Der Megatrend zu einer gesunden Lebensweise macht vielen Spirituosenunternehmen im deutschsprachigen Raum zu schaffen. In einer aktuellen Studie, die die Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in der DACH-Region durchführte, gaben 86 Prozent der Befragten das Thema als eines der wichtigsten Probleme an, die die Branche kurzfristig verändern dürften. Langfristig machen sich zahlreiche der befragten Manager Sorgen über den Einfluss gesellschaftlicher Konventionen rund um den Alkoholkonsum auf die Spirituosenindustrie. 76 Prozent stufen die Thematik, zusammen mit der Bedrohung durch staatliche Regulierung, als „relevante Baustelle“ ein.
„Das Geschäft mit der Spirituose befindet sich in der letzten Phase ihres Lebenszyklus. Im Vergleich mit anderen Genussmittelbranchen ist das Spirituosenumfeld noch deutlich unterkonsolidiert“, spitzt Studienautor Johan ten Doornkaat Koolman, Manager bei W&P, zu. Zukunftsorientierte Unternehmen müssten jetzt aktiv werden, um auf die Herausforderungen von morgen zu reagieren, rät er. Für die Studie „Von Branchenchampions lernen: Impulse für das Geschäft mit der Spirituose“ hat das Unternehmen in diesem und im vergangenen Jahr Interviews mit 21 Top-Entscheidern von Spirituosenherstellern geführt, darunter Häuser wie Henkell Freixenet, Kirsch Import und die Sasse Feinbrennerei.
Nur wenige positive Trends
Als weiteren gesellschaftlichen Trend, der Unternehmen des Sektors zum Handeln zwingt, stellt die Untersuchung die Alterung von Konsumenten und Arbeitnehmern heraus. Intensiv beschäftigen sich die Führungskräfte auch mit dem Erfolg verschiedener Kategorien. Dabei machen 85 Prozent die Ready-to-drink-Produkte als einzigen gesicherten Trend aus, den man daher intensiv nutzen sollte. Whisky und Wodka werden als Evergreens eingestuft, Gin, Rum und Agavenspirituosen hingegen gehören für viele auf den Prüfstand.
Herausforderungen, die die Manager außerdem stark umtreiben, sind unter anderem mangelnde Kompetenzen in der Umsetzung der Digitalisierung, ineffiziente Kostenstrukturen und das anhaltend hohe Kostenniveau. Eine sehr große Relevanz messen viele Akteure langfristig auch der begrenzten Verfügbarkeit von Rohstoffen bei.
Angesichts des schwierigen Marktumfelds halten 83 Prozent der Befragten es laut W&P für sehr wichtig, Beteiligungen, Allianzen und andere Kooperationen anzustreben. „Gegenseitige Herausforderung und Unterstützung widersprechen sich nicht – das wird in anderen Branchen schon erfolgreich vorgelebt“, unterstreicht auch Dr. Jerome Honerkamp, Leiter Konsumgüter & Handel bei W&P. Darüber hinaus brauche es Mut, in Wachstumsregionen und -kategorien zu investieren (70 Prozent).