Die Brauerei Veltins überschritt 2018 erstmals in ihrer Geschichte die Drei-Millionen-Hektoliter-Grenze und setzte mit einem Ausstoß von 3,01 Millionen Hektolitern (+138.600 Hektoliter) eine neue Bestmarke (wir berichteten). Im Interview mit Getränke News erläutert Dr. Volker Kuhl, Veltins-Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, die Hintergründe.
Getränke News: Veltins konnte in 2018 beim Absatz um 4,8 Prozent wachsen. Und das trotz einer Preiserhöhung. Wäre das Wachstum ohne die Preiserhöhung noch höher ausgefallen?
Kuhl: Weil es flächendeckend Preiserhöhungen gab, hat das Premium-Segment keinerlei Mengennachteile gehabt. Im Gegenteil: Wir konnten durch die Preiserhöhung unseren Premium-Anspruch untermauern und das Absatzplus verdeutlicht unsere Markenstärke. Das ist ein wichtiges Signal in Richtung Handel, Gastronomie und Verbraucher.
Getränke News: In einem insgesamt rückläufigen Biermarkt geht es für Veltins seit Jahren bergauf. Was sind die Gründe für den Erfolg?
Kuhl: Kontinuität, gute Mitarbeiter und eine starke Position in unserem Heimatmarkt sind wichtige Gründe für unseren Erfolg. Hinzu kam 2018 der gute Sommer, der im Mai, Juni, August und September in unserer Brauerei für Absatzspitzen gesorgt hat. Wir konnten in unserem Heimatmarkt NRW die Marktposition als zweitstärkste Kraft im Premium-Biermarkt zementieren. Darauf legen wir seit jeher sehr viel Wert und betrachten ein Schützenfest vor der Haustür sinnstiftender als nach China verschiffte Hektoliter.
Getränke News: Die Marke Grevensteiner konnte 2018 um rund 30 Prozent wachsen. Hat Sie dieser enorme Erfolg überrascht?
Kuhl: Wir haben zwar mit einem Absatzplus geplant, mit einem solchen enormen Erfolg jedoch nicht gerechnet. Wir treffen mit Grevensteiner sowohl im Geschmack als auch mit der Ausstattung den Nerv der Zeit. Das bekommen wir nicht nur durch die Verkaufszahlen, sondern auch von den Biergenießern selbst immer wieder in den sozialen Medien widergespiegelt. Hinzu kommt, dass auch unsere Strategie, die Marke nur wenig zu bewerben, von Beginn an aufgegangen ist. Grevensteiner verkauft sich besser durch Empfehlungen als durch TV-Spots – für eine solche Spezialist ein sehr bemerkenswerter Umstand.
Getränke News: Inwieweit trug die Distributionserweiterung zum Erfolg von Grevensteiner bei?
Kuhl: Wir sind mit der Distribution von Grevensteiner sehr schnell vorangekommen und liegen hier inzwischen nur noch rund zehn Prozent unter der Marke Veltins. Das bedeutet, dass künftig das Wachstum nur noch über Mehrverkäufe möglich sein wird. Darum werden wir 2019 mit Grevensteiner etwas langsamer wachsen als bisher.
Getränke News: Ihre Geschäftserwartung an 2019 ist generell eher verhalten optimistisch.
Kuhl: Der deutsche Biermarkt wird aufgrund der demographischen Entwicklung weiter rückläufig sein. Nach Jahren des Rückgangs gab es 2018 durch den Jahrhundertsommer eine kurze Verschnaufpause. Es wäre wenig weitsichtig, in 2019 von einem so guten Sommergeschäft auszugehen wie in 2018.