. „Wir brauen ein Premium-Produkt und Verbraucher schätzen unsere hohe Qualität. Die Preisgestaltung jedoch obliegt allein dem Handel“, sagt Gieselmann.
In Technologien und Produkte investiert
Trotz der dynamischen Situation hat die Warsteiner Brauerei im ersten Halbjahr in neue Technologien, in Marketing sowie in die Einführung von neuen Produkten investiert. Für rund zwei Millionen Euro wurde beispielsweise das Kesselhaus in Warstein modernisiert. Und trotz Corona-bedingter Beschränkungen für die Außendienst-Teams sei die Neueinführung des Biermixgetränks Warsteiner Grapefruit sowie der Bierspezialität Brewers Gold überaus erfolgreich verlaufen. „Wir sind mit der Einführung unserer Bierspezialität sehr zufrieden. Die gewichtete Distribution von Warsteiner Brewers Gold liegt bei 60 Prozent, in großen Verbrauchermärkten lag sie in der KW 26 schon deutlich höher, bei 79 Prozent“, so Gieselmann. Für weitere Wachstumsimpulse sollen nationale Promotion-Aktionen und die Einführung der Halbliterdose von Brewers Gold im August sorgen.

Positiv habe sich auch das Onlinegeschäft entwickelt. Hier sei es Warsteiner gelungen, den Absatz über alle relevanten E-Commerce-Kanäle in den vergangenen Monaten auszubauen. „Der Anteil unseres Online-Geschäfts ist noch gering, wenn auch stetig wachsend. Wir sehen die positive Entwicklung, denn wir konnten im ersten Halbjahr in allen Kanälen zulegen, unsere Neuprodukte listen und neue Käufer an die Marke heranführen“, erklärt Gieselmann gegenüber Getränke News.
Drastische Einbußen im Export
Im Auslandsgeschäft führte die Corona-Pandemie zu drastischen Einbußen. Warsteiner meldet hier fürs erste Halbjahr ein Absatzminus von 15,2 Prozent. Da der asiatische Markt sowie besonders betroffene Länder wie Italien, Frankreich und Spanien zu den wichtigen Exportmärkten zählen, kam das Auslandsgeschäft phasenweise vollständig zum Erliegen.
Ähnlich wie in Deutschland zieht es seit einigen Wochen wieder spürbar an. Besonders erfreulich sei die Entwicklung im strategisch wichtigen Exportmarkt Russland, der im ersten Halbjahr deutlich zulegte. Auch in den Niederlanden konnte das Geschäft im Handel ausgebaut werden. Dort wird Warsteiner im August einen eigens für den niederländischen Markt produzierten goldenen Mehrwegkasten (24 × 0,3 l) einführen.
Gastronomen und Partner unterstützen
Christian Gieselmann rechnet damit, dass sich die Corona-Pandemie noch lange auf die Branche auswirkt. „Wir sind solide aufgestellt und gehen in unserer Planung davon aus, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, bis sich ein ‚new normal‘ etabliert hat“, so der Warsteiner-Chef. „Diese schweren Zeiten könnten laut Dehoga 70.000 Hotel- und Gastronomiebetriebe nicht bestehen. Als Familienunternehmen setzen wir auf langfristige Partnerschaften, unterstützen die Gastronomen beim Restart und tun alles, was in unserer Macht steht, damit diese düstere Prognose so nicht eintritt.“
Für Gieselmann steht fest: „Die wirtschaftlichen Folgen sind für die Gastronomiebetriebe drastisch und die Auswirkungen eines Sommers ohne Großveranstaltungen für unsere Partner und die gesamte Braubranche schwerwiegend.“ Eine Prognose für das Gesamtjahr wäre für ihn zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation. Aktuell rechne er mit einer langsamen, aber steten Normalisierung: „Die Menschen wollen wieder konsumieren, außer Haus verzehren und Freunde treffen. Wir unterstützen Gastronomen dabei, setzen auf Hygienekonzepte und schaffen Vertrauen bei Konsumenten, wieder auszugehen“, so Gieselmann. „Unser Unternehmen ist sehr solide aufgestellt, sodass wir diese schwierigen Zeiten erfolgreich bewältigen können.“
Warsteiner Gruppe
Die Warsteiner Brauerei zählt zu den größten Privatbrauereien Deutschlands. Gegründet 1753, ist sie ein Familienunternehmen in neunter Generation. Die Warsteiner Gruppe umfasst die Herforder Brauerei, die Privatbrauerei Frankenheim, die Paderborner Brauerei sowie Anteile an der König Ludwig Schlossbrauerei. Mittlerweile vertreibt Warsteiner ihre Produkte aktiv in über 50 Ländern der Welt.