Die Brauerei Veltins meldet für das erste Halbjahr 2020 einen Ausstoß-Rückgang von 4,5 Prozent auf rund 1,5 Millionen Hektoliter. Damit liegt die Brauerei trotz Pandemie-Auswirkungen auf dem Ausstoßniveau des ersten Halbjahres 2017. Grund waren vor allem sinkende Fassbierabsätze. Diese gingen auf rund 90.000 Hektoliter zurück. Das sind 143.000 Hektoliter (61,2 Prozent) weniger als im ersten Halbjahr 2019 (233.000 Hektoliter). „Die Gastronomie leidet unter der Last von Lockdown und Reglementierungen – und wir leiden mit“, sagt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. Bei der Marke Grevensteiner gingen die Fassbierabsätze um 45,5 Prozent zurück. Insgesamt meldet das Unternehmen für das Landbier im ersten Halbjahr einen Absatz von rund 123.000 Hektoliter (-2,8 Prozent). Die Biermixmarke V+ verlor 4,0 Prozent, rund 179.000 Hektoliter wurden abgesetzt.
Dagegen war die Einführung der Bierspezialität „Helles Pülleken“ ein voller Erfolg. Seit dem Marktstart am 1. Mai sei die Nachfrage enorm gewesen. „Wir waren zeitweise sogar ausverkauft“, sagt Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb. In den ersten zwei Monaten lag der Ausstoß hier bei rund 8.000 Hektolitern. Seit dem 1. Juli wird die Drittel-Liter-Flasche in Euro-Flaschen-Optik auch im Mehrwegkasten eingeführt. „Wir erleben im Einkaufsverhalten eine verlässliche Konsumstimmung, was gerade jetzt Grund zu berechtigtem Optimismus ist“, so Kuhl.
Flaschenbier wächst um zehn Prozent
Erfolge verzeichnet die Brauerei auch beim Flaschenbier: Hier konnte Veltins deutlich zulegen, die Absätze im Mai und Juni gingen rasant in die Höhe. Im ersten Halbjahr erzielte die Brauerei einen Zuwachs von 10,1 Prozent auf rund 944.000 Hektoliter. „Wir hatten beim Flaschenbier zeitweise unsere Kapazitätsgrenzen erreicht und füllen nach wie vor im Vier-Schicht-Betrieb ab, um lieferfähig zu bleiben“, so Kuhl im Gespräch mit Getränke News.
Michael Huber sieht angesichts der krisenbedingten Markteingriffe weiterhin Erschwernisse im Alltagsgeschäft. „Es steht außer Frage, dass der deutsche Biermarkt unter den Lockdown-Bedingungen in der Gastronomie und im Eventbereich einen historischen Einbruch erlebt, für viele Partner in der Gastronomie bleibt die Situation existenzgefährdend.“ Der Generalbevollmächtigte rechnet damit, dass gut 20 Prozent der Betriebe schließen müssen. Es werde aber wieder andere Wirte geben, die den Großteil dieser Gaststätten neu eröffnen. Frühestens in 30 Monaten seien die belastenden Turbulenzen überwunden. „Wir kämpfen dafür, 2023 wieder da zu sein, wo wir 2019 waren. Und ich bin sicher, wir schaffen das!“, so Huber gegenüber Getränke News.
Überlebenskampf in der Gastronomie
Tatsache ist: Wochenlange Schließungen und ein nunmehr eingeschränkter Geschäftsbetrieb führen in vielen Betrieben aktuell zu einem Überlebenskampf. „Die meisten Betriebe erreichen nach der Wiederöffnung nur langsam auskömmliche Umsätze“, so Kuhl. Dabei sei die Entwicklung in der Gastronomie heterogen. Standort-, Konzept- und Managementqualitäten würden sich unterschiedlich auf das Geschäft auswirken. Veltins hatte als erstes Unternehmen der Brauwirtschaft gleich zu Beginn des Lockdowns weitreichende Stützungsmaßnahmen für Kunden im Getränkefachgroßhandel und in der Gastronomie in Millionenhöhe umgesetzt (wir berichteten). Während die weitere Entwicklung für die Gastronomie auf absehbare Zeit unwägbar bleibe, hofft man bei Veltins auf eine bessere Zukunft: „Die Menschen haben unverändert Lust auf Gastronomie und wissen das später wieder unbeschwerte Genusserlebnis mit Menschen ringsherum auch weiterhin zu schätzen – gerade nach Corona- Zeiten“, so Kuhl.
Kein Grund zum Schwarzmalen
Die Brauerei Veltins rechnet für 2020 für den gesamten deutschen Biermarkt mit einem Absatzverlust von 6 Millionen Hektolitern. Michael Huber bleibt jedoch optimistisch und sieht für Schwarzmalerei keinen Grund. „Wer jetzt mit der Marktlage hadert, wird nicht dem Biermarkt, sondern sich selbst zum Opfer fallen“, sagt Huber und stellt klar: „Wir werden keinen einzigen Mitarbeiter entlassen. Wir sind kein DAX-Konzern, sondern ein mittelständisches Unternehmen und werden auch diese Krise überleben. Wir glauben an den Biermarkt, an unser Unternehmen und an unsere Marken“, so Huber. Veltins sei stabil und ertragsstark aufgestellt, um nach der Pandemie schnell zum sorgenfreien Alltagsgeschäft zurückzukehren. So werden alle Investitionen in Unternehmen und Markt unverändert fortgesetzt, lediglich im Marketing mussten Promotionsmaßnahmen aufgrund der Reglementierungen ersatzlos gestrichen werden.
Die strukturellen Schwächen der Brauwirtschaft werden nach Einschätzung des Generalbevollmächtigten in den nächsten Jahren stärker zu Tage treten, weil Hilfsmaßnahmen wie Steuerstundungen zwar bei den Symptomen, nicht aber bei den Ursachen abhelfen. Viele Brauereien litten unter einer geringen Eigenkapitalquote, großem Investitionsstau und mangelnder Liquidität. Eine Brauereiübernahmen komme für Veltins jedoch nicht in Frage. „Das macht für uns strategisch keinen Sinn“, so Huber.