De Kuyper Royal Distillers stellt sich in Deutschland neu auf. Bereits zum Juli gaben die Niederländer einen Teil ihrer Marken zu neuen Distributeuren. Ab Januar 2022 wechseln auch die wichtigsten Marken, die De Kuyper-Likörrange und Peachtree, in andere Hände. Getränke News sprach mit CEO Mark de Witte über die Hintergründe und seine Strategie für die Zukunft.
Getränke News: Nach nicht einmal drei Jahren haben Sie die anfangs vielversprechende Zusammenarbeit mit Beam Suntory in Deutschland ganz aufgegeben. Was können die Distributeure Volume Spirits und Tender Spirits besser?
de Witte: Die frühzeitige Trennung von Beam Suntory war natürlich vor drei Jahren nicht geplant. Aber das Unternehmen hat sich kurz nach unserer Vereinbarung selbst neu aufgestellt und will sich künftig mehr auf seine eigenen Kernmarken fokussieren. Für uns war das bedauerlich, aber absolut nachvollziehbar. Glücklicherweise haben wir in Deutschland und auch in Österreich sehr gute Partner gefunden, die uns in unseren Ambitionen unterstützen. Letztlich passt es nach meiner Einschätzung nun für alle Beteiligten besser. Im Übrigen arbeiten wir in den Niederlanden und den USA weiterhin großartig mit Beam Suntory zusammen.
Getränke News: Welche Rolle spielt insgesamt der deutsche Markt für De Kuyper?
de Witte: Zurzeit ist Deutschland unser siebtgrößter Absatzmarkt. Wir streben aber eine Platzierung unter den Top 4 bis 5 an. Das ist ambitioniert, aber die Voraussetzungen sind gut: Deutschland ist mit über 83 Millionen Menschen ein sehr großer Markt. Der Lebensstandard ist hoch, und viele Konsumenten legen Wert auf sehr gute Qualität. In Deutschland gibt es sehr viele großartige Bars und noch mehr großartige Bartender. Zudem sehen wir Signale für weiteres Wachstum in der Cocktailkategorie. Wir haben die richtigen Marken, um dieses Riesenpotenzial auszuschöpfen.
Getränke News: Sie haben vor sechs Jahren die Gesamtstrategie angestoßen, unter dem Motto „Own the Cocktail“ weltweit der Nummer-1-Spirituosenpartner für Handel und Barkeeper zu werden. Wie sind Sie auf diesem Weg vorangekommen?
de Witte: Wir waren anfangs gut unterwegs – aber durch die Pandemie hat unser Geschäft tatsächlich anderthalb Jahre stagniert. De Kuyper exportiert in mehr als 100 Länder, die meisten davon sind sehr gastronomieorientiert. 2020 lief zwar vor diesem Hintergrund ziemlich gut, aber nicht wie unter normalen Bedingungen. Dieses Jahr konnten wir wieder deutlich zulegen. Ich gehe davon aus, dass wir unser ehrgeiziges Ziel mit etwas Verzögerung erreichen, voraussichtlich 2025 oder 2026.
Getränke News: Woran machen Sie das fest?
de Witte: Es ist eher eine emotionale Definition: Wir möchten, dass 2025/2026 weltweit die meisten Konsumenten und Bartender – auch – an De Kuyper denken, wenn es um Cocktails geht. Ein weiteres Ziel ist, dass wir den Umsatz mit Cocktailprodukten, also unseren Likörmarken, – verglichen mit dem Start unserer neuen Gesamtstrategie – verdreifachen. Das haben wir bereits Ende dieses Jahres zu zwei Dritteln erreicht.
Getränke News: Wie geht es nun konkret weiter?
de Witte: An unserer Strategie ändert sich nichts. Wir wollen das Potenzial unserer weltweit führenden Likörrange in Deutschland noch stärker nutzen. Die Marken De Kuyper und Peachtree sollen noch stärker in die Mainstream-Bars vordringen, um – wie wir sagen – den Cocktail zu demokratisieren. Ein weiterer Schritt ist, einfache Drinks mit wenigen Zutaten zu promoten, die man auch zu Hause zubereiten kann. Dazu müssen wir auch im Lebensmittelhandel wachsen. Von beiden Marken bieten wir in den Niederlanden zum Beispiel auch Ready-to-drink-Produkte aus der Dose an – und prüfen, ob sie auch am deutschen Markt Wachstum bringen könnten.
Getränke News: Für Ende November haben Sie den Launch einer De Kuyper Zero-Range angekündigt, die vier Cocktail-Klassiker als alkoholfreie Premixes aus der 200-ml-Glasflasche umfasst. Sie sollen zunächst am niederländischen Markt eingeführt werden. Planen Sie auch einen Markteintritt in Deutschland?
de Witte: Die Kategorie der alkoholfreien Alternativen wächst schnell, aber noch auf niedrigem Niveau. Wir fokussieren uns daher erst einmal auf unseren Heimatmarkt und wollen erfahren, wie die Branche und die Konsumenten reagieren. Erst dann werden wir entscheiden, ob wir auch in andere Länder gehen, in welche und mit welcher Unterstützung.
Getränke News: Und welche Pläne haben Sie für Ihre noch höherwertigeren Marken?
de Witte: Bei unseren Premiummarken wie Bebo, Dutch Cacao, Acqua Bianca oder Muyu liegt unser Fokus auf Bartendern. Durch die Corona-Pandemie wurden wir leider ausgebremst, als wir 2019 gerade erst so richtig eingestiegen waren. Untätig waren wir aber nicht, sondern haben verschiedene digitale Maßnahmen forciert. Wir haben ein eigenes Studio eingerichtet und zahlreiche Videos für verschiedene Länder gedreht, es gab Online-Trainings und Online-Verkostungen. Damit haben wir uns an Bartender und Personal des Handels ebenso gewendet wie an Endverbraucher.
Unsere Premiummarken sind ja noch recht klein, wachsen aber stetig. Wir können über die sozialen Medien weltweit sehr viele Menschen gut und schnell erreichen. Diese Initiativen werden wir daher auch fortsetzen. Eine höhere Priorität hat auch E-Commerce für uns erhalten. Unsere jungen Incubator-Brands verkaufen wir natürlich noch nicht in jedem Land palettenweise, und für die kleineren Mengen sind Online-Händler eine sehr gute Möglichkeit, sie zu Bartendern in alle Welt zu bringen.
Über De Kuyper Royal Distillers
Das niederländische Familienunternehmen wurde 1695 von Petrus De Kuyper gegründet und stellt Liköre und hochwertige Spirituosen her. Der Hauptsitz ist in Schiedam bei Rotterdam. De Kuyper Liqueurs ist die weltweit führende Marke für Cocktailliköre.
De Kuyper ist Eigentümer und Produzent einer Reihe international berühmter Liköre wie Peachtree, Cherry Heering, Kwai Feh, Acqua Bianca, Muyu, Dutch Cacao, Mandarine Napoléon, Bébo und der Gins und Genever von Rutte. Mark de Witte ist der weltweite CEO des Unternehmens.