Die Deutschen wollen in der anhaltenden Krise nicht auf Momente des gemeinsamen Genusses verzichten. Das ist eine zentrale Erkenntnis aus der Studie „Genusskultur in volatilen Zeiten“, die Rotkäppchen-Mumm zusammen mit dem Trendbüro umgesetzt hat. 60 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass ihnen Genussmomente jetzt besonders wichtig seien, berichtete Christof Queisser, CEO von Rotkäppchen-Mumm, bei der Vorstellung der Ergebnisse. So würden Genussmittel bei den Möglichkeiten, Geld zu sparen, erst an fünfter Stelle genannt – nach Urlaub, Gastronomiebesuchen, Abonnements und Entertainment. Jeder Zweite plane sogar, sein Konsumverhalten in absehbarer Zeit gar nicht einzuschränken.
Das wachsende Bedürfnis nach Gemeinschaft zeigt sich laut der Studie zum einen in einer erneut stark gestiegenen Wertschätzung von gemeinsam erlebten Festen wie Weihnachten oder Silvester. Zugleich würden aber auch kleine, alltägliche Gelegenheiten zum Anstoßen für viele Menschen immer wichtiger. Während in der vorangegangenen Trendstudio 2021 Traditionen noch für 26 Prozent an Bedeutung gewonnen hatten, sind es in diesem Jahr bereits 58 Prozent.
Auch im Alltag mal anstoßen
Als Fest von Gemeinschaft und Zusammenhalt wird Weihnachten dieses Jahr von 73 Prozent geschätzt, im Vorjahr waren es noch rund 40 Prozent. 45 Prozent der Deutschen möchten aber inzwischen häufiger auch auf „die kleinen Momente“ anstoßen. Dabei entstehen laut Queisser sogar neue Trends: Unter dem Motto „Fizzy Friday“ etabliert sich zum Beispiel immer stärker ein neues Anstoßritual zum Auftakt des Wochenendes.
Diese Tendenz wird offenbar durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt noch gefördert. Durch die neue Freiheit bei der Wahl von Arbeitszeit und -ort fänden Aktivitäten, die früher aufs Wochenende beschränkt waren, zunehmend auch von Montag bis Freitag statt, die Grenzen zwischen Wochentagen und Wochenende würden immer mehr verschwimmen, heißt es. So geben 30 Prozent an, sich auch unter der Woche mit Freunden zu treffen. Und 51 Prozent erledigen ihre Einkäufe vermehrt von Montag bis Freitag.
Inflation bremst Wachstum im Premiumsegment
Allerdings zeigt sich laut der Befragung angesichts des steigenden Kostendrucks eine leichte Zurückhaltung beim Kauf von Premiumprodukten, die sich während der Pandemie noch besonders stark entwickelt hatten. Erkennbar ist das laut Queisser konkret bei den Rotkäppchen-Sekten aus Flaschengärung, die leicht rückläufig seien. Dennoch bleibe das hochwertige Segment wichtig, unterstreicht er. Für 28 Prozent sei Premium weiterhin „ein Muss“, wenn es darum geht, sich etwas zu gönnen.
Eine stärkere Rolle spiele aber der Wert von Marken. Insbesondere Lieblingsmarken, die sich über längere Zeit das Vertrauen der Verbraucher erarbeitet haben, könnten in unsicheren Zeiten Beständigkeit vermitteln. 66 Prozent wollten ihnen laut der Befragung auch oder gerade in Krisenzeiten treu bleiben.
Die festgestellten Trends kommen teilweise auch Rotkäppchen-Mumm zugute, etwa, was die Treue zu „Lieblingsmarken“ betrifft. Angesichts der hohen Inflation könne man gleichwohl auch für das eigene Sortiment nicht ausschließen, dass Konsumenten teilweise auf Handelsmarken ausweichen, wie es seit Monaten in vielen Warengruppen zu erkennen ist. Beim Sekt kämen wegen der Lagerzeiten die Preiserhöhungen etwas zeitverzögert, vermeiden könne man sie allerdings nicht, sagte Queisser.
Preise für Glas und Transport belasten Bilanz
Er verzeichnet als Hauptkostentreiber für sein Unternehmen vor allem die horrend gestiegenen Preise für Glasflaschen und für Transport, doch auch bei den Alu-Kapseln, Kartonagen und anderen Materialien sei es „absolut heftig“. Daher rechnet der Rotkäppchen-Mumm-Chef innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre mit einer Erhöhung des Endverbraucherpreises um 50 Cent bis einen Euro pro Flasche Sekt. Ein „Schrauben an der Qualität“, um Kosten zu sparen, sei hingegen „ein No-Go“.
Trotz aller Schwierigkeiten ist man beim Sektmarktführer für die nähere Zukunft verhalten optimistisch. Da Weihnachten auf ein Wochenende falle und dadurch die Zeit mit der Familie kürzer sei, rechne man zum Jahresende mit einem leicht schwächeren Geschäft. Fürs Gesamtjahr erwartet Queisser aber zumindest einen Abschluss „plus minus Null“.