Im letzten Jahr feierte die Brau Beviale einen „fulminanten Wiederstart“ nach vier Jahren Zwangspause (wir berichteten). Die Vorbereitungen für die diesjährige Messe Ende November laufen auf Hochtouren. Mit neuem Rahmenprogramm, Sonderflächen und Networking-Spots soll der Mehrwert des Messebesuchs steigen. Getränke News sprach mit Andrea Kalrait, Executive Director der Brau Beviale, über den Status quo und über die wichtigsten Neuerungen der Messe.
Getränke News: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Investitionsgüter-Messe sind alles andere als gut. Wie laufen die Vorbereitungen zur Brau Beviale?
Kalrait: Die Getränkebranche steht vor großen Herausforderungen. Viele Einflüsse von außen sind aktuell deutlich spürbar, angefangen bei der geringer werdenden Kaufkraft der Verbraucher bis hin zu den politischen Rahmenbedingungen, die die Geschäfte erschweren. Gerade in diesen schwierigen Zeiten muss die Branche zusammenstehen. Doch die alte Marketingregel, dass man in schlechten Zeiten aktiv sein muss, wird nicht in jedem Unternehmen berücksichtigt. Das spüren wir anhand der bislang gebuchten Ausstellungsflächen. Wir haben zwar die gesamte Prozesskette vor Ort, das heißt, die wichtigsten Unternehmen der Branche stellen auch wieder aus, es fehlen aber auch einige.
Getränke News: Wurde die Messe verkleinert?
Kalrait: Nein, wir haben den Ausstellern die gleiche Hallenkonstellation zur Verfügung gestellt wie im letzten Jahr. Und wie schon gesagt, die wichtigsten Player stellen wieder aus und bilden die gesamte Prozesskette ab. Doch es gibt anscheinend Unternehmen, die es sich leisten können, sich nicht als Partner der Branche zu präsentieren. Das wird von den Besuchern wahrgenommen, wird registriert. Die Frage lautet: Ist das eine gute Strategie?
Getränke News: Sind auch große Unternehmen darunter, oder sind es eher die kleineren, die sich das Geld für die Messe sparen (müssen)?
Kalrait: Es sind sowohl große als auch kleinere Unternehmen. So gehen beispielsweise einige Aussteller aus Italien in diesem Jahr nach Mailand auf die Messe Simei und stellen nicht auf der Brau Beviale aus. Ich halte das für das falsche Signal in die europäische Getränkebranche. Tatsache ist: Italien ist der zweitgrößte Zuliefermarkt für die Getränkeindustrie und zur Simei nach Mailand fahren die wenigsten deutschen Brauer oder Winzer.
Getränke News: Die wirtschaftliche Lage in der Brauwirtschaft bleibt jedoch auf absehbare Zeit angespannt und damit auch herausfordernd für die Messe…
Kalrait: Die neusten Zahlen von unserem ideellen Träger, dem Verband der privaten Brauereien, sagen, dass die Brauereien in Energieeffizienzmaßnahmen und Verpackungen investieren. Das bestätigt auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA. Fest steht: In der Braubranche besteht Investitionsbedarf, viele Brauer beschäftigen sich aktuell mit Neuinvestitionen.
Getränke News: Rechnen Sie noch mit einigen kurzentschlossenen Ausstellern?
Kalrait: Gerade kleinere Unternehmen entscheiden ihre Messeteilnahme oftmals sehr spät. Eine erfolgreiche Messe benötigt jedoch auch genügend Vorbereitungszeit auf Seiten der Aussteller. Wenn diese Zeit nicht vorhanden ist, kann am Ende die Zufriedenheit mit der Messe leiden.
Getränke News: Was konkret meinen Sie damit?
Kalrait: In der Welt, in der wir heute leben, mit so vielen Einflüssen, so vielen Informationen reicht eine Messe-Einladung an Kunden nicht aus. Ich kann nicht erwarten, dass mein Stand gut frequentiert wird, wenn ich meine Kunden gar nicht einlade, oder über meine Aktivitäten und Neuerungen auf der Messe öfter und umfassend informiere. Dazu sollten sich die Aussteller Zeit nehmen und ein eigenes Einladungsmanagement einrichten. Wir bieten dabei gerne Unterstützung an.
Getränke News: Wie sieht die aus?
Kalrait: Wir verschicken regelmäßig Mails mit Handlungsempfehlungen zum jeweiligen Zeitpunkt. Dabei stellen wir auch Textbausteine für Mailings zur Verfügung. Die Eintrittsgutscheine, die die Aussteller an ihre Kunden weitergeben, sind im Ausstellungspreis inbegriffen. Damit bieten wir auch eine budgetäre Planungssicherheit.
Tatsache ist: Eine erfolgreiche Messe ist immer eine Gemeinschaftsleitung. Wir als Veranstalter stellen die Plattform zur Verfügung, die Aussteller präsentieren, welche Lösungen sie für die Getränkebranche haben. Das sollten sie bereits im Vorfeld der Messe deutlich kommunizieren, denn so erreichen sie die, die ihren Messebesuch vorbereiten. Das Thema Kundenpflege sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Die Brau Beviale ist die perfekte Gelegenheit, einmal im Jahr mit langjährigen Kunden ins Gespräch zu kommen und bei ihnen im Gedächtnis zu bleiben.
Getränke News: Die Messe hat sich im letzten Jahr erstmals für das Thema Wein geöffnet. Bleibt es dabei?
Kalrait: Ja, wir haben auch in diesem Jahr das Thema Wein verstärkt aufgegriffen und schaffen gerade für diesen Bereich eine neue „Heimat“. Wir haben erstmals auch den Deutschen Weinbauverband als Partner mit an Bord und sind vom Angebotsspektrum für die Weinbranche gut aufgestellt. Auch in unserem Vortragsprogramm spielt Wein eine Rolle. Mit einer eigenen Bühne auf der an allen drei Messetagen Expertenvorträge, Podiumsdiskussionen und Keynotes rund um aktuelle Wein-Themen auf dem Programm stehen. Somit können auch die Winzer mit einem großen Mehrwert von der Messe nachhause fahren.
Getränke News: Welche Themen außer Wein greift das Rahmenprogramm noch auf?
Kalrait: Wir haben das Rahmenprogramm deutlich umstrukturiert. Das Forum Brau Beviale und das Expertenforum wurden aufgelöst und dafür kleinere Fachforen implementiert. Themen wie beispielsweise Technik, Rohstoffe oder Verpackung wurden tageweise gebündelt. Außerdem gibt es unter dem Motto „Effizienz der Mehrweg-Logistik“ wieder eine Logistik-Lounge. Dabei wird die Fläche fast doppelt so groß werden, der Standort mehr im Zentrum der Messe sein und um eine Zusatzfläche rund um das Thema Digitalisierung erweitert. Organisiert wird die Logistik-Lounge vom Poolbetreiber Logipack, aber auch der GFGH-Verband und die Telekom sind mit an Bord.
Aber nicht nur das, auch in diesem Jahr haben wir wieder ein spezielles Angebot für die Heim- und Hobbybrauer mit brau@home und der Speakers Corner in Halle 6. Das Young Talents Camp wird in diesem Jahr in räumlicher Nähe zur Sonderfläche der Start-ups positioniert, um so einen Hub für die jungen Talente von morgen zu kreieren. Hinzu kommen entsprechende Networking-Spots, wie die Craft Drinks Area und die Aftershow-Party Schanzenbräu & Friends am Dienstag nach Messeschluss.
Getränke News: Wird das Rahmenprogramm weiter an Bedeutung gewinnen?
Kalrait: Wir stehen nicht still und nehmen aus jeder Messe neue Impulse mit. Wir überlegen uns, wie wir relevante Themen sinnstiftend für die Branche umsetzen und für die aktuellen Herausforderungen Lösungen und Ideen anbieten können. Wir bieten die Plattform für den Austausch, der gerade in der eingangs erwähnten Lage umso wichtiger wird.
Getränke News: Muss das Format „Messe“ in Zukunft neu gedacht werden?
Kalrait: Das Format wird nicht in Frage gestellt, muss aber weiterentwickelt werden. Die Anforderungen an das, was eine Messe den Besuchern und Ausstellern bieten muss, verändern sich. Wir beschäftigen uns mit neuen Konzepten und können nun in unserer neuen Gesellschaft Yontex maßgeschneidert für die Getränkebranche neue Ideen entwickeln.