Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) hat – als einer von zehn Verbänden – die Grundsatzvereinbarung mit dem Bundesernährungsministerium über die Reduktion von Zucker, Salz und Fett unterzeichnet (wir berichteten).
Getränke News bat wafg-Hauptgeschäftsführer Dr. Detlef Groß um seine Einschätzung.
Getränke News: Wie beurteilen Sie ganz allgemein das Papier?
Groß: Die Grundsatzvereinbarung, die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner inzwischen mit Dachverbänden sowie Branchenverbänden der Lebensmittelwirtschaft geschlossen hat, ist ein wichtiger erster Schritt mit richtiger Zielsetzung.
Dabei ist es wichtig und richtig, dass die Bundesregierung und Bundesministerin Klöckner die Bereiche Ernährung, Bewegung und Gesundheit übergreifend und ganzheitlich betrachten – nun aber zunächst im Fokusthema Ernährung einen Konsens an der Schnittstelle zur Lebensmittelwirtschaft erzielt haben.
Die Reduktions- und Innovationsstrategie ist zukünftig ein wichtiger Baustein der Ernährungspolitik. Die Vereinbarung zielt darauf, die Energiezufuhr zu senken, dabei jedoch die Nährstoffversorgung im Blick zu halten. Ebenso wie weitere Akteure aus der Lebensmittelwirtschaft wollen und werden wir dies unterstützen.
Getränke News: Welche Bedeutung hat die Einigung für die Kategorie Erfrischungsgetränke?
Groß: Unsere Vereinigung und unsere Mitgliedsunternehmen sind nachdrücklich bereit, dieses Konzept mit einem eigenen Beitrag für die Kategorie zu unterstützen.
Dafür setzen wir in Abstimmung mit den Unternehmen auf verschiedene und sich ergänzende Ansätze. Hierzu zählen insbesondere Produktvielfalt, Produktinnovation und -reformulierung, verstärkte Werbung für Getränke ohne oder mit weniger Kalorien sowie das Angebot kleinerer Packungsgrößen für den Einzelverzehr.
Getränke News: Wo liegen aus Ihrer Sicht die Hauptschwierigkeiten in der Umsetzung?
Groß: Die Herausforderungen liegen zunächst in der Vielfalt der Unternehmen mit ihren jeweils sehr unterschiedlichen Ausgangslagen begründet, etwa mit Blick auf die verschiedenen Sortimente. Unsere Branche und unsere Mitgliedschaft sind breit gefächert. Von in der heimischen Region verankerten mittelständischen Unternehmen bzw. (Mineral-)Brunnen reicht das Spektrum bis zu national und international aufgestellten Herstellern. Damit haben wir eine völlig andere Ausgangslage als andere Länder.
Hinzu kommt, dass eine solche Verständigung auf Branchenebene bzw. koordiniert durch einen Verband auf klare und belastbare Grundlagen gestellt werden muss. Dies gilt insbesondere für die umfassende Berücksichtigung der kartellrechtlichen Rahmenbedingungen.
Und last but not least gilt es immer, die Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher zu beachten.
Getränke News: Die Vereinbarung beruht weitgehend auf Freiwilligkeit. Wie realistisch ist es, dass sich auf dieser Grundlage wirklich etwas ändert?
Groß: In den kommenden Wochen und Monaten werden konkrete branchen- bzw. produktbezogene Zielvereinbarungen folgen. Dabei verfolgt Ernährungsministerin Klöckner den Ansatz, die Expertise und das Fachwissen der Unternehmen und der beteiligten Stakeholder zu nutzen, das für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie gebraucht wird.
Das Vorgehen entspricht damit dem Auftrag des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2015 sowie dem Koalitionsvertrag. Dieser sieht vor, gemeinsam mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmittelhandel sowie weiteren relevanten Akteuren eine nationale Strategie zu entwickeln.
Und Fakt ist: Ministerin Klöckner hat bereits in wenigen Monaten mehr Verbindlichkeit erreicht, als ihr Vorgänger in der letzten Legislaturperiode.