2023 hat die Nürnberger Verbundgruppe GES die neue Tochtergesellschaft Rising Brands gegründet, um ihr Spirituosengeschäft zu stärken. Für Getränke News zieht Geschäftsführer Stefan Fröhlich eine erste Bilanz und spricht über seine Pläne und Ziele.
Getränke News: Rising Brands wurde gegründet, um die Exklusivmarken des zur GES gehörigen Bremer Spirituosen Contors (BSC) fokussierter zu vermarkten. Sehen Sie schon erste Erfolge?
Fröhlich: Ja, Rising Brands wird inzwischen als neuer Distributeur wahrgenommen, der klassischen Markenaufbau bieten und gemeinsam mit den Mitgliedern der GES alle relevanten Absatzkanäle im deutschen Markt abdecken kann. Wenn ein Pitch läuft, werden wir heute angeschrieben.
Ein wirklich großes Ding war zuletzt die Vertriebsübernahme für die Marke Belsazar. Diageo hat das Geschäft ab Februar dieses Jahres in unsere Hände gelegt. Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn ein Weltkonzern uns eine solche Aufgabe überträgt. Die neue Partnerschaft hat uns wirklich nach oben katapultiert.
Getränke News: Wie schätzen Sie denn die Chancen im Bereich des Spirituosenvertriebs derzeit ein?
Fröhlich: Das Marken-Hopping hat extrem zugenommen. Früher wechselten Spirituosenmarken im Schnitt alle sechs oder sieben Jahre den Distributeur, heute teilweise wesentlich häufiger. Das Geschäft ist viel schnelllebiger geworden. Für einen verlässlichen Distributeur wie uns, der an die GES-Gruppe angeschlossen ist, eröffnet das gute Chancen.
Getränke News: Was mussten Sie für die Neuaufstellung konkret ändern?
Fröhlich: Rising Brands ist aus der beim BSC angesiedelten Firma EMI Eigenmarkenimport hervorgegangen, die seit über zehn Jahren bestand und sich auch schon um Vertrieb und Vermarktung der BSC-eigenen Spirituosen kümmerte. Allerdings nahmen viele Spirituosenhersteller die Firma als reinen Reseller wahr und nicht als möglichen Partner, der ihre Marken exklusiv am deutschen Markt distribuieren könnte – inklusive eines soliden Markenaufbaus mit eigener Feldmannschaft in der Gastronomie. Das wollte die GES durch die Gründung von Rising Brands ändern.
Getränke News: Was haben Sie bisher unternommen, um Ihre verbesserte Marktposition zu erreichen?
Fröhlich: Wir haben uns komplett neu ausgerichtet und das Geschäft sehr stark fokussiert. Das Sortiment war ein ganzer Bauchladen, da mussten wir anfangs einiges aussortieren, da der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag stand. Ein Distributeur muss streng selektieren – mehr als drei Artikel pro Kategorie sollte man nicht führen.
Auch bei den einzelnen Marken ging man früher eher nach dem Gießkannenprinzip vor. Im Sinne einer erfolgreichen Route-to-Market-Strategie muss man sich aber immer fragen, welche Marke passt in welchen Kanal und welche Aktionen passen zu welchem Kunden.
Getränke News: Sie waren über zwölf Jahre lang in verantwortlichen Positionen bei Pernod Ricard Deutschland tätig. Wie stark nützt Ihnen das als Geschäftsführer von Rising Brands?
Fröhlich: Ich habe durch meine berufliche Vergangenheit noch viele internationale Kontakte. Bei den Brand Ownern ist das durchaus ein Türöffner. Hinzu kommen natürlich meine Erfahrungen aus der Praxis im Konzern. Ich konnte mich mit Kollegen in anderen Ländern austauschen und internationale Best Practices für Deutschland übernehmen.
Zu meiner Zeit bei Pernod Ricard gab es viele Markenzukäufe; dadurch war ich immer wieder in den Markenaufbau eingebunden, konnte zum Beispiel verfolgen, wie man Marken in die Gastronomie bringt, was auch entscheidend für den Erfolg im LEH ist.
Getränke News: Der Spirituosenmarkt in Deutschland ist im Sinkflug, zudem geht der Alkoholkonsum insgesamt zurück. Wie stark sind Sie davon betroffen und wie können Sie gegensteuern?
Fröhlich: Die Märkte haben sich stark verändert, nicht nur in Deutschland. Wir sind davon aber im Augenblick nur begrenzt betroffen und betrachten den Markt aus einer anderen Perspektive. Große Marken sind schon überall distribuiert, wir hingegen befinden uns in einem dynamischen Aufbau und müssen an diesen Punkt erst einmal kommen. Von daher gibt es für uns durchaus noch großes Wachstumspotenzial.
Getränke News: Wie soll es in den nächsten Wochen und Monaten bei Rising Brands weitergehen? Planen Sie, das Sortiment weiter auszubauen?
Fröhlich: Wir nehmen immer mal wieder neue Marken auf, in erster Linie geht es jetzt aber darum, die schönen Marken, die wir bereits haben, optimal zu platzieren und auf die Spur zu bringen. Es gibt da oft falsche Vorstellungen, auch bei den Brand Ownern, die einen „Huge Market Germany“ sehen. Aber nachhaltiger Markenaufbau kostet Zeit – und auch Geld. Selbstverständlich führen wir aber auch weiter Gespräche über neue Marken, sofern sie größeres Potenzial haben, in unser Sortiment passen und entsprechende Unterstützung des Brand Owners haben.
Getränke News: Wo möchten Sie mit Rising Brands in drei bis fünf Jahren stehen?
Fröhlich: Mein Ziel ist es, in den nächsten Jahren als einer der relevantesten Partner für den Vertrieb von ambitionierten Marken international wahrgenommen zu werden und unseren Kunden erfolgreiche Produkte mit interessanten Margen zu bieten. Dabei werden wir immer die Interessen der GES und ihres Fachgroßhandels im Auge behalten. Wir sind da auf einem sehr guten Weg.
Unser Gesprächspartner
Stefan Fröhlich ist seit Juni 2023 Geschäftsführer von Rising Brands, Nürnberg. In den Jahren davor war er selbständig im Handel mit Spirituosen und anderen Konsumgütern sowie als Consultant im Bereich Markenaufbau tätig, zuletzt als Geschäftsführer der Brand Impulse OG, Wien. Breite Bekanntheit in der Spirituosenbranche erreichte Fröhlich während seiner langjährigen Tätigkeit für Pernod Ricard. Dort stieg er 2003 als Sales Manager ein und war später – von 2007 bis 2015 – als Head of On-Trade beschäftigt.
Das Unternehmen
Rising Brands wurde 2023 als Tochtergesellschaft der Nürnberger Verbundgruppe GES gegründet, um die Exklusivmarken des ebenfalls zur GES gehörigen Bremer Spirituosen Contors (BSC) auszugliedern und fokussierter zu vermarkten. Dazu zählen unter anderen die im Eigentum der GES stehenden Marken wie etwa der Limoncello Licellino und der Bitteraperitif Solrosa oder das exklusive Sortiment der Vertriebsmarken wie Malecon Rum, das Sortiment des unabhängigen schottischen Abfüllers Douglas Laing mit Marken wie Big Peat oder auch die Sirupe der Marke 1883 sowie der Aperitif Belsazar von Diageo.
Die GES Großeinkaufsring des Süßwaren- und Getränkehandels eG ist ein Verbund von über 800 mittelständischen Getränke- und Convenience-Fachgroßhändlern, filialisierten Getränkemarktbetreibern und mittelständischen Onlinehändlern. 1950 gegründet, erzielte sie im Jahr 2024 einen Zentralregulierungsumsatz von 1,23 Milliarden Euro. Beteiligungsunternehmen der GES sind das Bremer Spirituosen Contor mit einem Umsatz von 224 Millionen Euro (2024) und die Horst Lehmann Getränke GmbH mit ihrem Gastronomiegeschäft in Berlin.