Fast 100 Prozent der Brauereien sind von Hopfenimporten abhängig, daher ist ein uneingeschränkter Hopfenhandel weltweit essenziell für die Brauindustrie. Wie andere Branchen der Landwirtschaft und des Lebensmittelsektors leiden aber inzwischen auch die Hopfenproduzenten und -vermarkter zunehmend unter Restriktionen. Insbesondere Vorschriften zum Pflanzenschutz werden strenger und erschweren den Handel über Ländergrenzen hinweg.
Es sei dringend notwendig, diese international zu harmonisieren, forderte daher Dr. Reinhold Kugel, Leiter Produktsicherheit und Qualitätsmanagement bei dem weltweit agierenden Hopfenspezialisten BarthHaas, auf einer Konferenz des SPS-Ausschusses der Welthandelsorganisation (WTO) letzte Woche in Genf. In dem Gremium werden Fragen rund um das Thema „Pflanzenschutz und Gesundheit“ und seine Bedeutung im Welthandel erörtert. Kugel sprach dort – als Pflanzenschutzbeauftragter des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbands (DHWV) – für die gesamte Branche.
Grenzwerte werden immer strenger
Zentrale Frage in Genf war, wie rechtlich festgelegte Höchstmengen für Rückstände in Lebensmitteln international vereinheitlicht werden könnten, um einen sicheren Handel zu ermöglichen. „Immer mehr Länder führen Grenzwert-Listen für ihre Inlandsmärkte ein“, erklärt Dr. Kugel den Anlass für die Sitzung auf WTO-Ebene.
„Das verursacht zunehmend Probleme im Welthandel. Wenn beispielsweise ein Pflanzenschutzmittel im Land der Produktion zugelassen ist, es im Zielland aber nach dem erfolgten Einsatz einen neuen Grenzwert oder gar ein Verbot gibt, kann das betreffende Produkt kurzfristig nicht mehr legal vermarktet werden, obwohl es bereits im Zolllager liegt.“
Im schlimmsten Fall muss die Ware im Importland vernichtet oder ins Herkunftsland zurückgeführt werden. „Die Schäden können dann in die Millionen gehen“, unterstreicht Dr. Kugel. In den meisten Staaten gibt es im Falle von Änderungen zwar Übergangsfristen, diese sind aber im Allgemeinen auf wenige Monate begrenzt. „Das mag für Erdbeeren oder Äpfel ausreichen, für Hopfenprodukte aber bei weitem nicht, denn sie können bis zu fünf Jahre und länger gelagert werden“, so der Experte.
Wahrscheinlichkeiten geraten in EU zunehmend aus dem Blick
Insbesondere Betriebe, die Waren in die Europäische Union liefern, sehen sich immer öfter mit Problemen konfrontiert. Die EU setzt immer mehr Grenzwerte herunter, Gefahren und die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens würden nicht mehr abgewogen, kritisiert Dr. Reinhold Kugel. „Mit dieser Abkehr vom international anerkannten Standard einer risikobasierten Gefahreneinschätzung steht die EU weltweit ziemlich allein da.“
Für die Landwirtschaft – und damit auch die Hopfenpflanzer – wird dies zunehmend zum Problem, da immer weniger Wirkstoffe für den Pflanzenschutz zur Verfügung stehen. Um die verfügbaren Mittel zur Erhaltung der hohen Qualitätsstandards optimal einsetzen zu können, gehören Anstrengungen für eine Harmonisierung inzwischen zu den wichtigsten Aktivitäten des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbands.