Es läuft nicht rund fürs Starnberger Brauhaus. Erst stoppten die Genehmigungsbehörden den geplanten Neubau der Brauerei, jetzt schließt auch das Kölner Prestige-Gastronomieprojekt „Starnberger Alm“. Dabei sollte Starnberger Hell ein Hoffnungsschimmer für den Siegerländer Pils-Marktführer Krombacher werden.
Um am Wachstum des Hellbier-Segments partizipieren zu können, beteiligte sich die Familie von Krombacher-Inhaber Bernhard Schadeberg 2020 an dem kleinen Starnberger Brauhaus und Krombacher übernahm den Vertrieb von Starnberger Hell. Die erst 2015 gestartete Brauerei hatte sich unter der Ägide von Florian Schuh aufgemacht, ausschließlich klassische bayerische Biersorten zu brauen (wir berichteten). Es war für Krombacher genau das, was der Markt seit einigen Jahren stärker verlangte und was den Siegerländer Brauern lange Zeit noch fehlte, um im wachsenden Hellbier-Segment der weiß-blauen Bier-Phalanx von Augustiner, Paulaner & Co. Paroli bieten zu können.
Neuer Brauereistandort in weite Ferne gerückt
Nach Schuhs Anfängen mit seinem ersten Starnberger Brauhaus im Berger Ortsteil Höhenrain entstand in der Gemeinde Feldafing im Ortsteil Wieling 2021 eine neue Brauerei. Das Husarenstück sollte seeaufwärts gelingen, dachte er. Im Starnberger Gewerbegebiet Schorn hatte die DHL ein 40.000 Quadratmeter großes Gelände eines alten Verteilzentrums zur Weiterverwertung vorgesehen – genau das Richtige, um mit einer Brauerei an einem logistisch günstigen Standort zu expandieren.
Was anfangs von der Kommune goutiert wurde, stellte sich zum Jahresende 2023 als wenig erquicklich dar. Der Abwasserverband signalisierte überraschend ein Nein, weil die Abwassermengen durch die Infrastruktur der lokalen Entsorgung einfach nicht beherrschbar seien. Ein notwendiger Ausbau der Kanalisation, so war zu hören, erwies sich allein für einen Brauereistandort als zu unwirtschaftlich. Doch ohne erweiterte Braukapazitäten scheint auch für die Krombacher Beteiligung das geplante Wachstum in weite Ferne zu rücken. Florian Schuh, der inzwischen aus dem operativen Geschäft abberufen ist, aber in der Immobilienfrage noch die Fäden in der Hand hält, sucht derweil weiter nach einer Lösung – das Ergebnis bleibt ungewiss.
Gastronomie-Objekt in Köln gescheitert
Und während es beim Ringen um einen Zukunftsstandort des Starnberger Brauhauses sichtbar holperig läuft, stottert der Vertriebsmotor auch in der Gastronomie. Fakten wurden gleich zu Jahresbeginn am Kölner Heumarkt geschaffen. Dort, wo Krombacher mit der Starnberger Alm ein Prestigeobjekt der noch jungen Bayern-Biermarke präsentieren wollte und dabei zugleich dem Kölsch-Biermarkt einen Stachel versetzte, gingen nach nur zwei Jahren die Lichter aus. Gäste hatten am touristischen Hotspot immer wieder zu wenig authentisches bayrisches Ambiente bemängelt. Während sich ringsherum die Besucher tummelten, blieb die Starnberger Alm oftmals mäßig besetzt.
„Neue Marke gegen Traditionsbier“ lautete ein Jahr lang der Wettbewerb in der Domstadt – Starnberger gegen Augustiner. Denn nur wenige Häuser von der Starnberger Alm entfernt konnten die Gäste nach der Eröffnung des Augustiner Brauhauses ein bewährtes und authentisches bayrisches Gastronomiekonzept erleben. Kent Hahne, Inhaber und CEO des Bonner Betreibers Apeiron, hatte sich zur Eröffnung der Starnberger Alm im Frühjahr 2022 noch euphorisch gezeigt. „Mit der Eröffnung werden gleich zwei Wünsche auf einmal wahr. Mein Traum war es schon immer, auch ein deutsches Restaurant-Konzept zu kreieren. Jetzt, wo sich die Chance am Heumarkt geboten hat, musste ich einfach zuschlagen.“
Nun also der Rückzug als Kölner Paukenschlag. Selbst für einen erfolgreichen Betreiber wie Apeiron, ausgestattet mit Expertisen bei L‘Osteria und dem Steakhouse-Konzept Ash, war ein Hauch bayrischer Folklore mit einer weitgehend unprofilierten Hellbier-Marke wie Starnberger eben keine solide Basis für gastronomischen Erfolg.
Kein Newcomer unter den Top 20
Tatsächlich hat es im deutschen Biermarkt 2023 den wohl letzten Newcomer-Aufmarsch der Hellbier-Anbieter gegeben, ehe der Markt jetzt endgültig verteilt sein dürfte. Bevor der Sorten-Zug ganz aus dem Bahnhof raus war, stellte Erdinger sein Helles unter der neuen Marke Erdinger Brauhaus vor. Warsteiner versucht sich seither mit Paderborner Hell und Oberbräu Hell.
Während Erdinger und Oberbräu veritable Mengen erschließen konnten, spielt Starnberger Hell nach wie vor keine große Rolle. Laut AC Nielsen schaffte jedoch keiner der Hellbier-Newcomer den Sprung unter die mengenrelevanten Top-20-Marken im nationalen Handel. Mit einer Ausnahme: das Hellbier Pülleken von Veltins. Doch das wird vom Verbraucher nicht als klassisches Hellbier wahrgenommen, sondern als eigenständiges Bier.