Der Kondrauer Mineralbrunnen verlagert seine Produktion Anfang nächsten Jahres von Waldsassen in der Oberpfalz ins oberfränkische Naila. Grund sind die allmählich versiegenden Quellen am Traditionsstandort. Getränke News sprach mit Geschäftsführer Ralf Brodnicki über die Herausforderungen des Umzugs.
Getränke News: So ein Umzug muss ja ein ziemlicher Kraftakt sein. Was sind die größten Herausforderungen?
Brodnicki: Eigentlich wurden die Weichen dafür schon sehr früh gestellt. Der Großvater unseres geschäftsführenden Gesellschafters Jonas Seidl erkannte schon vor über 40 Jahren, dass die Wasservorräte in Waldsassen überschaubar sind, und gründete, um die Ressourcen auch für die Zukunft zu sichern, damals bereits eine Produktionsgesellschaft in Naila bei Bad Steben, die Zugang zu ergiebigen Quellen hat. Dort füllen wir bereits seit 1980 einen Teil unseres Sortiments ab, unter anderem die Süßgetränke. Jetzt bringen wir diese langfristigen Pläne zum Abschluss.
Getränke News: Also alles doch ganz einfach?
Brodnicki: Natürlich ist der Umzug eine große Herausforderung an die Technik. Wir müssen ja lieferfähig bleiben, können nicht einfach mal eine Pause machen. Zurzeit werden in Naila zusätzliche Hallen gebaut, während wir das Mineralwasser noch am alten Standort abfüllen. Zu einem Stichtag wechselt dann auch die Mineralwasser-Produktion nach Naila. Unser Ziel ist der Jahreswechsel. Bis dahin bleibt uns nur zu hoffen, dass uns das Wetter hold bleibt. Die Bauunternehmen haben sich natürlich gewundert, dass wir ausgerechnet im Winter bauen wollen. Aber ein Brunnen kann natürlich nicht gerade während der Saison im Hochsommer umziehen.
Getränke News: Was bedeutet der Umzug für Ihre Kunden, also den Getränkefachgroßhandel?
Brodnicki: Wir hatten bereits viele Gespräche und sind überzeugt, dass unsere treuen Partner die Ware auch in Naila abholen werden. Die Rampe wird ab einem bestimmten Stichtag am neuen Standort sein – und die Händler sind auch regional so aufgestellt, dass sich an der Länge der Strecken nicht viel ändern wird.
Getränke News: Konsumenten, die hochwertiges Mineralwasser kaufen, erwarten eine gleichbleibende Qualität ihrer Marke. Wie vermitteln Sie, dass nun Kondrauer Mineralwasser aus einer anderen Quelle kommt und vielleicht auch anders schmeckt?
Brodnicki: Unsere neue Kondrauer-Quelle liefert Mineralwasser in hervorragender Qualität. Vom Charakter ist es natriumarm und eignet sich daher auch zur Zubereitung von Babynahrung. Von dem klassischen Kondrauer Mineralwasser unterscheidet es sich nur in Nuancen. Wir sind sicher, dass wir unsere Kunden mit der insgesamt etwas feineren Mineralisierung zufriedenstellen und zudem noch neue Konsumenten gewinnen können.
Zum Thema Geschmack fällt mir noch eine lustige Anekdote ein: Als wir unsere Süßgetränke mit Namen wie „Toni“, „Maxl“ und „Franz“ personalisiert haben, haben uns Konsumenten zurückgemeldet, dass die Getränke jetzt auch noch viel besser schmecken. Dabei sind die Rezepte 30 Jahre alt und wurden nicht verändert. Sogar das Outfit kann also die Geschmackswahrnehmung beeinflussen.
Getränke News: Wie nennen Sie denn künftig Ihr Mineralwasser?
Brodnicki: Neben der Sortenbezeichnung Naturell, Sanft, Medium und Prickelnd weist das Etikett künftig die „Marke Kondrauer“ aus und informiert über die Herkunft „Aus Naila bei Bad Steben“. Zum besseren Verständnis zeigen wir auf der Flasche einen Kartenauszug, wo der neue Standort bzw. die neue Kondrauer-Quelle eingetragen ist.
Getränke News: Gleichzeitig mit dem Umzug stellen Sie jetzt auch noch Ihre Gebinde um. Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal?
Brodnicki: Ich kann mir keinen besseren Zeitpunkt vorstellen. Wir wollen dem Verbraucher zeigen, dass wir den Trend der Zeit erkannt haben. Mit der neuen GDB-Poolflasche bekennen wir uns zu Glas und Mehrweg und setzen damit ganz auf Umwelt und Nachhaltigkeit. Zusammen mit unserem neuen Individualkasten transportiert die neue Flasche unser Versprechen „Erfrischend Bayerisch“ bestens. Ich bin überzeugt, dass wir damit auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen.
Getränke News: Viele Brunnen entscheiden sich heute für Individualflaschen…
Brodnicki: Ich finde, die neue Poolflasche ist eine sehr schöne, moderne Weiterentwicklung der klassischen GDB-Flasche. Dabei ist sie nicht nur schick, sondern auch umweltfreundlicher als eine Individualflasche, die ja immer zum Abfüller zurückgeführt werden muss. Beim Kasten setzen wir allerdings auf Individualität. Als regionaler Anbieter müssen wir am Point of Sale auf einen Blick erkennbar sein.
Getränke News: Sie sprechen im Zusammenhang mit dem Umzug von dem „Start in eine neue Epoche“. Wie wird sich nach Ihrer Einschätzung Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln?
Brodnicki: Wir haben im letzten Jahr kräftig zugelegt und werden hoffentlich mit unserem Gesamtsortiment diesen Wachstumskurs fortsetzen. Mit unserem aktuellen Markenauftritt übersetzen wir bayerisches Brauchtum auf zeitgemäße Weise. Zum Beispiel mit unseren beiden jährlichen Promotionschwerpunkten „Maibaum“ und „Erntedank“ – oder auch mit unserem neuen Radlblog für alle, die in Bayern Rad fahren möchten. Damit sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt.
Unser Gesprächspartner:
Ralf Brodnicki ist seit 2015 Geschäftsführer Marketing und Vertrieb des Kondrauer Mineralbrunnens. Zuvor war er Mitglied der Geschäftsführung von Rhönsprudel. Brodnicki begann seine Karriere in der Bierbranche; er war unter anderem für die Radeberger Gruppe sowie Brau und Brunnen tätig.
Über Kondrauer:
Der Kondrauer Mineral- und Heilbrunnen blickt auf eine über 700-jährige Geschichte zurück. Der Getränkehersteller verzeichnet einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich und beschäftigt derzeit 70 Mitarbeiter. Das Vertriebsgebiet erstreckt sich über ganz Bayern sowie in Regionen Sachsens, Thüringens und Brandenburgs. Hinzukommen einige „Hotspots“ in Berlin.