Der Bierabsatz der Brauereien in Deutschland ging 2023 weiter zurück. Wie das Statistische Bundesamt heute meldet, lag das Minus im Vergleich zum Vorjahr bei 4,5 Prozent. Insgesamt wurden 84 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt und damit 3,94 Millionen Hektoliter weniger als 2022. „2023 war ein rabenschwarzes Jahr für die deutsche Brauwirtschaft“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. „Nachdem der Biermarkt in Deutschland wegen der Corona-Krise in den Jahren 2020 und 2021 massiv eingebrochen war, hatte sich der Absatz 2022 wieder erholt mit einem Zuwachs im Inland um 4 Prozent. Die Brauereien hofften auf ein Ende der Durststrecke, doch das ist weiterhin nicht in Sicht“, so Eichele.
Fest steht: Die Konsumzurückhaltung aufgrund der Inflation schlägt auch auf die Brauereien voll durch. „Der Sparreflex der Verbraucher ist auf den deutschen Biermarkt 2023 mit dem schlechtesten Jahresausstoß der Nachkriegsgeschichte durchgeschlagen“, kommentiert Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei Veltins, die Zahlen. „Einen solchen Volumenverlust hat es nicht einmal auf dem Höhepunkt der Pandemie gegeben.“
Sorge bereitet Huber allerdings der rasante Volumenverlust, der zuletzt noch an Geschwindigkeit zugenommen hat. „In den letzten sechs Jahren haben Deutschlands Brauereien mit zehn Millionen Hektoliter genauso viel Biermenge verloren wie in den zehn Jahren zuvor“, sieht er vor diesem Hintergrund deutlich mehr Risiken für viele Klein- und Mittelstandsbrauereien. Laut Statistischem Bundesamt war der Bierabsatz der Brauereien aus Deutschland 2023 um 11,5 Prozent niedriger als im Jahr 2013 (Absatz 2013: 95 Mio. hl) und 25,3 Prozent niedriger als im Jahr 1993 (Absatz 1993: 112 Mio. hl).
Braubranche bleibt unter Druck
Die 1.500 Brauereien in Deutschland stehen nach Einschätzung des Brauer-Bundes abermals vor einem schwierigen Jahr, auch wenn sich die Branche von der Fußball-Europameisterschaft Impulse erwarten könne. Die Inflation werde die Betriebe jedoch weiter unter Druck setzen. „Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten auch 2024 auf hohem Niveau bleiben und teilweise weiter steigen“, sagt Eichele. Neben der Konsumzurückhaltung und dem Preisdruck des Handels sei dies die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr. „Der allgemein hohe Kostendruck wird sich auch auf die Preise auswirken“, so Eichele.
Der Brauer-Bund kritisiert den ruinösen Preiskampf, den große Handelskonzerne zulasten der gesamten Lebensmittelwirtschaft führen. „Niemand versteht, weshalb ein in Deutschland mit Handwerkskunst und besten heimischen Rohstoffen gebrautes Bier durchgehend billiger zu haben ist als simple Softdrinks“, so Eichele. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Wertschätzung für unser Produkt wieder deutlich zu erhöhen. Und Wertschätzung drückt sich eben auch im Preis aus.“
Vielen Brauern droht das Aus
Michael Huber prognostiziert, dass sich die Situation der nationalen Brauwirtschaft vor dem Hintergrund der Ausstoßverluste unweigerlich zuspitzen wird. Allein 2023 seien durch die Schließung von Brauereien Kapazitäten von über zwei Millionen Hektolitern aus dem Markt genommen worden. „Das ist leider noch lange nicht genug, um langjährige Überkapazitäten zurückzuführen.“ Die Nervosität unter den Brauern sei angesichts einer anhaltend hohen Kostenstruktur unverändert groß. „Die unabdingbaren Investitionen in die energetische Transformation bedeuten für viele Brauhäuser das absehbare Aus, weil es an Renditekraft fehlt und die Wirtschaftlichkeit nicht mehr herstellbar ist“, so Huber.
Weitere Marktdaten:
82,8 Prozent des Bierabsatzes waren 2023 laut Statistischem Bundesamt für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der Inlandsabsatz sank im Vergleich zu 2022 um 4,2 Prozent auf 69 Millionen Hektoliter. 14 Millionen Hektoliter Bier (17,1 Prozent des Absatzes) wurden steuerfrei exportiert, das waren 5,9 Prozent weniger als 2022. Davon gingen 7,8 Millionen Hektoliter (-2,6 %) in EU-Staaten und 6,5 Millionen Hektoliter (-9,6 %) in Nicht-EU-Staaten. 113.000 Hektoliter (+1,2 %) gaben die Brauereien unentgeltlich als Haustrunk an ihre Beschäftigten ab.
Der Absatz der Biermischgetränke ging 2023 ebenfalls zurück. Gegenüber dem Jahr 2022 wurden 9,2 Prozent weniger davon abgesetzt. Sie machten mit 4 Millionen Hektolitern 4,8 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus.
In den Zahlen vom Statistischen Bundesamt sind alkoholfreie Biere und Malztrunk sowie das aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) eingeführte Bier nicht enthalten.