Die Messe Düsseldorf zieht eine positive Bilanz der ProWein, die gestern zu Ende gegangen ist. Die Veranstaltung habe ihre Rolle als Leitmesse der Wein- und Spirituosenindustrie unterstreichen können, heißt es in der Abschlussmeldung. Vielen Ausstellern schien die Messe allerdings ruhiger als gewohnt, was sich auch in den Zahlen widerspiegelt: Tatsächlich zählten die Veranstalter rund 47.000 Besucher und damit etwa 2.000 weniger als im Vorjahr.
Damit ging die Beteiligung verglichen mit der Hochphase vor Corona weiter zurück: Zur letzten Messe vor der Pandemie waren noch 61.500 Besucher angereist. Ein Teil des Rückgangs kann wohl sicherlich auf den Bahnstreik am dritten Messetag zurückgeführt werden, der für viele die Pläne zur Teilnahme durchkreuzte. Allerdings sank auch die Zahl der Aussteller weiter: Nach 6.900 im Jahr 2019 und 6.000 bei der letztjährigen Auflage präsentierten 2024 lediglich 5.400 Unternehmen ihre Sortimente.
Wobei das Fehlen auch großer Unternehmen auffiel. So blieb Rotkäppchen-Mumm – nach seinem 2023 allein auf die Präsenz von Geldermann reduzierten Auftritt – in diesem Jahr der ProWein komplett fern beziehungsweise „fokussierte“ sich auf die Marke Ruggeri, die in der Italien-Halle 15 ausstellte, wie aus dem Unternehmen zu erfahren war.
Wichtige Plattform für Export
Für Wettbewerber Henkell Freixenet steht die Teilnahme indes nicht zur Disposition, wie Pressesprecherin Vanessa Lehmann auf Nachfrage von Getränke News betonte. Man treffe in Düsseldorf alle wichtigen Kunden auf einem Fleck, was insbesondere für das Exportgeschäft wichtig sei. Auch bei Schloss Wachenheim diskutiert man nicht über einen Verzicht auf die ProWein. Zwar stelle man alle Aktivitäten regelmäßig auf den Prüfstand, aktuell gebe es aber keine Pläne, das Messeparkett zu verlassen, sagte Vorstandssprecher Oliver Gloden. Auch sein Unternehmen setzt dabei einen eindeutigen Schwerpunkt auf das Auslandsgeschäft, das 60 bis 70 Prozent des Messeauftritts einnehme.
Erstmals nicht in Düsseldorf vertreten war indessen Vinco Import, die über viele Jahre mit mehreren großen Ständen Präsenz gezeigt hatten. Das Unternehmen war stattdessen mit allen drei Warengruppen – Sekt, Wein und Sirupe – auf der Eurovino vertreten, die eine Woche vor der ProWein in Karlsruhe ihre Premiere feierte. Vinco habe sein Vertriebsnetz so gut ausgebaut, dass man mit den Kunden ganzjährig in Kontakt stehe, erklärt Geschäftsführerin Sabine Immelnkemper das Fernbleiben. Zudem hätten sich die Prioritäten verschoben, viel Geld fließe heute allein in Social-Media-Aktivitäten.
Hohe Kosten für viele abschreckend
Auch kleinere Unternehmen ziehen sich teilweise zurück, wie beispielsweise die Weinkellerei und Destillerie Steinhauser vom Bodensee, die stattdessen ebenfalls die Eurovino für sich testete. Immer öfter hört man dabei inzwischen Klagen über die hohen Kosten in Düsseldorf – über den reinen kostspieligen Messeauftritt hinaus. Wenn man sehe, dass allein die Hotelkosten in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt höher seien als in Paris zur Messezeit, könne man durchaus über einen Wechsel zur Vinexpo Paris nachdenken, war von einzelnen Ausstellern zu hören.
Andererseits gab es aber auch viel Lob für die ProWein. Als „ideale Plattform, um fast vor der eigenen Haustür unser Netzwerk aus nationalen und internationalen Importeuren und Distributeuren zu pflegen und auszubauen“ bezeichnete etwa Thomas Mempel, Vorstandsmitglied der Semper idem Underberg AG, die ProWein. Dies gilt ihm umso mehr, als die Bedeutung des internationalen Geschäfts für die Unternehmensgruppe „von Jahr zu Jahr wichtiger“ werde.
Auch Newcomer in Düsseldorf präsent
Neben Austellern, die bereits seit langer Zeit dabei sind, nutzten auch Newcomer die Messe als ihre Plattform. So zeigte sich etwa die Bimmerle Private Distillery aus dem Schwarzwald erstmals auf dem Düsseldorfer Parkett, um ihr wachsendes Exportgeschäft weiter anzukurbeln. Vor allem den deutschen Markt im Blick hatte hingegen die 2022 neu gegründete Anora Germany GmbH. Unter der Leitung von Geschäftsführer Christoph Bickel tritt der Hamburger Ableger der skandinavischen Anora Group an, Marken wie vor allem den finnischen Wodka Koskenkorva in Deutschland als definiertem Schlüsselmarkt stärker bekannt zu machen.
Ähnliches gilt für das US-Unternehmen Luxco, dass seinen Tequila „El Mayor“ künftig auch außerhalb der USA verkaufen will und ebenfalls einen starken Fokus auf Deutschland legt. So reiste Grace Gonzalez vom mexikanischen Hersteller Destiladora Gonzalez Lux nach Düsseldorf, um Fachhändlern ihre hochwertigen Tropfen vorzustellen.
Qualitativ weiterhin führend
Allen Abschmelzungen zum Trotz bot die ProWein auch dieses Jahr wieder einen großen Querschnitt über alle internationalen Wein-Anbaugebiete, erstmals ergänzt noch um die neue eigene Markenwelt für Spirituosen „ProSpirits“, die 420 Aussteller in der Halle 5 versammelte. Qualitativ zeigte sich die ProWein damit weiterhin über Zweifel erhaben: Keine andere Fachmesse biete ein derart breites Angebot wie die ProWein, unterstrich Messechef Peter Schmitz. Auch auf der Besucherseite stelle man „Spitzenqualität“ fest: Erneut seien „Top-Leute aus aller Welt“ nach Düsseldorf gekommen, darunter „eine gestiegene Anzahl an Führungskräften mit Entscheidungskompetenz.“
Und noch eines war die ProWein auch 2024 wieder: ein riesiges Schaufenster für aktuelle Trends – von alkoholfreien Alternativen, über Aperitifs und Premixes bis zu ausgefeilten Nachhaltigkeitskonzepten. Hierüber berichten wir morgen in einem separaten Trendbericht.
Die ProWein 2025 findet vom 16. bis 18. März in Düsseldorf statt.