Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf die deutsche Brauwirtschaft. Nach einer Branchenumfrage des Deutschen Brauer-Bundes ist der Bier-Absatz im ersten Halbjahr 2020 in den Unternehmen um 16 Prozent zurückgegangen, der Umsatz lag im Schnitt um 19 Prozent unter dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2020 rechnen die Mitgliedsbrauereien des DBB mit einem Absatzminus von mindestens 14 Prozent und mit einem Umsatzeinbruch von durchschnittlich 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl die Umfrage nicht repräsentativ ist und nur ein Stimmungsbild widerspiegelt, unterstreicht sie: Für die deutsche Brauwirtschaft ist 2020 eines der schwierigsten Jahre ihrer Geschichte.
Dies bestätigen auch die Zahlen vom Statistischen Bundesamt: Im ersten Halbjahr 2020 ist der Bierabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent (-3,025 Millionen Hektoliter) auf 43 Millionen Hektoliter gesunken. „Der stark eingeschränkte Betrieb der Gastronomie und die Absage zehntausender Veranstaltungen und Feste schlägt direkt auf die Brauereien durch“, sagt Dr. Jörg Lehmann, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes. Je höher der Gastronomie-Anteil einer Brauerei, desto massiver seien die Umsatzeinbrüche. „Einzelne Braubetriebe mussten in den zurückliegenden Monaten Umsatzrückgänge von mehr als 70 Prozent verkraften – und die Durststrecke ist noch lange nicht zu Ende.“
„Wenn nichts geschieht droht Pleitewelle“
Der Deutsche Brauer-Bund fordert von der Politik ein klares Bekenntnis zum Erhalt der gastronomischen Strukturen in Städten und Gemeinden. „Die Gastronomie und die Veranstaltungswirtschaft befinden sich in akuter Not. Für die einen war der Neustart bislang wegen der niedrigen Gästezahlen wenig rentabel, die anderen werden noch auf Monate hinaus nicht öffnen dürfen“, sagte Lehmann. Noch sei völlig unklar, wie die Branchen den Herbst und den Winter durchstehen sollen. Der Verbandschef fordert eine Politik mit Augenmaß. Ziel müsse es sein, wirksame Strategien und Hilfen auf den Weg zu bringen, die dem in Not geratenen Gast- und Veranstaltungsgewerbe ein Überleben sichern. „Wenn nichts geschieht, droht spätestens im nächsten Frühjahr eine Pleitewelle, wie wir sie nie zuvor erlebt haben“, so Lehmann.
Kritik an unzureichenden Hilfen
Staatliche Hilfen, von denen Brauwirtschaft und Gastronomie profitieren könnten, werden bislang von der Branche überwiegend als nicht ausreichend bewertet. Mehr als die Hälfte der Brauereien (54 Prozent) wünscht sich mehr Hilfe von Bund und Ländern. Nur ein Viertel (25 Prozent) gab an, dass die Unterstützung des Staates ausreichend sei.
Viele der befragten Brauereien fordern eine Beibehaltung der bis 31. Dezember 2020 befristeten Mehrwertsteuersenkung und analog zu Speisen eine Ausweitung auf Getränke in der Gastronomie. Eine zentrale Forderung an die Länder ist es, Außengastronomie auch im Herbst und Winter zu ermöglichen. Alle Betriebe mit reiner Schankgastronomie sollten die Möglichkeit erhalten, den Betrieb mit reduzierter Besucherzahl unter bestimmten Auflagen wieder aufzunehmen.
Für die Braubetriebe wird mehr Flexibilität bei den Genehmigungen staatlicher Hilfsanträge bei gleichzeitig weniger Bürokratie eingefordert. Ein wichtiges Anliegen ist auch die Verlängerung von Insolvenzmeldepflichten. Viele Betriebe sprechen sich explizit für eine Aufhebung der Stundungsregelung für die Biersteuer aus bzw. einen Erlass bis zum Ende der Corona-Einschränkungen. Ein häufig geäußerter Wunsch ist auch die Rückkehr zur alten Biersteuermengenstaffel.
Brauereien kürzen ihre Werbeetats
So wie zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft bereits angekündigt haben, ihre Werbeaktivitäten und Budgets in diesem Jahr zu reduzieren, wollen auch mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Brauereien in 2020 die Werbeausgaben im Vergleich zum Vorjahr kürzen. Nur eine Minderheit von 23 Prozent der Brauereien kündigt an, die Werbeausgaben nicht zu verändern. Acht Prozent der Unternehmen wollen ihre Werbeaktivitäten ausweiten.
Zur Umfrage
An der aktuellen Umfrage des Deutschen Brauer-Bundes beteiligten sich 80 Brauereien aller Größen. Die Zusammensetzung des Panels spiegelt in etwa die Größenrelationen der Branche wider, dennoch kann die Befragung nur als Stimmungsbild verstanden werden und ist nicht repräsentativ.