Clemens Brock (28) gehört zu den erfolgreichsten Influencern Deutschlands. Allein auf Tiktok zählt er über 1,7 Millionen Follower. Bekannt ist er vor allem durch seine Videos, in denen er im karierten Hemd, mit Sandalen und Tennissocken den „typisch deutschen Vater“ parodiert. Sie werden millionenfach geklickt. Mit diesem Format begeistert Brock auch auf Instagram, wo er seit diesem Jahr mit Kaufland zusammenarbeitet. Dort gibt es jetzt auch bundesweit sein Noice Pils. Im Interview mit Getränke News erläutert er die Hintergründe.
Getränke News: Auf Ihren Social-Media-Kanälen geht es seit Jahren auch um Bier. Heute gelten Sie als Deutschlands bekanntester „Bierfluencer“. Tausende Menschen schauen Ihre Videos. Welchen Bezug haben Sie zu Bier?
Brock: Privat habe ich schon immer gerne Bier getrunken. Mein Cousin ist Braumeister bei Paulaner und in meinem Bekanntenkreis gibt es Hobbybrauer. Mich faszinieren die Braukunst und die geschmackliche Vielfalt, die man mit den vier Zutaten Wasser, Malz, Hefe und Hopfen brauen kann. Also ja, ich habe einen positiven Bezug zum Bier und der spiegelte sich von Anfang an auch in meinen Videos wider.
Getränke News: Sie haben im letzten Jahr ein eigenes Pils unter dem Namen „Noice“ auf den Markt gebracht. Wie kam es dazu und was hat es mit dem Namen auf sich?
Brock: Ich hatte vor zwei Jahren bei Tiktok ein Comedy-Format „Frauen vs. Männer“, das besonders gut lief. Darin habe ich alltägliche Situationen dargestellt und gezeigt, wie unterschiedlich Frauen und Männer damit umgehen. Es ging beispielsweise darum, wie unterschiedlich beide Geschlechter eine Grillrunde planen. Am Ende öffnete ich in der Männerrolle der Clips immer ein Bier und statt „prost“ sagte ich beim ersten Mal ein langgezogenes „Nice“, das sich aber wie das englische Wort „Noise“ anhörte.
Das war nicht geplant und ist mir ganz spontan beim Dreh eingefallen. Meine Follower fanden es witzig und so habe ich es beibehalten. Als mich dann Leute auf der Straße mit „Du bist doch der Typ mit dem Bier“ angesprochen haben, kam mir die Idee, ein eigenes Bier auf den Markt zu bringen.
Getränke News: Realisiert wurde es mit der Welde Brauerei…
Brock: Ich wohne in der Nähe von Mannheim und damit auch in der Nähe der Welde Brauerei. Da ich deren Biere gerne trinke, habe ich dort angefragt. Wir haben uns zusammengesetzt und über meine Idee vom eigenen Bier gesprochen. Schnell wurde klar, dass die Mengen, die ich zum Start geplant hatte, zu klein waren, um im großen Sudhaus zu brauen. Deshalb haben wir Welde Pils abgefüllt und die Flaschen mit Noice Pils etikettiert. Ich habe aber von Anfang an klar kommuniziert, dass es sich bei Noice um Welde Pils handelte.
Getränke News: Gab es das Bier nur online oder auch bereits im stationären Handel?
Brock: Noice konnte beinahe ausschließlich über meine Homepage bestellt werden. Wir hatten zwar ein paar Fachgeschäfte, die das Bier verkauft haben, das waren aber alles Kunden der Brauerei aus der Nähe. Das Bier gab es dort ab Rampe zu kaufen.
Getränke News: Wie kam das Bier bei Ihren Fans an?
Brock: An dem Tag, als wir Noice auf meiner Webseite gelauncht haben, waren innerhalb von zwei Stunden 400 Kisten bestellt. 2022 haben wir insgesamt 6.000 Kisten verkauft. Die Leute waren durchweg begeistert.
Getränke News: Sie verkaufen über Ihren Online-Shop auch Merchandise-Artikel unter der Marke „Beerlover“. Was war zuerst da? Ihr Bier oder die T-Shirts? Wer gestaltet das Design?
Brock: Die T-Shirts gab es bereits vor dem Bier. Die Designs entwerfe ich selbst, ich bin quasi eine One-Man-Show. Nach meiner Lehre zum Automobilkaufmann bei einem BMW-Vertragshändler wollte ich keine Autos verkaufen und überzeugte meinen damaligen Chef, das Social-Media-Marketing zu übernehmen. Ich habe mir dann in verschiedenen Online-Kursen das notwendige Know-how über Fotografieren, Videoschnitt und Design angeeignet.
Getränke News: Nach dem erfolgreichen Launch von Noice Pils in Ihrem Online-Shop gibt es das Bier nun bundesweit in allen Kaufland-Filialen. Das Bier wird jetzt aber von Dinkelacker gebraut. Warum?
Brock: Welde Pils als Noice Pils zu verkaufen war ein guter Start. Ich wollte aber nach wie vor mein eigenes Bier mit meiner eigenen Rezeptur realisieren. Im letzten Jahr lernte ich neue Geschäftspartner mit guten Brauereikontakten kennen. So kam es auch zu einem Gespräch mit Dinkelacker und wir wurden uns schnell einig. Gemeinsam haben wir eine Rezeptur entwickelt und ein Pils nach meinen Vorstellungen gebraut. Ich wäre gerne bereits zu Beginn des Sommers damit auf den Markt gekommen, doch am Ende hat es länger gedauert als gedacht, bis das Bier genauso schmeckte, wie ich es wollte. Heute bin ich mit der Qualität und dem Geschmack sehr zufrieden. Die relativ lange Entwicklungszeit und die vielen Verkostungsrunden haben sich also gelohnt.
Getränke News: Was waren Ihre Vorstellungen, wie sollte das Bier schmecken?
Brock: Aktuell geht der Trend beim Bier eher in die milde Richtung, Hellbiere sind gefragt. Deshalb wollte ich ein mildes Pils, das leicht schmeckt und Lust auf den nächsten Schluck macht. Genauso ist Noice nun geworden. Ich bin sehr zufrieden und die Leute offenbar auch, wie ich an den vielen positiven Rückmeldungen merke.
Getränke News: Mit Kaufland wurde ein starker Vermarktungs-Partner gewonnen. Wie kam es dazu?
Brock: Erste Gespräche mit Kaufland gab es bereits im letzten Jahr, Welde hatte mein Bier dort vorgestellt. Die Brauerei hatte jedoch nicht die Möglichkeit, das abgefüllte Bier in den Mengen zwischenzulagern, um es zeitgleich in alle 700 Kaufland-Filialen liefern zu können. Als es mit Dinkelacker losging, gab es neue Gespräche mit Kaufland und wir wurden uns schnell einig. Noice Pils gibt es dort nun seit Mitte September bundesweit im Sixpack.
Getränke News: Kaufland ist nicht gerade bekannt dafür, beim Bier auf die Preispflege zu achten. Die Kategorie wird dort regelmäßig für Lockangebote genutzt. Wie ist die UVP für Noice?
Brock: Wir hatten anfangs für den Sechserpack 0,33 Liter eine UVP von 6,99 im Sinn. Angeboten wird es nun von Kaufland für 5,99 Euro. Wenn sich das Bier gut verkauft und wir größere Mengen brauen, können wir auch mit dem Preis noch etwas nach unten gehen. Dann wäre eine UVP von 5,79 Euro für das Sixpack vorstellbar. Mehr ist leider nicht drin, da unsere Stückkosten aufgrund der relativ kleinen Mengen deutlich höher sind als bei großen Brauereien, die ihre Biere deshalb günstiger anbieten können.
Getränke News: Was ist weiter geplant? Was sind Ihre Träume?
Brock: Sich im deutschen Biermarkt zu etablieren, ist extrem schwierig. Wir sind durch die Zusammenarbeit mit Kaufland erstmals überhaupt in den Markt gekommen. Das würden wir gerne ausbauen und weitere Vertriebspartner gewinnen. Ein Traum wäre es, auch bei den großen Handelsketten wie Rewe und Edeka gelistet zu werden, bei der Lufthansa, der Aida. Und wie geil wäre es, Noice nicht nur deutschlandweit, sondern in ganz Europa kaufen zu können.
Getränke News: Sie denken gleich größer… Gibt es auch etwas konkretere Pläne?
Brock: Konkret werden wir im nächsten Frühjahr mit einem Noice Hellen auf den Markt kommen. Außerdem ist eine Festival-Edition in der Dose geplant sowie Präsenz auf Festivals mit einem eigenen Zelt, um die Marke bekannter zu machen. Und ich bin im nächsten Jahr mit großen Liveshows auf Deutschland-Tournee. Auch hier werden wir Noice verkaufen.