Die Tarifverhandlungsgruppe der Sauer-/Siegerländer Brauereien und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erzielte am vergangenen Freitag eine Einigung. Das Ergebnis schließt sich weitgehend an die ebenfalls abgeschlossene Tarifrunde der Rheinisch-Westfälischen Brauereien an. Ein Novum: Der Tarifabschluss gilt nur für die Krombacher Brauerei und die Brauerei Veltins. Die Warsteiner Brauerei soll sich noch während der Verhandlungen zurückgezogen haben, so dass es dort zu keinem Abschluss für die Mitarbeiter kam. Die Warsteiner-Geschäftsführung habe die Verhandlungen in weiten Teilen blockiert, die Angebote abgelehnt und sich schließlich geweigert, das Ergebnis anzuerkennen, so die NGG. Die Mitglieder der Warsteiner Gruppe würden jetzt gemeinsam dafür kämpfen müssen, dass auch sie den Abschluss bekommen, heißt es in einer Information an die Mitglieder.
Corona-Prämie in zwei Teilen
„Wir hätten uns von der Gewerkschaft NGG mehr Augenmaß für die wirtschaftliche Lage der Brauereien im bereits 2. Corona-Jahr gewünscht und können die aus unserer Sicht überzogenen Forderungen zum Wohle des gesamten Unternehmens nicht akzeptieren“, sagt Warsteiner-Sprecherin Simone Lápossy. Laut dem neuen Entgelttarifvertrag werden den Beschäftigten eine Corona-Prämie in zwei Teilen ausgezahlt: 500 Euro sind mit der nächsten Lohnabrechnung und 250 Euro spätestens im März 2022 fällig. Auszubildende erhalten die Hälfte der vereinbarten Prämie, Teilzeitkräfte eine anteilige Zahlung. „Unserer Tarifkommission ist es schwergefallen, auf eine tabellenwirksame Lohnsteigerung in diesem Jahr zu verzichten“, so die NGG. Angesichts der seit über einem Jahr anhaltenden schlechten Situation im Fassbierbereich sei der Ausgleich durch die Einmalzahlung angemessen.
Angebot offenbar nicht hoch genug
Das sieht die Warsteiner Brauerei anders: „Auch im von der Corona-Pandemie gekennzeichneten Jahr 2020 haben wir als Unternehmen große Verantwortung übernommen und die tarifliche Lohnerhöhung von 2,3 Prozent mitgetragen. Im aktuellen Krisenjahr 2021 ist das aus unternehmerischer Sicht nicht mehr tragbar“, so die Sprecherin. „Wir sind der Überzeugung, dass der krisengebeutelte Markt – mit langen Lockdownphasen, weitestgehend geschlossener Gastronomie und nahezu keinen Veranstaltungen – derzeit kein darüber hinaus gehendes finanzielles Angebot an die Arbeitnehmer hergibt“, sagt Lápossy. Trotzdem habe Warsteiner der NGG ein Angebot gemacht. Es sei der Gewerkschaft aber nicht hoch genug gewesen.
Der gemeinsame Fokus müsse sich jetzt auf die Reaktivierung des Geschäftes konzentrieren, um alle Arbeitsplätze nachhaltig zu erhalten, so Lápossy. „Wir dürfen alle nicht vergessen: Corona ist noch nicht vorbei, viele Festivals, Stadtfeste und andere Veranstaltungen sind immer noch abgesagt und keiner weiß, ob wir auch im kommenden Winterhalbjahr wieder von Maßnahmen wie bspw. Lockdowns, die das Fassbiergeschäft massiv beschränken, ausgehen müssen.“ Es sei der völlig falsche Zeitpunkt, jetzt solch hohe Forderungen zu stellen.
Der Artikel wurde nach einer Stellungnahme der Warsteiner Brauerei aktualisiert.