Der Trierer Wein- und Spirituosen-Distributeur Vinco Import (Bernard-Massard) ist auf Veränderungskurs. Nach dem Umzug der Verwaltung aus einem jahrzehntelang genutzten historischen Gebäude in ein modernes Bürohaus ist die Stimmung in den Teams – der allgemein schwierigen Wirtschaftslage zum Trotz – optimistisch und nach vorne gerichtet. „Es sind tolle Arbeitsplätze, alles ist top modern“, freut sich Sabine Immelnkemper, die das Unternehmen in dritter Generation als Geschäftsführerin leitet, im Gespräch mit Getränke News.
Vor allem bringt der neue Standort eine deutliche Verbesserung in der Logistik: Erstmals ist die Verwaltung seit dem letzten Sommer direkt bei Produktion und Lager angesiedelt; zuvor lagen zwischen den Firmenteilen fünf Kilometer und das Nadelöhr einer Moselbrücke. Trotz der kurzen Distanz summierten sich die Fahrten, so dass nun überraschend viel mehr Zeit für Neues frei wird, wie Immelnkemper berichtet. Für sie ein guter Moment, auch inhaltlich neue Akzente zu setzen.
„Wenn die Chemie stimmt, sind wir offen für weitere Marken“, sagt sie. „Wir müssen nicht auf alles aufspringen, aber aus Freude an der Sache würde ich gerne weiter expandieren. Die Getränkebranche bietet ja eine Menge spannender Themen.“ Andererseits sei Vinco mit seinen gewachsenen Kundenbeziehungen, einem motivierten deutschlandweiten Vertrieb und einem flexiblen Inhouse-Marketing auch für viele Marken sicherlich interessant, ob es nun um Wein, Spirituosen oder Cocktailzutaten geht.
Neuer Sirup für den deutschen Markt
Dass die Trierer das Geschäft beherrschen, zeigen sie gerade seit einigen Monaten beim Aufbau der Sirupmarke Mathieu Teisseire am hiesigen Markt. Nach über 25 Jahren, in denen Vinco die Sirupe von Monin exklusiv distribuierte, beschloss der Markeneigner, den Deutschlandvertrieb in die eigenen Hände zu nehmen – für den Trierer Partner sicherlich erst einmal ein Einschnitt, doch „das Thema ist abgeschlossen“, sagt Sabine Immelnkemper. „Nach jedem Ende gehen immer auch neue Türen auf. Wir haben viele Jahre einen sehr guten Job gemacht und uns einen hervorragenden Ruf erworben, so hatten wir bald die Möglichkeit, etwas Neues zu starten.“
Vor einem knappen Jahr – im April 2023 – begann man zunächst mit dem Vertrieb der Wasserkonzentrate für die Herstellung von Erfrischungsgetränken unter dem Label „Teisseire“. Sie sind am französischen Heimatmarkt mit sehr hohen Drehzahlen der Marktführer. Auch hierzulande habe das Thema „ein Riesenpotenzial“, glaubt die Vinco-Geschäftsführerin. Überall werde appelliert, mehr zu trinken, und mit den Konzentraten könne man „Wasser wieder spannend machen“. Zumal es die Produkte inzwischen auch in sehr guter Qualität als zuckerfreie Alternativen gebe.
Während sie über den Einzelhandel direkt an Endverbraucher verkauft werden, richtet sich das Angebot von „Mathieu Teisseire“, dem Profi-Sirup für Cocktails, Kaffeespezialitäten und Homemade Lemonade, auch an die Gastronomie. Hier gilt es noch Aufklärungsarbeit zu leisten, denn die Marke war bislang noch nicht am deutschen Markt vertreten. Sicherlich die Hälfte der Barkeeper würden Mathieu Teisseire durch ihre internationale Vernetzung bereits kennen, die anderen spricht der Vertrieb mit großem Engagement an. Einen ersten großen Auftritt hatte die Marke bereits mit einem eigenen Stand beim Bar Convent in Berlin, wo sie auf viel positives Feedback stieß.
„Das Vertriebsteam teilt meinen Ehrgeiz“, freut sich Sabine Immelnkemper, „das Team ist begeistert für Mathieu Teisseire.“ Dass Vinco durch die lange Erfahrung bereits sehr wertvolle Kundenkontakte aufbaute, mache den Start von Mathieu Teisseire deutlich einfacher, zeigt sich die Chefin wenige Monate nach dem Start „sehr optimistisch“.
Drei Säulen sorgen für Stabilität
Dabei sind die Sirupe lediglich eine von drei Säulen, auf denen das Unternehmen ruht und die jeweils für eine Generation stehen, wie es Sabine Immelnkemper empfindet: Den Grundstein legte ihr Großvater 1919 mit der Sektkellerei Bernard-Massard, ihr Vater baute den Import deutlich aus und war mit „Weinen aus aller Welt“ seiner Zeit weit voraus, und sie selbst sah sich vor 20 Jahren vom Sirup motiviert, in das Familienunternehmen einzusteigen, an dessen Spitze sie seit dem Tod des Vaters vor sieben Jahre steht.
Genau in dieser Vielfalt und Diversifikation mit den drei Säulen – Sekt, internationale Weine und Sirupe – sieht Vinco seine Stärke und Stabilität, gerade auch in schwierigen Zeiten. So startete – nach einem Durchhänger während der Corona-Pandemie – insbesondere Sekt sehr gut in das Jahr 2024. Neben der Traditionsmarke Bernard-Massard ist es inzwischen das Private-Label-Geschäft, auf das sich das Unternehmen erfolgreich spezialisiert hat.
Seit vor drei Jahren eine neue Etikettenanlage installiert wurde, hat der Bereich noch an Bedeutung gewonnen. Kunden seien beispielsweise Möbelhäuser, Hotels, Autohäuser oder auch Veranstalter von Hochzeiten, die hochwertige Sekte in individuellem Look und niedriger Auflage suchen. Mit preisgünstigen Eigenmarken des Lebensmittelhandels habe das nichts zu tun, erklärt Immelnkemper, die darin „eine große Zukunft“ sieht.
Eine Sonderstellung im Weinsortiment nehmen die hochwertigen Tropfen des Weinguts Château Fontesteau im Haut-Médoc ein, das seit 1997 im Besitz von Vinco ist. „Hier sind wir seit Jahren sehr nachhaltig unterwegs, haben nun drei Jahre Konversion zu Bio hinter uns; ab Jahrgang 2023 tragen wir das Bio-Logo auf dem Etikett“, so Immelnkemper. „Die Weinqualität wird permanent verbessert, was viele Goldmedaillen belegen.“
Neuer Trend belebt das Geschäft
Ein aktueller Trend, an dem sowohl der Sekt als auch eine Spirituose aus dem Vinco-Portfolio gerade im bevorstehenden Frühling partizipieren sollen, ist die anhaltend hohe Nachfrage nach dem Toschi Zitronenlikör Limoncello, gerade auch im Mix mit Sekt als „Limoncello Spritz“. Innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre habe sich der Absatz verzehnfacht, berichtet die Vinco-Chefin erfreut. Überhaupt würden die Sortimente ihres Hauses sehr gut harmonieren: Kunden, die Sekt abnehmen, könne man den Likör gleich noch mit anbieten – und alles als Komplettpaket auf einer Palette liefern.
Insgesamt ist allerdings gerade für diesen Absatzkanal auch bei Vinco die Stimmung eher düster. Wegen des Personalmangels hätten manche Gaststätten nur noch drei oder vier Tage in der Woche geöffnet, „wir merken, dass die nicht mehr das Pensum fahren wie früher“, räumt Sabine Immelnkemper ein. Auch die Preise, die die Wirte heute verlangen müssten, seien für das Geschäft der Lieferanten „nicht gerade zuträglich“. Gäste müssten sich heute durchaus fragen, ob sie noch ein zweites Glas Wein bestellen oder lieber nicht.
Insgesamt zeigt sich die Frau an der Spitze trotz schwieriger Zeiten optimistisch. „Wir werden als Familienunternehmen weiter Vollgas geben und auch diese Krise überstehen.“