Die 2020er-Jahre werden als das Jahrzehnt der alkoholfreien und -armen Spirituosen in die Konsumgeschichte Westeuropas eingehen. Davon ist das Marktforschungsinstitut Global Data überzeugt. Der in den 2010ern von der Bier- und Cider-Branche angeführte Trend setze sich nun im Spirituosensektor fort. Die Marktforscher schätzen, dass der Absatz von Spirituosen mit niedriger Grädigkeit in Westeuropa jährlich um 2,6 Prozent wachsen wird.
Der Trend werde von der Corona-Pandemie noch verstärkt, führt Holly Inglis, Getränkeanalystin, aus: Nach dem turbulenten Jahr 2020 seien Konsumenten mehr denn je entschlossen, einen gesunden, moderaten Lebensstil zu pflegen, der körperliche und emotionale Balance fördere. Ein erster Hinweis sei der zurückliegende „Dry January“ gewesen; unter diesem Motto verzichten offenbar immer mehr Menschen im ersten Monat des Jahres auf Alkohol. Hintergrund ist laut den Analysten eine wachsende Sorge von Konsumenten um die psychische Gesundheit, was durch die Covid-Pandemie noch verstärkt werde.
Laut den Erhebungen von Global Data wuchsen in Westeuropa Produktinnovationen aus den Kategorien Bier und Cider mit 0,5 Volumenprozent oder weniger Alkohol zwischen 2015 und 2020 um 8,4 bzw. 9,3 Prozent in Menge und Wert. Diese Entwicklung lasse eine ähnliche Tendenz für Spirituosen erwarten.
Bekannte Marken sorgen für Aufmerksamkeit
Große Konzerne würden dabei mit ihren Neueinführungen den Trend stark anschieben, wie Pernod Ricard mit einem 20 Volumenprozent „leichten“ Beefeater Gin oder Martini & Rossi mit dem alkoholfreien Wermut „Floreale“ unter der Dachmarke Martini. Als weiteres Beispiel führt Global Data ins Feld, dass Heineken die Uefa Europa League 2020 nicht mehr wie bisher mit Amstel sponserte, sondern mit Heineken 0,0 %.
Wie das Institut in seiner Konsumstudie von 2019 ermittelte, finden 54 Prozent alkoholische Drinks ohne oder mit wenig Alkohol „ziemlich oder sehr ansprechend“. Verbraucher seien weiterhin sehr experimentierfreudig, wobei Innovationen im Premiumsegment den Trend anführten. Insgesamt werde das Marktvolumen der niedriggrädigen und alkoholfreien Alternativen bis 2024 voraussichtlich 120.000 Liter erreichen, so Global Data abschließend.
Ist der Verzicht auf Alkohol tatsächlich ein neuer Trend? Darüber reden die Getränke News-Redakteure Barbara Rademacher und Dirk Omlor in ihrem aktuellen Podcast.
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