Aufgrund der Corona-Pandemie müssen in der Gastronomie die Kontaktdaten der Gäste erfasst werden. Hierzu gibt es – neben Stift und Zettel – inzwischen auch digitale Lösungen. Carlsberg Deutschland und der Getränkefachgroßhändler Trinkkontor, ein Tochterunternehmen der Bitburger Braugruppe, empfehlen ihren Kunden aktuell die App „Come In“. Im Interview mit Getränke News schildert der Hamburger Gastronom Joachim Gärtner seine ersten Erfahrungen mit der App.
Getränke News: Sie betreiben in Hamburg mehrere Gastronomieobjekte. Wie ist das Geschäft bislang wieder angelaufen?
Gärtner: In Zahlen leider zunächst auf dem erwarteten niedrigen Niveau. Für unsere Mitarbeiter und Gäste war die Wiedereröffnung eine wichtige emotionale Entlastung, wenn auch die Belastung für alle noch überwiegt. Die Zahlen verbessern sich schnell und stetig, aber natürlich ausgehend von dem Niveau „Null“. Kurz: Das ist nicht schön, aber beherrschbar.
Getränke News: Wo gibt es die meisten Schwierigkeiten?
Gärtner: Schwierigkeiten gibt es weniger „vor dem Kopf“ als im Kopf. Dass die Menschen jetzt jahrzehntelange Erfahrungen durch eine neue Realität ersetzen müssen, verstehen sie rational. Da aber die meisten, Gott sei Dank, überwiegend emotionsgesteuert sind, kämpfen sie in dieser außergewöhnlichen Situation täglich neu.
Getränke News: Sie nutzen zum Erfassen der Gästedaten neben Stift und Zettel auch eine App. Wie sind bislang Ihre Erfahrungen damit?
Gärtner: Die Come In-App hatten wir bereits vor der Corona-Krise im Einsatz. Sie hatte für uns die Funktion eines Bonus-/Loyalitätsprogrammes, und die Möglichkeit, direkt auf die Telefone unserer Gäste sogenannte Push-Nachrichten zu senden. So haben wir zum Beispiel unsere Mittagskarte direkt aufs Handy geschickt. Das ist vorteilhaft, weil es ohne die Umwege von anderen Plattformen, wie beispielsweise Mailprogrammen, geht. Dieses Push-Marketing haben wir inzwischen noch weiter ausgebaut. Außerdem bieten wir unseren Gästen über die App auch ein Bonusprogramm an.
Die App-Entwickler haben zu Beginn der Krise schnell reagiert und eine hilfreiche Registrierungsfunktion programmiert. Die Gäste können sich durch abscannen eines QR-Codes in der Gastronomie registrieren, werden im Falle einer positiven Corona-Infektion automatisch benachrichtigt und bekommen die notwendigen Daten für das Gesundheitsamt geschickt.
Getränke News: Wie hoch ist die Akzeptanz einer solchen App?
Gärtner: Viele finden das gut. Tatsache ist: Seit dem Start der Corona-App der Bundesregierung ist die Akzeptanz gegenüber elektronischen Registrierungen nochmal gestiegen. Aber ganz klar, alle wollen das nicht und das ist auch ok.
Getränke News: Was kostet die App und wer vertreibt sie?
Gärtner: Die App kostet den Gastronomen nichts, für Gäste ist sie sowieso kostenfrei. Es gibt Industriepartner, die die Entwicklung stützen, weil sie verstehen, dass sie etwas für ihre Kunden unternehmen müssen. Wir beobachten hier gerade einen Wettbewerb von Marketing-Hilfsmaßnahmen, um eigene Marktanteile auszubauen.
Der Entwickler der Come In-App ist eine Hamburger Gesellschaft, die sich auf App-Entwicklung spezialisiert hat. Man arbeitet dort auch mit Partnern aus Indien und der Türkei zusammen, um sich nicht nur Geschwindigkeits- und Kosten-, sondern auch Kompetenz-Vorteile zu sichern.
Getränke News: Aktuell gibt es Überlegungen, eine Spendenfunktion in die App zu integrieren. Was genau steckt dahinter?
Gärtner: Wir sind durch einen guten Industriekontakt auf eine tolle Idee gestoßen. Statt die Absenkung der Mehrwertsteuer direkt an unsere Gäste weiterzugeben, sollen sie mit einem Gewinnspiel „belohnt“ werden. Für jeden Besuch sollen die Gäste über die App elektronische Lose bekommen. Der Kaufpreis für die Lose entspricht in etwa der gesparten Mehrwertsteuer und wird vom jeweiligen Wirt gezahlt. Das Geld wird der Deutschen Sporthilfe gespendet. Die Partner der Deutschen Sporthilfe stellen wertvolle Sachpreise für das Gewinnspiel zur Verfügung. Die Aktion, an der sich zum Beispiel auch Getränkeabholmärkte beteiligen können, soll durch eine breit angelegte Werbekampagne kommuniziert werden.
Ich hoffe, dass das Projekt verwirklicht wird. Wir wären gerne mit dabei und würden dadurch Sportler unterstützen, die überproportional unter der Krise leiden.
Getränke News: Wann rechnen Sie wieder mit der alten Normalität?
Gärtner: Wir haben uns darauf vorbereitet, dass dies erst im Laufe des Jahres 2022 sein wird. Auch eine zweite Infektionswelle mit wieder angezogenen Restriktionen haben wir im Kalkül. Das wäre wirklich nicht schön, die App könnte uns dann zumindest beim Außerhausverkauf unterstützen.
Unser Gesprächspartner
Joachim Gärtner betreibt in Hamburg mehrere Gaststätten (u.a. Gasthaus Heimathafen, Lieblings Bar) mit einem jährlichen Getränkeabsatz von gut 1.000 Hektolitern. Der studierte Betriebswirt ist außerdem seit 2002 Inhaber der Vertriebs- und Marketingberatung Sixforsale GmbH. Er hat über viele Jahre unter anderem den Axel Springer Verlag, AOL und DPD beraten.
Die Come In-App ist in den App-Stores verfügbar. Unter www.comeinapp.de können sich gewerbliche Nutzer kostenfrei registrieren.