Der Klimawandel stellt die Hopfenerzeuger und damit letztlich auch die Brauwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Das machten Branchenvertreter auf der Hopfen-Pressekonferenz deutlich, die im Rahmen der BrauBeviale in Nürnberg stattfand. So überstehen insbesondere die älteren Hopfensorten anhaltende Trockenheit und lange Hitzeperioden nicht so leicht, wie Adolf Schapfl, Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer, in seiner Rede ausführte.
Viele neue Aromasorten hingegen seien an solche extremen Witterungsphänomene weitaus besser angepasst. Deshalb wäre es für die Hopfenpflanzer vorteilhaft, wenn die Brauwirtschaft diese Sorten „nicht nur zum Hopfenstopfen, sondern auch im Sudhaus“ verwenden würde. Zahlreiche Versuche würden „das enorme Potenzial der neuen Sorten auch in traditionellen Bierstilen“ bestätigen, unterstrich Schapfl.
Dramatisch verstärkt würden die Probleme durch die Reaktionen der Politik auf den Klimawandel: Das Verbot von bisher gängigen Pflanzenschutzmitteln, für die es noch keinen Ersatz gebe, setze die Branche gewaltig unter Druck. „Mit der geringen Mittelpalette, die uns in sehr naher Zukunft zur Verfügung steht, ist kein sinnvolles Resistenzmanagement mehr möglich“, so der Verbandspräsident.
Es herrscht „eine wahre Streichmentalität“
Seit der Diskussion um die möglicherweise gesundheitsgefährdende Wirkung von Glyphosat herrsche „eine wahre Streichmentalität für bewährte Wirkstoffe“, führte auch Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds aus. Zwar seien Maßnahmen für mehr Biodiversität unbestritten dringend notwendig, „überambitioniertes und von Aktionismus getriebenes Handeln“ könne jedoch gerade bei einer Sonderkultur nicht zielführend sein, so König, der in diesem Zusammenhang unter anderem das seit August in Bayern geltende Artenschutz-Gesetz für mehr Biodiversität und die Novellierung der Düngeverordnung auf EU-Ebene zum Mai 2020 ins Feld führt.
Die jüngste Gesetzgebung bringe „eine ganz neue Ausrichtung“ in der Anwendung von Düngemitteln mit sich. Im Extremfall könne die Lebensmittelsicherheit beim Hopfen und damit auch beim Bier in Gefahr geraten, warnt der Brauerbund-Chef. „So schnell wie die Politik nun Veränderungen schafft, ist es nicht möglich, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu produzieren.“
Branche wirbt für Übergangsfristen
Die derzeitige Lage mache eine Neuausrichtung der Schädlings- und Krankheitskontrolle sowie eine Verstärkung der Züchtung und Forschung notwendig, betonte in diesem Kontext Adolf Schapfl von Hopfenpflanzer-Verband. Deshalb werde man gemeinsam mit der bayerischen, deutschen und europäischen Brauwirtschaft auf Landes-, Bundes- und insbesondere auf EU-Ebene für die Umsetzung entsprechender Lösungen werben – als Nächstes bereit im Rahmen des ersten internationalen Global Hop Summits, der kommende Woche in Brüssel stattfindet. Da diese „große Aufgabe“ nicht innerhalb kurzer Zeitspannen umzusetzen sei, werde man für „ausreichend bemessene Übergangsfristen“ plädieren, die in der Züchtung und Forschung benötigt würden, um neben neuen klimaangepassten Sorten auch alternative Anbaumethoden in der Praxis zu etablieren.
Neben den gesetzlichen Regulierungen betrachtet indessen Herbert Meier, Geschäftsführer der Privaten Brauereien Bayern, auch die in Gesellschaft und Medien verbreitete Ablehnung von Pflanzenschutz als Problem für die Branche. Pflanzenschutz finde beim Verbraucher aktuell keine Akzeptanz, ärgert er sich. Zugleich steige „die Gefahr des Sensationsjournalismus von diversen Verbraucherschutz-Organisationen“.