Der Klimawandel beeinflusst sehr stark auch die Getränkeproduktion. Für unsere aktuelle Serie fragen wir Branchenteilnehmer, wie sie sich darauf einstellen. Teil 4 widmen wir dem Wasser.
Was in Kalifornien letztes Jahr in Getränkedosen abgefüllt wurde, ist in Deutschland noch unvorstellbar: ein Bier, gebraut aus gereinigtem Abwasser. Es ist ein helles, leichtes Blondes im Kölsch-Stil – schäumend und perlend wie Bier, angeblich auch mit dem Geschmack von Bier. Doch das Wasser für das „Getränk“, das die Wasseraufbereitungsfirma Epic Cleantec in Kooperation mit einer lokalen Brauerei hergestellt hat, stammt aus einem Hochhauskeller in San Francisco – und selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wäre der Verkauf des Abwasserbieres noch illegal. Der Klimawandel und die damit verbundene Wasserknappheit führen in Kalifornien dazu, dass über kreative Möglichkeiten des Wassersparens intensiv nachgedacht wird. Inklusive der Verwendung von gereinigtem Abwasser.
So weit ist die Situation in Deutschland glücklicherweise noch nicht, drastische Mangellagen sind bislang nicht in Sicht. Doch auch hier ist das Grundwasser durch den fortschreitenden Klimawandel in Gefahr. Betroffen sind Wassernutzer unter anderem aus den Bereichen der öffentlichen Wasserversorgung, der Industrie, der Landwirtschaft – und natürlich der Lebensmittel- und Getränkebranche. Damit treibt die Sorge, wie das kostbare Nass auch für künftige Generationen erhalten bleiben kann, besonders auch die Mineralbrunnen, Brauereien und Getränkehersteller um.
Mineralbrunnen müssen Vorsorge treffen
„Mineralwasser hat einen natürlichen Schutz vor kurzfristigen Auswirkungen durch Trockenheit und Dürren. Es wird deutlich überwiegend aus tieferliegenden Grundwasserstockwerken gewonnen“, erläutert ein Sprecher des Verbands Deutscher Mineralbrunnen (VDM) auf Anfrage von Getränke News. Es gebe Quellen, die wenige Jahrzehnte alt seien, andere ließen sich auf über 1.000 Jahre zurückverfolgen. Zwar ist laut VDM nicht zu erwarten, dass die Versorgung der Menschen mit Mineralwasser kurzfristig nicht mehr sichergestellt werden könnte. Trotzdem müsse man Vorsorge betreiben und die Folgen des Klimawandels effektiv begrenzen.
Dass dies branchenübergreifend auch geschieht, dafür soll auch die im letzten Jahr von der Bundesregierung verabschiedete „Nationale Wasserstrategie“ sorgen, die regelt, wie Ressourcen genutzt werden, damit sie langfristig erhalten bleiben, die Umwelt nicht belastet wird und dabei die Bedürfnisse zukünftiger Generationen immer im Blick bleiben. (wir berichteten).
Wie der VDM betont, hat dabei die nachhaltige und schonende Wassernutzung für die deutschen Mineralbrunnen oberste Priorität. Das bedeutet unter anderem: Es wird grundsätzlich nicht mehr Mineralwasser aus der Quelle entnommen als natürlich neugebildet werden kann. Zum Schutz der Grundwasserressourcen ist daneben die Begrenzung der Risiken durch mögliche Stoffeinträge von grundsätzlicher Bedeutung. Dabei ist für den Verband maßgeblich, das Vorsorge- und Verursacherprinzip zu stärken.
Weniger entnehmen als erlaubt
Selbst beim Gerolsteiner Brunnen in der regenreichen Vulkaneifel steht der Schutz der Ressource Wasser ganz oben auf der Agenda. „Wir vertreiben ein Naturprodukt, das auf eine intakte Umwelt angewiesen ist. Daher gehen wir schonend mit unserem Wasser um und entnehmen weniger als zehn Prozent des sich jährlich neu bildenden Tiefenwassers. Das ist gerade einmal die Hälfte dessen, was wir gemäß dem uns erteilten Wasserrecht entnehmen dürften“, betont Dr. Thomas Hens, Leiter Technische Entwicklung und Ressourcen.
Laut Hens engagiert sich Gerolsteiner darüber hinaus stark für den Schutz der Natur in seinem Quellgebiet und fördert beispielsweise vor Ort in Kooperation mit den Landwirten eine gewässerschonende Bewirtschaftung und die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Gesunde Wälder seien natürliche Wasserfilter und -speicher und sorgten damit auch für sauberes Grundwasser. Deshalb setzt sich Gerolsteiner seit 2013 in Kooperation mit den Landesforsten Rheinland-Pfalz mit dem Projekt „Gerolsteiner Zukunftswald“ für den Aufbau klimastabiler Wälder in der Eifel ein. Im Rahmen dieser Kooperation wurden bereits über 185.000 Bäume gepflanzt.
Kampf um begrenzte Ressourcen befürchtet
Auch für die Brauer ist Wasser die wichtigste Ressource. Wie Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, erläutert, gelten bei der Wasserentnahmen die drei Ebenen der ökologischen Nachhaltigkeit (Schonung der Ressourcen und Ökosysteme, Erhalt einer hohen Wasserqualität), der ökonomischen Nachhaltigkeit (maximale Effizienz, Vermeidung von Verlusten) und der sozialen Nachhaltigkeit (Beteiligung aller relevanten Interessensgruppen an Entscheidungsprozessen zur Erschließung neuer Fördergebiete). „In Regionen mit Wasserknappheit könnten Brauereien mit anderen Industrien, der Landwirtschaft und Privathaushalten um die begrenzten Wasserressourcen konkurrieren müssen. Dies sehen wir mit Sorge“, so Eichele. Bei zunehmender Wasserknappheit könnten auch die Preise für Wasser steigen, was die Produktionskosten für Brauereien erhöhen würde.
Als eine der großen deutschen Brauereien ist Krombacher auf enorme Mengen Wasser angewiesen. Rund um die Brauerei nutze das Unternehmen 50 eigene Quellen und Brunnen, die bis zu 100 Meter tief seien, sagt Unternehmenssprecherin Pia Munschek-Jung. Diese förderten ausschließlich Niederschlagswasser, das bereits durch die bodennahen, wasserungesättigten Schichten weiter nach unten versickert ist. „Oberflächennahe Gewässer werden von uns nicht genutzt, wodurch eine übermäßige Förderung und die Absenkung des Grundwasserspiegels ausgeschlossen sind“, erklärt die Sprecherin.
Kreislauf reduziert Einsatz von Frischwasser
Ein effizienter und verantwortungsbewusster Wassereinsatz habe für Krombacher höchste Priorität. „Im gesamten Produktionsprozess setzen wir auf einen effizienten Wasserverbrauch und haben dazu einen eigenen Wasserkreislauf entwickelt. Dieser ermöglicht die Wiederaufbereitung von Wasser, beispielsweise zur Reinigung von Anlagen, und reduziert den Einsatz von Frischwasser erheblich.“
Konkret lag der Wasserverbrauch von Krombacher laut Munschek-Jung 2023 bei 3,72 Hektolitern pro produziertem Hektoliter Bier, was ein bereits effizienter und sehr guter Wert in der Branche sei. Dennoch arbeite die Brauerei kontinuierlich daran, den Wasserverbrauch weiter zu senken und die Effizienz des Wasserkreislaufs zu steigern. „Darüber hinaus engagieren wir uns in der Aufforstung rund um die Brauerei, um zukunftsfähige Mischwälder zu schaffen. Diese Wälder dienen als natürliche Wasserspeicher und tragen zur Verbesserung des regionalen Wasserhaushalts bei“, erklärt die Sprecherin.
Wasserqualität für künftige Generationen
Noch höhere Ansprüche hat die Bio-Brauerei Neumarkter Lammsbräu: Das Traditionsunternehmen bezahlt die über 180 Landwirte seiner stetig wachsenden Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe für deren Gemeinwohlleistungen. Dafür wendet die Brauerei ein Prozent ihres jährlichen Umsatzes von zuletzt 31,7 Millionen Euro auf. Zu den Leistungen, für die die Landwirte bezahlt werden, gehört unter anderem der langfristige Schutz des Wassers, der Tierwelt und des Bodens. „Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel“, erklärt dazu Inhaber und Geschäftsführer Johannes Ehrnsperger. „Deshalb möchten wir unseren Teil dazu beitragen, das Wasser auch für zukünftige Generationen in bester Qualität zu erhalten.“
Die Gleichung sei einfach. Was oben nicht auf den Feldern ausgebracht werde, komme unten nicht im Wasser an. „Es geht darum, dass wir den Austrag von Kunstdünger, Pestiziden und Herbiziden auf den Feldern unterbrechen und so das Wasser bestmöglich schützen.“ Optimal wäre für Ehrnsperger die flächendeckende Umstellung auf den Ökolandbau. Er schütze das Wasser nicht nur durch seinen kompletten Verzicht auf die Ackergifte, sondern schaffe zudem auch humusreiche Böden, die den Regen wie ein guter Schwamm optimal aufnehmen könnten. Das helfe in Trockenperioden wie auch bei Starkregen, weil so mehr Wasser in den Grundwasserspeichern ankomme.
Egal, ob ökologische oder konventionelle Erzeugung, ob Brunnen, Brauer oder ganz andere Branchen: Die notwendige Wasserwende ist in jedem Fall ein Generationenprojekt.