Die Brauerei Gebr. Maisel ist mit Bayreuther Hell so stark gewachsen, dass die Kapazitäten nun durch den Bau einer zusätzlichen Brauerei erweitert werden. Getränke News sprach mit Brauereiinhaber Jeff Maisel über den Erfolg von Hellbier und über weitere Potenziale im Biermarkt.
Getränke News: Mit Bayreuther Hell ist Maisel enorm erfolgreich und hat wesentliche Impulse in den Hellbier-Markt gegeben. Aktuell schwächelt die Sorte ein wenig. Wird der Trend zu Hellem weiter anhalten oder ist der Zenit bereits überschritten?
Maisel: Die Absätze von Hellem sind im Handel zwar etwas zurückgegangen, die anderen Sorten haben aber dort deutlich mehr verloren. Grund für den Rückgang im Handel ist eine Verlagerung des Konsums in die Gastronomie, die nach der Pandemie wieder gut besucht wird. Dort legt Helles gerade ordentlich zu.
Ich bin überzeugt, dass die Sorte bayerisches Helles weiter wachsen wird, zu Lasten von Pils, Weißbier und anderen Bierspezialitäten. Helles passt in die Zeit und entwickelt sich hin zu internationalem Lager mit bayerischem Absender. Bayerische Biere wie Augustiner, Bayreuther oder Tegernseer sind ehrlich, die Verbraucher spüren, dass die Marken authentisch sind und keine Marketingprodukte, die sich irgendein Management ausgedacht hat. Entscheidend ist aber, dass die Biere den Leuten schmecken.
Getränke News: Helles kommt zunehmend unter Preisdruck. Aktuell steigt auch Warsteiner mit Paderborner Hell ins Preiseinstiegssegment ein. Wie kann einem Preisverfall entgegengewirkt werden?
Maisel: Marken wie Augustiner, Bayreuther oder Tegernseer müssen ihr Image aufrechterhalten, auch über den Preis. Wir Brauer müssen stolz auf unsere Produkte sein und uns treu bleiben. Unsere Zielgruppe sind nicht die Käufer von Preiseinstiegsbieren. Wir brauen qualitativ hochwertige Biere, mit ausgesuchten Rohstoffen, die ihren Preis wert sind.
Diese Denke sollte auch der Handel haben und gemeinsam mit uns und unseren Marken Wertschöpfung betreiben, anstatt die hochwertigen Biere als Lockangebote zu Dumpingpreisen anzubieten. Das schadet dem Bier-Image und führt durch Bevorratung zu Logistikproblemen.
Getränke News: Im Oktober 2022 hat die Familie Maisel die Gesellschafteranteile der fränkischen Püls-Bräu übernommen. Wie geht es dort weiter? Die Brauerei ist gerade einmal 30 Kilometer von Bayreuth entfernt und könnte zum Brauen von Aktien Zwick’l Kellerbier genutzt werden, um die Braustätten in Bayreuth zu entlasten.
Maisel: Die Mannschaft der Brauerei Püls hat über viele Jahre einen tollen Job gemacht, denn die Biere haben hervorragende Qualität und die Produktionsstätte ist top in Schuss. In der Brauerei gibt es keinen Investitionsstau, die Technik ist gepflegt, die Abfüllung wurde erst vor wenigen Jahren komplett erneuert. Uns ging es bei der Übernahme nicht um Menge oder um Braukapazitäten, um unsere Brauerei in Bayreuth zu entlasten. Uns ging es um den Erhalt und den Ausbau der fränkischen Bierkultur. Wir glauben an fränkische Bierspezialitäten und sehen dort großes Potenzial.
Wir haben aber mit Püls-Bräu nicht nur etwa ein Dutzend verschiedener fränkischer Bierspezialitäten und Biermischgetränke übernommen, die Brauerei hat auch einen eigenen Mineralbrunnen und eine Libella-Konzession. Der Markt der alkoholfreien Getränke wird weiter wachsen und ist für uns besonders spannend.
Getränke News: Aufgrund der ungebremsten Nachfrage nach Bayreuther Hell planen Sie den Neubau einer Brauerei in Bayreuth. Wie weit ist das Projekt?
Maisel: Von der Stadt wurde inzwischen eine Baugenehmigung erteilt und es finden erste Erdarbeiten statt. Jetzt bleibt abzuwarten, ob relevante Klagen eingereicht werden, die das Projekt noch verzögern können. Deshalb bauen wir zurzeit noch mit gedämpftem Schwung und hoffen, dass wir bald Vollgas geben können. Unser Ziel ist die Fertigstellung des „Bayreuther Brauhauses“ bis Sommer oder Herbst 2025.
Getränke News: Mit Maisel & Friends haben Sie nach wie vor eine Craftbier-Range im Portfolio. Welche Rolle spielt die Marke für Maisel? Wo steht Craftbier in Deutschland?
Maisel: Maisel & Friends ist unsere Ideenschmiede und Innovationswerkstatt und spielt deshalb für uns eine große Rolle. Ich würde die Biere weniger als Craftbiere, sondern als moderne Bierspezialitäten bezeichnen. In Deutschland wird es Craftbier aufgrund der bereits vorhandenen Biervielfalt weiterhin schwer haben. Es ist ein sehr kleiner Markt mit ein paar Brauereien, die in diesen Markt investieren. Und es gibt eine Zielgruppe, die auch bereit ist, für besondere Bierspezialitäten mehr Geld auszugeben. Deshalb wird Craftbier auch weiterhin im Markt bleiben und in der Nische noch wachsen, insbesondere in der Gastronomie. Auch wir verzeichnen mit Maisel & Friends auf kleiner Flamme ein ordentliches Wachstum. Dabei wächst die Sorte Alkoholfrei am stärksten. Hier sehe ich das größte Potenzial.
Getränke News: Stichwort Weißbier: Die Sorte schwächelt im Markt, auch bei Maisel?
Maisel: Gottseidank noch nicht. Bei uns haben sich Maisel’s Weisse Original und Alkoholfrei während Corona besser entwickelt als der Markt, wir konnten unseren Absatz im Handel deutlich steigern. Wir gehen davon aus, dass der Weißbiermarkt in Deutschland noch etwas zurückgehen wird, glauben aber, dass wir das mit unserem Exportgeschäft abfedern können.
Getränke News: Wird die Sorte irgendwann wieder zur alten Stärke zurückkehren?
Maisel: Früher hat Weißbier allein die bayerische Lebensart transportiert und war deshalb außerhalb Bayerns besonders beliebt. Inzwischen übernimmt auch bayerisches Helles diese Funktion. Wobei Helles mehr Marktanteile vom Pils weggenommen hat als vom Weißbier. Weißbier hat nach wie vor eine große Fangemeinde, ist aber mit den Konsumenten älter geworden.
Wir setzen vor allem auf den Spezialitätencharakter und die Qualität unserer Maisel’s Weisse. Zudem wollen wir uns noch etwas jünger positionieren. Ob die Sorte je wieder einen Höhenflug haben wird, bleibt abzuwarten.