Die Brauerei Veltins hat das Jahr 2019 mit einem Ergebnis über dem Markttrend abgeschlossen. Während der Biermarkt im zurückliegenden Jahr um zwei Prozent schrumpfte, legten die Sauerländer um 1,2 Prozent auf 3,05 Millionen Hektoliter zu. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 359 Millionen Euro. Damit sei erneut ein historischer Bestwert erreicht, bilanzierte das Management anlässlich der heutigen Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf.
Am Gesamtmarkt belasten unter anderem die Diskussion um Klimawandel und Umweltschutz ebenso wie die Lebensweise einer jungen Generation, die das Smartphone vom Gastronomiebesuch abhalte, das Konsumklima. Es habe daher zwar „erste spürbare Turbulenzen gegeben“, dies sei aber „kein Grund zur Sorge“, unterstrich der Generalbevollmächtigte der Brauerei, Michael Huber. Denn: Jede Brauerei habe ihre eigene unternehmerische Antwort zu finden. 2019 sei „ein schwieriges Jahr für den Biermarkt, aber ein erfolgreiches Jahr für Veltins“ gewesen, ergänzte Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb.
Spezialitäten besonders erfolgreich
Zu dem guten Ergebnis haben den Angaben zufolge alle Produkte beigetragen. Während beim Pils das Flaschenbiergeschäft einen Ausstoß von 1,654 Millionen Hektolitern erreichte (+1,0 %) legte die Dose um 8,4 Prozent zu. Mit den Veltins-Ergänzungssorten wurden 140.300 Hektoliter erzielt. Die Marke Grevensteiner konnte an der starken Nachfrage nach Bierspezialitäten partizipieren: Sie wuchs um 10,3 Prozent auf 241.300 Hektoliter und ist inzwischen in 18.700 Outlets erhältlich.
Die Marke Veltins indessen war 2019 in 34.000 Outlets verfügbar. Die Brauerei habe für beide Biere erfolgreich auf eine nationale Vertriebsorganisation gesetzt, die beim Handel in Listungsgesprächen und am Point of Sale große Akzeptanz gefunden habe. Deutliche Verluste mussten allerdings die Biermischgetränke unter dem Label V+ hinnehmen. Ihr Ausstoß ging über alle Sorten hinweg um 7,9 Prozent auf 295.400 Hektoliter zurück.
Neue Perspektiven verspricht sich Veltins von seiner jüngsten Innovation „Helles Pülleken“, die ab 1. Mai in den Handel kommen soll. Das geschmacklich zwischen Veltins und Grevensteiner positionierte Helle wird in der 0,33-Liter-Euroflasche abgegeben und soll im Kasten sowie im Sixpack und als Viererträger verfügbar sein. Im Outfit spielt die Neuheit mit bekannten Veltins-Werbemotiven aus den 1970er/80er Jahren. Veltins ist als Absender erkennbar, tritt aber gegenüber dem Produktnamen in den Hintergrund.
Zuwachs auch beim Fassbier
Ein positives Resümee zieht das Unternehmen ebenfalls über sein Gastronomiegeschäft. Nach einem erneuten Fassbierzuwachs um 1,8 Prozent kündigt die Brauerei an, ihr Engagement in der Gastronomie weiter zu stärken. Aktuell sind mehr als 14.750 Betriebe mit der Brauerei verbunden. Im ersten Halbjahr 2019 sei an jedem Wochentag ein neuer Partner hinzugekommen. Mit einem Fassbieranteil von 17,2 Prozent zähle Veltins unverändert zu den „ausgeprägt gastronomieorientierten Brauereien“.
Nach dem kontinuierlichen Wachstum im zurückliegenden Jahrzehnt zeigen sich die Brauer weiterhin optimistisch. Früchte hätten auch die Bemühungen im Export in die Schwerpunktmärkte Italien, Spanien, Niederlande, Großbritannien und USA getragen. Mit einem Ausstoß von 192.000 Hektolitern (-1,03 %) bleibe die Präsenz der Brauerei in den Auslandsmärkten stabil. Veltins ist seit 27 Jahren außerhalb der nationalen Grenzen aktiv.
Hohe Investitionen in die Technik
Für die Zukunft sind die Ziele hochgesteckt. 2019 habe man weitere Weichen gestellt, um bis 2024, dem Jahr des 200-jährigen Firmenjubiläums, „eine der modernsten Braustätten des Landes“ zu werden. 2019 flossen 34 Millionen Euro in den Brauereistandort Meschede-Grevenstein.
Im vergangenen Jahr ging das neue Tankfeld mit einem Gesamtbetriebsvolumen von 30.144 Hektolitern ans Netz. Für den Bau von zwei neuen Abfüllanlagen wurden wichtige Vorbereitungen abgeschlossen. Im Frühjahr 2020 soll der Bau des Gebäudes für die neue Abfüllanlage beginnen. Im Herbst 2021 werde die erste Anlage aufgestellt. Das Zukunftsprojekt zeige, mit welcher Langfristperspektive sich das Unternehmen zum Standort bekenne. Zugleich setze man damit ein Zeichen des Vertrauens in den nationalen Biermarkt.
Als zweiter Bauabschnitt der Anpassung an die Logistik wurde 2019 auch mit dem Bau eines neuen Lagers auf der Streue begonnen. Der Abschluss des mit mehr als 17 Millionen Euro budgetierten Projekts ist für Ende 2020 geplant. Dann sollen für die gesamte Logistik 8.100 zusätzliche Palettenstellplätze zur Verfügung stehen.
Gleichwohl sieht sich die Brauerei vor einer herausfordernden Zukunft: „Der Druck im Markt wird bis zum Jahr 2030 erheblich zunehmen, denn demografischer Wandel, Volumensverlust und konjunkturelle Eintrübung bleiben unwägbare Risiken“, unterstreicht Michael Huber. Für „engagierte, dynamisch marktausgerichtete Unternehmen“ bleibe der deutsche Biermarkt dennoch „perspektivenreich“.