Der Glashersteller Ritzenhoff, der Anfang des Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt hat (wir berichteten), ist offenbar gerettet. Die Nachfahren des Firmengründers, das Ritzenhoff/Zeppenfeld Konsortium, und der Minderheitsgesellschafter Robert Tönnies wollen den Betrieb übernehmen und haben dem Gläubigerausschuss ein notarielles Kaufangebot vorgelegt. Der Gläubigerausschuss, die Banken und die Belegschaft haben dem Angebot zugestimmt. Der Vollzug des Kaufvertrages werde voraussichtlich Ende April erfolgen, da die Zustimmung der Kartellbehörden und der Gläubigerversammlung abgewartet werden müsse, heißt es.
„Ich sehe im Kaufangebot und der damit einhergehenden übertragenden Sanierung großes Potenzial, uns zukunftsfähig sowie wirtschaftlich tragfähig aufzustellen und neue Wege für Innovation und Wachstum zu eröffnen“, sagt Carsten Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Ritzenhoff AG. Die Firma soll nach dem Verkauf in drei Gesellschaften aufgeteilt werden. Die Mitarbeiter der Verwaltung wechseln in die RZT Group GmbH, die Mitarbeiter aus der Produktion, dem Vertrieb, der Logistik und dem Marketing in die RZT Glass GmbH. Die Glasveredlung firmiert in der RZT Decoration GmbH. Nach dem Vollzug der Transaktion samt Übergang der Marken und Namensrechte sei eine Umbenennung der RZT Erwerbsgesellschaften in „Ritzenhoff“ geplant.
„Das Angebot ist ein klares Zeichen dafür, dass die Glasproduktion an diesem Standort zukunftstauglich ist. Wir freuen uns, dass es für eine Vielzahl der Beschäftigten bei Ritzenhoff eine Zukunft gibt und die Sanierung dieses deutschen Traditionsunternehmens gelungen ist“, sagt Dr. Martin Kaltwasser, Partner der Kanzlei Lieser Rechtsanwälte, der das Eigenverwaltungsverfahren als Generalhandlungsbevollmächtigter begleitet.
Bereits im Herbst 2023 hatte sich Robert Tönnies an der Ritzenhoff AG beteiligt, um die Inhaberfamilie bei der Neuausrichtung des Unternehmens zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund hatte er auch im weiteren Restrukturierungs- und Sanierungsprozess seine Unterstützung zugesichert. „Ich glaube an den Betrieb, der bereits seit 120 Jahren hier in meiner westfälischen Heimat ansässig ist. Die Entschlossenheit und das Engagement des gesamten Ritzenhoff-Teams haben mich sehr beeindruckt und letztlich auch überzeugt, hier erneut zu investieren“, sagt Robert Tönnies.
Ritzenhoff AG
Die Firma Ritzenhoff wurde 1904 gegründet, ihre Wurzeln gehen zurück bis ins 18. Jahrhundert. Heute produziert das Unternehmen aus Marsberg im Hochsauerland mit 430 Mitarbeitern jährlich bis zu 50 Millionen Gläser. Aus mehreren Lagerbereichen mit einer Kapazität von über 43.000 Palettenstellplätzen inklusive modernem Logistikzentrum werden die Produkte in über 60 Länder verschickt. Ritzenhoff deckt den gesamten Produktionsprozess von der Glas-Entwicklung bis zur Auslieferung ab.