Die deutschen Winzergenossenschaften fühlen sich von der Politik zu wenig unterstützt. Das beklagten Branchenvertreter beim Weinempfang des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in Berlin. Der DRV ist der politische Spitzenverband aller Genossenschaften und genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft.
„Der Weinbau in Deutschland steht vor den größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte“, betonte Frank Jentzer, Vorsitzender des DRV-Fachausschusses Weinwirtschaft und Vorstandsvorsitzender der Deutsches Weintor eG. Die deutlich gestiegenen Betriebskosten der Winzer spiegelten sich nicht in den aktuellen Fassweinpreisen wider. Die Familienbetriebe könnten nicht mehr kostendeckend wirtschaften und sorgten sich um ihre Existenz. Die Branche benötige vor allem mehr Planungssicherheit und eine verlässliche Politik – insbesondere hinsichtlich der Produktionsbedingungen. „Wir müssen verlässliche Pflanzenschutzmaßnahmen durchführen können und dürfen nicht permanent mit weiteren Einschränkungen verunsichert und belastet werden“, sagte Jentzer.
Darüber hinaus mahnte er faire Wettbewerbsbedingungen an und kritisierte die zuletzt wieder aufgekommene Diskussion zum Mindestlohn: „Für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft ist es sehr schädlich, wenn die Politik versucht, in die Autonomie der Tarifpartner einzugreifen.“ Für den dringend notwendigen Imagewandel von Wein brauche es zudem die Unterstützung der Politik für die Kampagne „Wine in Moderation“ zum verantwortungsvollen Weingenuss. Auch die Wertschätzung des Beitrags der Genossenschaften zum Erhalt von einzigartigen Kulturlandschaften und dem davon abhängigen Tourismus sei „ausbaufähig“. Nicht zuletzt müsse es die Branche schaffen, den Fokus der Verbraucher verstärkt auf die deutschen Herkünfte zu lenken. Deutsche Weine hätten aktuell nur einen Marktanteil von 40 Prozent, so Jentzer.
Özdemir seinerseits unterstrich die Bedeutung der Genossenschaften im ländlichen Raum: „Die Genossenschaften tragen ganz wesentlich dazu bei, dass wir Wohlstand bei uns im Land haben“, so der Minister. Laut DRV-Angaben erzielen die 1.656 Mitgliedsunternehmen in der Erzeugung, im Handel und in der Verarbeitung pflanzlicher und tierischer Produkte mit 114.000 Mitarbeitern und 6.000 Auszubildenden einen Umsatz von 82,6 Milliarden Euro.