Trotz Pandemiejahr ist es für die Top-Brauerdynastien im Land gut gelaufen – alle Familienvermögen konnten wachsen! Das ist das Ergebnis der neusten Reichenliste des Manager Magazins, die das Vermögensranking der 500 Reichsten im Land zusammengestellt hat. Allerdings stammten die Zuwächse vornehmlich aus branchenfremden Geschäftsbereichen.
Familie Oetker zweigeteilt
Neu finden muss sich erst einmal die Familie Oetker, die angesichts der ostwestfälischen Unternehmensteilung im Ranking des Manager Magazins einen regelrechten Bedeutungsverlust hinnehmen muss. Noch im letzten Jahr auf Platz 20 gelistet, findet sich der Familienstamm um Richard und Philip Oetker sowie Rudolf Louis Schweitzer sowie Markus von Luttitz und Ludwig Graf Douglas erst auf Platz 44 wieder.
Ihr Vermögen wird auf 4,5 Milliarden Euro geschätzt und inkludiert die Radeberger Gruppe, die sich mit ihrem Frankfurter Stammsitz weit weg von der Familienzentrale in Bielefeld bewegt. Marken wie Radeberger, Jever und Schöfferhofer, aber auch die regionalen Standorte in Dortmund und Berlin bedeuten in Zukunft weiterhin ein herausforderndes Marken-Portfolio. Auch der gewünschte vertriebliche Zugriff auf den Endverbraucher über den Filialisten Getränke Hoffmann oder den Heimservice Flaschenpost dürfte für das Distributionsbemühen der Oetkers eine echte Herausforderung sein.
Der zweite Stamm mit Alfred, Carl Ferdinand und Julia Oetker positioniert sich mit einem geschätzten Vermögen von 3,5 Milliarden Euro erst auf Platz 61 und hat künftig vor allem das Sektgeschäft von Henkell & Co. und die Spirituosenaktivitäten rund um Wodka Gorbatschow im Gepäck.
Bayern-Milliardäre mit Fortune im Immobiliengeschäft
Nach den Ostwestfalen folgt Bayern auf Rang 66: Alexandra Schörghuber konnte ihr geschätztes Vermögen von 3 auf respektable 3,4 Milliarden Euro mehren und erweist sich damit als ambitionierte Familiengesellschafterin, die dem Unternehmen in der Außenwirkung weitgehende Ruhe brachte. Großen Umsatzanteil daran hatte die Paulaner Gruppe (Paulaner, Hacker Pschorr, Fürstenberg) mit Beteiligungen an der Kulmbacher Gruppe (Kulmbacher, Mönchshof), aber selbstverständlich auch die Immobilienaktivitäten mit Großprojekten auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände in der Au und auf dem alten Esso-Komplex auf St. Pauli.
Dass die Familie Sedlmayr als einstige Eigentümerin von Spaten Franziskaner mit einem Vermögen von 2,4 Milliarden Euro (2020: 2,2 Milliarden Euro) auf Platz 83 frohlockt, dürfte auch an einem ausgemacht profitablen Vertrag mit AB Inbev liegen, denen man erst das Markengeschäft verkauft und dann das Brauereigelände in der Marsstraße langfristig verpachtet hatte. Der vereinbarte Pachtzins hatte sich verzehnfacht und war 2020 von 600.000 Euro auf sechs Millionen Euro in die Höhe geschnellt.
Vom Biergeschäft zum Cannabis-Anbau
Von Platz 95 auf Platz 90 vorgearbeitet hat sich das Vermögen der Siegerländer Brauer von Krombacher, die immerhin geschätzte 2,2 Milliarden Euro (+10 %) in ihrem Besitz wissen. Die Geschwister Petra und Bernhard Schadeberg haben ihr nahezu ausschließlich aus dem Biergeschäft gezogenes Kapitel inzwischen in vielfältiger Weise investiert – nicht nur mit einem gewichtigen Aktienpaket beim Neutraublinger Maschinenbauer Krones, sondern auch fernab der Getränkewirtschaft.
Die Schadebergs waren bereits 2019 beim medizinischen Hanf-Hersteller Demecan eingestiegen und vermehren ihr Vermögen derweil unauffällig mit dem Anbau von medizinischem Cannabis in der sächsischen Gemeinde Ebersbach bei Dresden. Diese und andere Beteiligungen werden längst jenseits der Brauerei im Family-Office der Schadebergs gesteuert – immer wieder gut gefüttert aus dem profitablen Krombacher Markengeschäft.
In branchenfremde Beiteiligungen investiert
Gerade noch im Mittelfeld bewegen sich auf Platz 188 die Bitburger Familien Simon und Niewodniczanski, die in den letzten Jahren auch in branchenfremden Beteiligungen (Altöl-Recycling, Babyspielzeug, Zahntechnik etc.) investierten. Das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen: Denn während die Braugruppe pandemiebedingt deutlich verlor, konnte das geschätzte Familienvermögen von 0,8 auf 1 Milliarden Euro anwachsen.