Der Klimawandel setzt auch der Hopfenbranche zu. Durch anhaltende Hitze und Trockenheit wurden auf annähernd gleichbleibender Anbaufläche weltweit nur 107.000 Tonnen geerntet – 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Das geht aus dem Barth Haas-Bericht 2022/2023 hervor, den der Hopfenspezialist heute im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vorstellte. Auch in diesem Jahr rechnet das Unternehmen – angesichts des aktuellen Pflanzenstands – mit unterdurchschnittlichen Erträgen, wie Peter Hintermeier, Geschäftsführer von Barth Haas, ausführte.
Versorgungsengpässe muss man dennoch nicht befürchten, wie Heinrich Meier, Verfasser des Berichts, erklärte. Da in den zurückliegenden drei Jahren die Ernten sehr groß ausfielen, war der Markt bereits vor der Ernte 2022 überversorgt, und die Läger sind weiterhin gut gefüllt. Hopfen ist in Form von Pellets mehr als fünf Jahre lagerfähig, in Form von Extrakt noch länger.
Ungeachtet der reichlichen Vorräte zeigt die Ernte 2022, vor welch große Herausforderungen die immer häufiger auftretenden extremen Witterungsbedingungen die gesamte Hopfenwirtschaft stellen. „Da wir mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft immer häufiger damit konfrontiert werden, müssen wir diesen Herausforderungen weltweit entgegentreten“, so Peter Hintermeier.
Neuzüchtungen sollen verändertem Klima trotzen
Einen Ansatzpunkt bilde hierbei die Sortenwahl. Viele ältere Hopfensorten könnten unter den veränderten klimatischen Bedingungen ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen. Neue, zukunftsfähige Züchtungen, denen Trockenstress weniger ausmache und die widerstandsfähiger gegen Krankheiten seien, dienten der gesamten Branche zur Rohstoffsicherung, so Hintermeier. Gemeinsam mit den Brauern werde Barth Haas daran arbeiten, dass die Biere, die mit den neuen Hopfensorten gebraut werden, so schmecken wie vorher.
Die weltweite Anbaufläche für Hopfen ist nach acht Jahren kontinuierlicher Flächenausweitung erstmals leicht gesunken. Insgesamt wurden 2022 auf 62.802 Hektar Hopfen angebaut, das entspricht einem Rückgang um 0,2 Prozent gegenüber 2021. Weltweit die größte Hopfenanbaufläche mit knapp 25.000 Hektar liegt in den USA, Platz 2 belegt Deutschland mit fast 21.000 Hektar. Zusammen stehen beide Länder für 72 Prozent der Anbauflächen und 76 Prozent der geernteten Hopfenmenge.
Internationaler Biermarkt mit leichtem Plus
Im Gegensatz zu den Hopfenerträgen entwickelte sich der internationale Biermarkt im vergangenen Jahr besser als prognostiziert. Trotz der weltweit spürbaren Wirtschaftskrise wuchs der Ausstoß um 1,3 Prozent auf 1,89 Milliarden Hektoliter. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs hatten Branchenexperten mit rückläufigen Zahlen gerechnet. Trotz der leicht positiven Entwicklung im vergangenen Jahr wurde, laut Angaben von Barth Haas, allerdings das Niveau des letzten Vor-Pandemie-Jahres 2019 (1,91 Mrd. hl) noch nicht wieder erreicht.
„Vor einem Jahr hatten wir mit einem rückläufigen Weltmarkt gerechnet, da in Russland und der Ukraine etwa fünf Prozent der weltweiten Biermenge produziert werden. Vor diesem Hintergrund können wir mit dem leicht positiven Ergebnis recht zufrieden sein“, kommentiert Geschäftsführer Peter Hintermeier das Marktgeschehen.
Deutschland über weltweitem Schnitt
Über dem internationalen Schnitt lag Deutschland: Nach dem schwierigen Vorjahr legten viele deutsche Brauereien 2022 wieder kräftig zu; insgesamt stieg der Ausstoß um 2,8 Prozent auf 87,8 Millionen Hektoliter. „Im weltweiten Ranking positioniert sich Deutschland damit unverändert auf Platz 5“, erläutert Verfasser Heinrich Meier. „Die Plätze 1 bis 4 belegen unangefochten China, die USA, Brasilien und Mexiko. In diesen fünf größten Erzeugerländern wird fast die Hälfte (49 Prozent) des Biers gebraut.“
Eine Prognose für den Weltbiermarkt 2023 fällt schwer. Die Folgen des Ukraine-Kriegs sind weiterhin auch in der Brauwirtschaft deutlich spürbar. „Die sprunghaft gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Arbeitskräfte verharren auf hohem Niveau und eine deutliche Entspannung ist nicht in Sicht“, sagt Peter Hintermeier. „Dennoch rechnen wir mit einem leichten Zuwachs, so dass in etwa das Niveau des Vor-Corona-Jahrs 2019 wieder erreicht werden dürfte.“